With Full Force 2011 (01.-03.07.2011, Roitzschjora) - Samstag, 02.07.11

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Und dann ging es los: War der Regen am frühen Samstag Morgen noch erträglich und von schaueriger Natur, begann es danach dauerhaft zu schütten, begleitet von kalten Böen. Ich bin bestimmt nicht aus Zucker, aber auf Dauer gesehen verdarb einem dieses Wetter fast jeden Anflug von Festivalstimmung.

 

Dennoch probierte ich, das Beste herauszuholen, z.B. bei ARMA GATHAS, die große Vorschusslorbeeren erhalten haben und auch musikalisch ziemlich fett die HARDBOWL rockten - leider ging mir Sänger Ché ziemlich auf die Nüsse und ich schaute lieber bei KYLESA vorbei - was sich auch als die bessere Wahl herausstellen sollte!
Zwei Drummer, psychedelischer Stoner Rock und geile Riffs liessen mich schnell vor der Hauptbühne verharren - der Auftritt toppte sogar noch den Gig vom letztjährigen SUMMER BREEZE, da hier soundmässig einiges mehr passierte. Smoke!

BETZEFER auf der Bühne bescherte mir dann das gleiche Problem wie bei der kürzlich erschienenen CD "Freedom To The Slave Makers": Alles ganz nett und gefällig, aber nach wie vor zünden die neuen Tracks bei mir einfach nicht und Bock, hierfür im Regen auszuharren, hatte ich dann auch nicht - ich zog mich bei nem Käffchen(heiss, schwarz und lecker!) ins Pressezelt zurück. Nebenbei bemerkt wurde auch hier das Bier mittlerweile zum Ladenhüter und die Leute griffen lieber auf Tee oder halt andere Heissgetränke zurück...

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Ui, jetzt abba schnell in die HARDBOWL! Mit noch halbvollem Kaffeebecher musste ich mich schier durch das Zelt prügeln, da die EMIL BULLS bereits ein paar Minuten früher als auf dem Plan angegeben mit dem standesgemässen Opener "Here Comes The Fire" ein kleines Inferno losbrachen!
Ja, da kam schon eher die rechte Laune auf! Das Zelt war voll, die Kids bestens bei Laune und die Setlist einmal mehr eine einziges Hitfeuerwerk!
Nach dem oben erwähnten Opener rummste es gleich das zweite Mal mit "The Most Evil Spell" - das brachte auch in meine klammen Klamotten wieder Leben! "Time", "When God Was Sleeping" und das eigentlich nicht geplante, aber durch den früheren Beginn möglich gemachte "Nothing In This World" liessen das scheiss Wetter für vierzig Minuten vergessen - nach "Worlds Apart" mussten wir uns leider alle wieder den Gegebenheiten stellen und ins Nass hinaus.

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Aber das sollte sich vor der großen Bühne wieder lohnen: ENTOMBED waren im Haus und gaben einmal mehr einen schönen Querschnitt der Bandhistorie zum Besten! "Demon", "Damn Deal Done" und "Wolverine Blues" für die Rock´n´Roller, "Left Hand Path", "When In Sodom", "Supposed To Rot" und "Living Dead" für die Headbanger. Der stärker werdende Regen machte somit auch erst mal wenig aus, fing aber so langsam richtig an zu nerven. L.G.Petrov war das eh reichlich egal und feixte wie immer mit dem Publikum über seine letzte Zahn-OP, schnitt Grimassen und stolperte wie gewohnt über die Bühne. Ja, das war mal wieder eine ganz feine Sache!

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Für die (mal wieder) abgesprungenen SUICIDE SILENCE wurden die Düsseldorfer CALLEJON in die Mitte des Samstags-Billings gebucht und ich sage euch: Vom Zulauf her hatte das absolut Headliner-Qualität! Basti (der mittlerweile wie Phil Anselmo ausschaut!) und Co liessen sich diese Chance auch nicht entgehen und feierten mit der Meute eine dicke, wenn auch feucht-nasse Zombie-Party.
Mit dabei waren die Hits der aktuellen "Videodrom" ("Dieses Lied Macht Betroffen", "Kinder Der Nacht", "Sommer, Liebe, Kokain") und natürlich ältere Gassenhauer wie "Zombified", "Und Wenn Der Schnee", passenderweise "Es Regnet" und "In Dunklen Wassern Brennt Ein Licht".
Aber kein CALLEJON-Gig ohne "Porn From Spain", ganz klar - und hier ging zum Abschluss noch einmal so richtig die Lutzie steil. Aber vorher hatten sich die Rheinländer noch ein Schmankerl ausgedacht, nämlich das DIE ÄRZTE-Cover "Schrei Nach Liebe" wurde durch den Zombie-Core-Fleischwolf gedreht. Eine sehr geile Idee, klasse umgesetzt und absolut Zielgruppen-kompatibel.
Macht nur weiter so, dann gibt es nicht nur ein Stück vom Kuchen aus Kommerz, sondern gleich die komplette Schwarzwälder Kirsch!

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Und ja, ich entschied mich in diesem Jahr mal wieder für die mächtigen KASSIERER (In diesem Jahr übrigens aus "Dühsbursch")! Mit frisch gewechselten Klamotten wollte ich mir die Regenschlacht um TERROR nicht antun.
Dann lieber trockenen (?) Fusses im Zelt der Ruhr´schen Philosophie frönen und mit meinen Camping-Genossen über die Thesen von Wölfi und Co angeregt im Kreis diskutieren, ne?
Strittige, aber hochwissenschaftlich-komplexe Thesen über das "Gehirnvolumen", die "Quantenphysik" und das "Teleportieren" wurden überzeugend vorgebracht und liessen die anwesenden Teilnehmer des Diskuss in freudiger Erregung mitsinnieren. Da allerdings auch ein paar Freunde der niederen Instinkte anwesend waren, musste Wortführer Wölfi desöfteren sein Gemächt frei legen und über "Besoffen Sein", "Große Glieder", "Sex Mit Dem Sozialarbeiter", "Blumenkohl Am Pillermann" und "freigelegte Titten" sprechen - komischerweise fanden diese Beiträge um einiges mehr an Zustimmung bzw. Resonanz als die Naturwissenschaftlichen.
Sei´s drum, DIE KASSIERER gaben sich flexibel und verbuchten die schlagenden Argumente einmal mehr auf ihrer Seite. Weiter so!

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Meiner noch halbwegs trockenen Kleidung musste ich nun einen erneuten Stresstest unterziehen: Bei SATYRICON gibt es gar nichts anderes, als vor der Bühne mit abzugehen! Mit "Possessed", "Black Crow On A Tombstone" und "Diabolical, Now!" (eingeleitet durch ein feines Drum-Intro Frost´s) brauchte es auch nicht lange, bis man auf Betriebstemperatur war. Satyr trieb wie immer souverän durch das Set, welches mit "K.I.N.G", "The Pentagram Burns", "Fuel For Hatred" und natürlich "Mother North" am Ende ausschliesslich Hits am Start hatte. Das mächtige, monumentale und hypnotische "To The Mountains" muss ich allerdings gesondert hervorheben, es sollte für mich der intensivste Moment des WFF 2011 werden - was ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnte.
Denn erst nach diesem großartigen Auftritt wurde mir bewusst, daß ich schon wieder klatschnass geworden war und erneut wieder Wärme von innen gebrauchen konnte.

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Diese wohlige Wärme wollte ich mir möglichst lange konservieren und blieb im Pressezelt kleben - die kurz zuvor im heimischen Saarbrücken arg enttäuschenden CAVALERA CONSPIRACY (hier nachzulesen) waren zwar dank Max´s besserer Stimme wie ausgetauscht, aber nicht Grund genug, um erneut im Regen auszuharren. Das gleiche galt für HATEBREED, die ich nun schon zu oft gesehen habe, um mich erneut der Kälte auszusetzen.

So verharrten wir eine geraume Zeit, bis endlich KNORKATOR das "Saturday Night Fever" eröffneten. Die wiedervereingte, meiste Band der Welt gab sich unterhaltsam wie immer; Stumpen, im grünen Ganzkörper-Anzug zu Beginn des Gigs gehüllt, verrenkte sich einmal mehr nach allen Regeln der Kunst und feixte ein ums andere Mal mit dem unter einem Keyboard-Rad hantierenden Alf Ator um die Wette.
"Der Ultmative Mann", "Pft" und "Ich Will Nur Ficken" gaben den Tanzbeinen den passenden Einstieg und wurden von den bizarren Covers "Ma Baker" und "All That She Wants" noch einmal getoppt. Mit "Alter Mann", "Eigentum"  und dem brandneuen "Refrain" gestaltete man die Mitte des Gigs; durch die zu lange Umbauzeit markierte "Böse" leider den Endpunkt des Sets und so vielen "Kurz Und Klein" und "Wir Werden Alle Sterben" leider der Zeit zum Opfer. In dieser Form kann man sich die bekloppte Berliner Boyband sicherlich auch wieder auf der bald anstehenden Tour anschauen gehen!

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Mein persönlicher Abschlus des WFF sollte dann einmal mehr MAMBO KURT im Pressezelt sein, der sichtlich seine Mühe hatte, die Meute auf Betriebstemperatur zu bringen! Die Enttäuschung über das Dreckswetter sass bei vielen tief und sollte sich auch erst in der zweiten Hälfte des Sets mit den Trash-Songs ändern - ich wollte zu diesem Zeitpunkt schon nur noch in die Heia.

Ich hätte allerdings auch sitzen bleiben können: Ich bekam in der Nacht kein Auge zu; die Windböen und der stets trommelnde Regen ließen mir keine Ruhe. Und als ich am nächsten Morgen entdeckte, daß die meisten Heringe über Nacht aus der Erde gerissen waren und die Schlafkammer des Zeltes unter Wasser stand, gab es nur noch eines: Hemm!
Meine trockenen Kleider waren aufgebraucht, das Zelt im Arsch, ich schlaflos und die Laune eh unterm Nullpunkt - schade schade um KVERLERTAK, ILL NINO, PARKWAY DRIVE, KREATOR, DEATH BY STEREO, SPERMBIRDS, MOONSPELL, SAMAEL und natürlich SOLSTAFIR, die alle Sonntags noch meine Beachtung verdient hätten!

So aber machte mir letztendlich ein, vom Billing her gesehen, eigentlich geiles achtzehntes WITH FULL FORCE keinen Spass mehr, woran die Veranstalter natürlich am wenigsten Schuld hatten. Nur eine Sache ist sicher: Nächstes Jahr komm ich mit dem Wohnmobil, dann kann ich auch auf meinetwegen arktische Temperaturen scheissen! (Brix)


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