Night Of The Prog Festival III (18.07. - 20.07.2008, Loreley) - Night Of The Prog Festival III - Samstag 19.07.

Beitragsseiten



Samstag 19.07.2008:

Nachdem es am ersten Tag mit Ausnahme von SOLAR MOON ausschließlich gute bis beeindruckende Künstler zu sehen gab, die allerdings alle den Makel hatten, dass sie nicht progressiv im eigentlichen Sinne waren, stand der zweite Tag des Night Of The Prog endlich ganz im Zeichen der Rockmusik. Die Wettervorhersagen versprachen zwar nicht gerade das Beste, aber abgesehen von einem kurzen Schauer, blieb's zumindest trocken, so dass dem mehrstündigen Spaß nichts im Wege stand. 

CENTRAL PARK:
Der zweite Festivaltag wurde pünktlich um 12:30 von der Münchener Progressive Rock-Legende CENTRAL PARK eröffnet, die somit die erste richtige Prog Band des diesjährigen Night Of The Prog's waren. Zur Freude der Band war das weite Rund zu dieser frühen Zeit bereits ordentlich gefüllt, und in den ersten Reihen tumellten sich anscheinend einige gute Bekannte der Band, die alle erst mal mit Namen begrüßt wurden. Das hat man auch nicht alle Tage. Mit dem Doppelschlag „Face The Space“ und „Fireworks“ eröffneten CENTRAL PARK ihr Set, und bereits bei den ersten Songs war erkennbar, dass CENTRAL PARK ihre lange Auszeit problemlos weggesteckt haben; man präsentierte sich eingespielt und spielfreudig. Die vielen Shows, die man im Vorprogramm von FISH bestreiten durfte, waren hierfür sicherlich nicht unwichtig. Neben alten Klassikern wie eben jenen oder „Recycling“ und „Summer Love“, stellten CENTRAL PARK mit „Elephant Bay“ auch ein neues Stück vom kommenden Album vor, das zeigte, dass die Band auch im Jahre 2008 noch gute Songs schreiben kann. Highlight der einstündigen Show war selbstredend das 20-minütige Epos „Don't Look Back“, bei dem CENTRAL PARK von einer Schönheit namens Cory Godess unterstützt wurden, die nicht nur gesanglich einen guten Eindruck machte. Und so war es kein Wunder, dass die Münchener zum Schluss von der Menge mit kräftigem Applaus, und von einer Besucherin mit Blumen bedacht wurden.

MAGENTA:
Nach CENTRAL PARK war es dann mal wieder Zeit für eines dieser unbeschriebenen Blätter, die jedes Jahr die Chance auf dem Night Of The Prog erhalten. Und keine Frage MAGENTA nutzten diese Chance, und wie sie sie nutzten. Das Sextett aus Wales konnte von der ersten Minute an mit seiner Musik die Zuschauer in den Bann ziehen, und hatte zusätzlich mit Sängerin Christina Booth eine äußerst charmante Frontfrau vorzuzeigen. Das Hauptaugenmerk legten die Waliser auf das neue Album „Metamorphosis“, von dem man die beiden 20 Minuten-Longtracks „The Ballad Of Samuel Layne“ und „Metamorphosis“ zelebrierte. Klar, dass da nicht mehr viel Zeit für viele weitere Songs blieb, so dass es MAGENTA in gut einer Stunde gerade mal auf fünf Songs brachten. Die hatten es aber allesamt in sich, und waren der beste Beweis dafür, dass MAGENTA 2007 völlig zu Recht mit dem Preis „Beste Progressive Rock Band“ der Classic Rock Society ausgezeichnet wurden. Wenn's nach mir gegangen wäre, hätten MAGENTA ruhig noch ein wenig länger ihren melodischen wie atmosphärischen Prog Rock darbieten können, aber nach dem letzten Song  „The Warning“ war nach einer Stunde unwiderruflich Schluss, und MAGENTA hatten auf ganzer Linie gewonnen. Bitte bei einer der nächsten Auflagen noch einmal engagieren!

PRISMA:
Nach diesem überwältigenden Auftritt von MAGENTA hatten es die Schweizer von PRISMA anschließend gleich doppelt schwer, das Stimmungspegel oben zu halten. Zum einen war man immer noch ganz begeistert von den Walisern vorher, und zum andern ist der düstere alternative Prog Metal nicht gerade leichte Kost. Zudem schienen einige Besucher von der dargebotenen Härte ein wenig verschreckt gewesen zu sein, als Vertreter eines Metal-Magazins hatte ich damit natürlich keine Probleme. Im Grunde genommen, war genau das auch so zu befürchten, die Schweizer machten dennoch das Beste aus der Situation, und stellten zumindest unter Beweis, dass sie eine technisch herausragende Band sind. Auch die vorgestellten Songs des Debütalbums „Collusion“ wussten zumindest mir und einigen Anwesenden, zu gefallen und untermauerten, dass PRISMA zu den heißesten Newcomern der Progszene zählen. Vor allem der durchtrainierte Sänger Michael war bemüht, Kontakt zum Publikum zu knüpfen, doch zu mehr als Höflichkeitsapplaus sollte es nicht reichen.

IT BITES:
Mit den Briten von IT BITES folgte im Anschluss eine Band, die fast auf den Tag genau vor 21 Jahren schon einmal auf der Bühne der Loreley stand, damals als Support bei der denkwürdigen MARILLION Show. Damals war noch Originalfrontmann Francis Dunnery dabei, der nach der Reunion von IT BITES durch John Mitchell ersetzt wurde, der vielen von ARENA und KINO bekannt sein dürfte. Zusammen mit IT BITES Gründungsmitglied John Beck stand damit die Hälfte von KINO auf der Bühne. Für viele der Anwesenden dürfte die heutige IT BITES Show die erste des Lebens gewesen sein (mich eingeschlossen), und die vier Musiker (drei in weiß gekleidet, einer in schwarz) sorgten durch einen überzeugenden Auftritt dafür, dass man diesen sein Leben lang nicht mehr vergisst. Zwar merkte man gerade Sänger und Gitarrist John Mitchell am Anfang die Nervosität und Unsicherheit an, doch spätestens bei dem dritten Song passte alles zusammen. Im Laufe der einen Stunden boten IT BITES ein Best-Of Programm ihres bisherigen Schaffens plus einen neuen Song („The Wind Shakes The Barley“ oder so ähnlich), der in meinen Ohren das Highlight des gesamten Gigs war. IT BITES hatten anscheinend gegen Ende so viel Freude an ihrem Schaffen, dass sie gar nicht mehr aufhören wollten, und ihre anvisierte Spielzeit um fast 10 Minuten überzogen. Sollten IT BITES mal auf Clubtour gehen, werde ich mir das mit Sicherheit nicht entgehen lassen.

THE FLOWER KINGS:
Der Auftritt der FLOWER KINGS stand von Beginn an unter keinem guten Stern, denn augenscheinlich gab es erhebliche Probleme mit Roine Stolt's Verstärker, was im Ergebnis zu einer gut 20 minütigen Verzögerung, und einer Setlistreduzierung, führte. So kamen die vielen Freunde der Blumenkönige im weiten Rund gerade mal in den Genuss von 4 Songs, was bei den FLOWER KINGS aber nichts heißen muss. Denn bereist der Opener „The Truth Will Set You Free“ ist mit seinen 30 Minuten ein abendfüllendes Werk. Die restlichen Songs „What If God Is Alone“, „Love Is The Only Answer“ und „Life In Motion“ fielen dementsperchend „kürzer“ aus. Abgesehen von Mastermind Roine Stolt, der seinen Ärger während des gesamten Gigs nicht los wurde und sich nur ab und zu mal zu einem Lächeln hinreißen ließ, präsentierten sich die übrigen Bandmitglieder für Progverhältnisse gut gelaunt und spaßig auf der Bühne, allen voran Bassist Jonas Reingold und Sänger/Gitarrist Hasse Fröberg. Wirklich euphorische Reaktionen seitens des Publikums konnten die FLOWER KINGS zwar nicht erzielen, unterm Strich war's aber immer noch ein guter Auftritt der Schweden, mit Sicherheit aber auch nicht mehr.

PAIN OF SALVATION:
Nach so viel klassischem und gemäßigtem Prog Rock, war es anschließend mal wieder Zeit für ein ordentliches Brett und das lieferten PAIN OF SALVATION. Musste man aufgrund der verhaltenen Reaktionen bei PRISMA ein wenig Sorge haben, dass PAIN OF SALVATION vielleicht zu hart für die Menge sein könnten, wurde man schnell eines besseren belehrt; die folgenden 90 Minuten wurden zu einem Triumphzug, der die Massen begeisterte. Leider fing direkt zu Beginn der Show an zu regnen, was dazu führte, dass sich so einige nach hinten ins Trockene und unter die Regenschirme flüchteten. Wirklich schade, denn die Show von PAIN OF SALVATION hätte es verdient gehabt, von allen Besuchern mit kompletter Aufmerksamkeit verfolgt zu werden. Dieser Auftritt der Schweden war schlicht und einfach eine Sternstunde und konnte ALLES! Jeder Song ein absoluter Volltreffer, einer mitreißender als der andere, dabei wurden alle Alben der Bandgeschichte berücksichtigt, angefangen bei „Entropia“ bis hin zum aktuellen Werk „Scarsick“; ich hätte heulen können vor Begeisterung. Dazu mit Daniel Gildenlöw einer der charismatischsten Frontmänner der Szene, der nicht nur als Sänger eine ausgezeichnete Figur abgibt, sondern wahlweise auch als Entertainer oder Schauspiler. Ich könnte mir jetzt noch seitenweise die Finger wund schreiben über die Genialität der Band, aber eigentlich braucht man sich nur mal die Fotos der Bandmitglieder von ihrer Livedarbietung anzuschauen, und man sieht mit welchem Enthusiasmus die Band bei der Sache ist, und welche Emotionen die Schweden im Menschen freisetzen können. Beim abschließenden „Disco Queen“ tanze dann die ganze Meute fröhlich im Takt, was zeigte, dass PAIN OF SALVATION nicht nur Ernst können. PAIN OF SALVATION: Das Intensivste, was der Progressive Metal zu bieten hat.

BARCLAY JAMES HARVEST:
Von Intensität waren die dann folgenden Künstler weit entfernt, BARCLAY JAMES HARVEST stehen vielmehr für angenehme locker-flockige Rocksongs, und als Kontrast zu den vorherigen PAIN OF SALVATION klappte das wunderbar. Zumindest, was die Songs angeht, denn mit Klassikern wie „Life Is For Living“, „Hymn“ oder dem schon von KATIE MELUA gecoverten „Mocking Bird“ kann man nicht viel verkehrt machen. Auch spielerisch präsentierten sich die Musiker in guter Form, aber so richtig wollte der Funke nicht über springen, und das lag ganz einfach an der sehr durchwachsenen Gesangsperformance von Les Holroyd, dem man sein Alter ganz deutlich anhört. Auch die neuen Songs, die im Laufe des Sets vorgestellt wurden, konnten nicht vom Hocker reißen, so dass der Auftritt von BARCLAY JAMES HARVEST als einer von ganz wenigen in der Night Of The Prog Tradition in die Kategorie „durchwachsen“ gehört.


FISH:
Der Headliner des zweiten Tages war wie in den beiden Jahren zuvor die Ex-MARILLION Stimme FISH samt seiner Band, der nicht umsonst als Patronat des Festivals bezeichnet wird. Und wer bei der großartigen Show im vergangenen Jahr dabei war, ahnte bereits vorher, dass es FISH unmöglich gelingen konnte, das zu wiederholen. Und so sollte es dann auch kommen, was jetzt nicht heißen soll, dass FISH eine schlechte Show bot, vor allem, wenn man bedenkt, dass er aufgrund der Verzögerungen im Laufe des Tages erst mit über 1-stündiger Verspätung irgendwann gegen halb zwölf auf die Bühne durfte. Doch auch hier wollte der Funke nicht so richtig auf's Publikum übergehen. Lag's an der späten Uhrzeit, an der saumäßigen Kälte, die die Loreley mit Anbruch der Mitternacht erfasste, an der mäßigen Setlist, die zu viele Songs des aktuellen „13th Star“ Album berücksichtigte und zu wenige Klassiker aus seinem (Wo war „Vigil“???) bzw. dem MARILLION Repertoire oder am durchwachsenen Sound? Vermutlich war's von allem etwas, hinzu kam, dass man FISH einfach von seinem Auftritt im letzten Jahr besser in Erinnerung hatte, zumal die Setlist im großen und ganzen mit der aus dem Vorjahr identisch war. Mit seiner guten Gesangsleistung und seinem charismatischen Auftreten konnte der „Onkel“ trotzdem bei den noch Anwesenden punkten, und spätestens beim vorletzten „Incommunicado“ stand der komplette Berg hinter FISH, da wurden trotz der Müdigkeit und der Kälte noch mal die letzten Reserven mobilisiert. Nach 110 Minuten setzte „The Last Straw“ weit nach Mitternacht den Schlusspunkt unter einen insgesamt sehr gelungenen zweiten Festivaltag. 



Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden