Interview mit Jón Aldará (Iotunn) - Deutsche Version

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Anne: Herzlichen Glückwunsch zu eurem Album und den vielen positiven Rückmeldungen, die ihr bisher bekommen habt! Ich muss zugeben, dass meine Erwartungen ziemlich hoch waren, da ich wusste, du würdest keiner Band beitreten, die nicht einen gewissen Grad an Qualität erreichen würde und dein und mein Musikgeschmack sind recht ähnlich, von daher ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass du bei einer Band mitmachen würdest, die ich nicht mag. Ich hatte also hohe Erwartungen, aber ich wirklich hin und weg davon, wie gut es ist. Und ich nehme an, ihr seid zufrieden, all diese positiven Reviews und Meinungen erhalten zu haben.

Jón: Ja, absolut. Und auch deine.

Anne: Habt ihr überhaupt negative Kritiken bekommen?

Jón: Nicht wirklich. Nicht negativ. Ich habe bisher keine negativen gesehen, es war meistens positiv bis sehr positiv. Natürlich gibt es verschiedenen Grade oder Bewertungen. Viele Bewertungen waren irgendwo bei 8 oder 9 von 10 und dann ein paar 10 von 10. Und dann haben wir noch die etwas seltsameren, wie, ich glaube Deaf Forever verwendet eine Skala bis 15, aber das war auch wirklich gut, es war 12 oder 13 von 15 oder sowas in der Art, und bei Metal Hammer waren es 5 von 7, so um den Dreh. Also alles war über dem Durchschnitt, würde ich sagen. Und die meisten Reviews waren wirklich gut, wir sind alle etwas überwältigt davon, muss ich sagen. Es ist auch etwas komisch, weil das Album schon so lange in unseren Köpfen ist. Es wurde über einen so langen Zeitraum entwickelt und es ist schon ungefähr ein Jahr her, dass wir mit den Aufnahmen fertig wurden. Von daher hat man diese eigenartige Verbindung zu dem Album, wo es nicht mehr wirklich neu ist, aber dann wird es plötzlich wieder neu, wenn wir es durch die Augen von anderen Leuten sehen und die Leute beschreiben, was sie fühlen, wenn sie das Album hören. Und zu sehen, dass die Leute wirklich etwas Positives aus dem Album ziehen – das wiederbelebt es für uns ebenfalls.

Anne: Ich finde, es ist ganz lustig, die Reviews zu lesen, weil nahezu jeder Reviewer ein anderes Genre benutzt, um eure Musik zu beschreiben. Ich habe Black Metal gelesen, Progressive, Melodic Death, Dark Metal, Doom und einige mehr. Ich persönlich würde zu Progressive tendieren, denn das ist eine wirklich große Box, in die man viele Dinge hineinpacken kann. Was würdest du wählen, oder wollt ihr überhaupt einem bestimmten Genre zugeordnet werden oder in eine bestimmte Box gesteckt werden?

Jón: Nun, ich denke, man macht normalerweise Musik, die zu dem passt, was man selbst mag. Von daher denke ich, wir alle mögen bestimmte Dinge, die die Musik, die wir schreiben, inspiriert hat, aber es ist keine bewusste Sache, die wir machen. „Lasst uns etwas machen, das wie dies oder das ist“, und hinterher hören wir dann „Oh ja, ich glaube, da waren wir auf jeden Fall von dieser oder jener Band inspiriert, als wir das geschrieben haben“. Aber ich denke es gibt auf jeden Fall einige Bands, die große Einflüsse sind und vielleicht werde ich sie jetzt absichtlich nicht erwähnen, aber sie wurden in Reviews genannt und es ergibt Sinn. Dass sie ein großer Einfluss sind. Aber sie sind auch verschieden genug und vielseitig genug, dass es schwer ist, unsere Musik direkt mit ihrer zu assoziieren oder zu sagen „das ist eine Kopie von diesem oder jenem.“ Von daher denke ich, es ist vielseitig und komplex genug, was die Einflüsse angeht, dass es schwierig ist, sie genau zu benennen. Ich würde sagen, dass wir irgendwo im Melodic-Death-Metal-Progressive-Bereich angesiedelt sind, aber wenn man nur diese Genre nennt, dann kann man nicht all die verschiedenen Musikstile in seinem Kopf haben, basierend auf diesen Genretags, von daher würde ich lieber kein Genre nennen. Aber ich würde sagen, was die Leute über das Album sagen, ergibt Sinn. Ich meine, selbst die Leute, die sich selbst widersprechen, haben Recht. Oder die anderen widersprechen. Die Leute, die total unterschiedliche Dinge sagen, die haben beide Recht.

Anne: Und was du bezüglich der Bands erwähnt hast, das ist auch ziemlich lustig in den Reviews, denn ihr werdet mit so vielen verschiedenen Bands verglichen. Ich habe glaube ich zehn verschiedene Bands, oder sogar mehr, gelesen. Sie sagen ihr klingt wie INSOMNIUM, wie SCAR SYMMETRY, wie DISSECTION, SANCTUARY, wie THRESHOLD, wie DIMMU BORGIR, und viele mehr…

Jón: Wirklich, diese Bands auch?

Anne: Ja, BATHORY und DISILLUSION, PRIMORDIAL…

Jón: Ja, PRIMORDIAL, BATHORY, ENSLAVED hat glaube ich jemand gesagt. Und vielleicht einige von den Norwegern wie BORKNAGAR und ARCTURUS, habe ich gehört, was definitiv Bands sind, die wir alle, oder die meisten von uns, wirklich lieben, von daher – einiges ergibt Sinn, anderes kann ich nicht wirklich hören, aber ich finde, es ist lustig, denn alle diese Bands, so ziemlich alle Bands, die die Leute erwähnen, sind Bands die ich wirklich mag oder respektiere. Von daher, solange es eine positive Verbindung zu einer wirklich guten Band ist, dann klar, das ist ok.

Anne: Wann und wie bist du ein Mitglied der Band geworden und an welchem Punkt im Songwriting für das Album waren die anderen zu diesem Zeitpunkt?

20210227 interview iotunn 06Jón: Ich glaube es war im Winter 2018/19, als ich in den Arbeitsprozess eingestiegen bin, aber da war der größte Teil des Materials schon geschrieben. Die Songstrukturen, die Riffs und die Klanglandschaften waren alle schon arrangiert, aber es fehlte noch der Gesang, der alles verbindet. Aber es waren noch keine Texte geschrieben und auch noch keine Gesangslinien. Mir wurde also einfach freie Hand gewährt, auf meine eigene Art und Weise zu schreiben, und meine eigene Idee, was das Konzept sein sollte, basierend auf der Musik, die ich hörte. Der Grund, weshalb ich eingestiegen bin, war, dass sie mir die Musik zeigten, die sie geschrieben hatten und es war wirklich spektakulär und ich dachte: „Ich will mich daran versuchen und sehen, ob ich irgendwie in diese musikalische Landschaft hineinpasse“. Denn es ist ziemlich verschieden zu dem, was ich bisher gemacht habe. Nicht extrem unterschiedlich, es könnte noch unterschiedlicher sein, es ist immer noch in diesem Bereich stimmungsvoller, atmosphärischer, nordischer halb-progressiver Musik, in dem ich davor gearbeitet habe. Aber es ist dennoch verschieden genug, dass ich es versuchen wollte und so begann ich, Melodien zu schreiben und herauszufinden, wie ich den Gesang innerhalb der Songs arrangieren könnte und es hat wirklich, wirklich Spaß gemacht. Und obwohl Zeit auch ein Faktor war – es war schwierig, die richtige Zeit zu finden zwischen meiner Arbeit, meiner anderen Band und solchen Sachen. Es war eine etwas schwierige Entscheidung, die ich zu treffen hatte. Zu sagen „Ok, ich werde wirklich noch einer weiteren Band beitreten.“ und weißt du, „Das muss wirklich gut sein, wenn ich dem meine nichtexistente Zeit widmen soll“. Aber ich dachte, das ist es und glücklicherweise hat es wirklich Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Die Jungs in der Band waren einfach so leidenschaftlich und enthusiastisch und auch talentiert und das ist auch auf eine gewisse Weise inspirierend. Das hat mich die ganze Zeit über in dem Prozess gehalten. Dass sie so involvierend waren. Aber es hat ungefähr ein Jahr gedauert, um wirklich alles zu schreiben und den Gesang aufzunehmen und auch all die kleinen Anpassungen vorzunehmen. Wenn der Gesang kommt, dann beginnt man, den Song auf eine andere Art zu sehen und dann denkt man „Ok, vielleicht können wir das und das ändern, so dass es besser zum Gesang passt und alles.“ Man muss mit den ganzen Instrumenten flexibel sein, so dass sie perfekt zusammenfließen. Von daher gab es viele Anpassungen im Laufe von 2019 und dann Anfang 2020 konnten wir endlich mit dem Mix beginnen.

Anne: Denkst du, dass sich der Songwritingprozess für das nächste Album etwas ändern wird, nun da ihr eine komplette Band seid?

Jón: Ja. Ja, ich denke schon. Natürlich, unser Bassist, Eskil, er kam sogar noch später in die Band als ich, es waren also so ziemlich der ganze Gesang und die ganzen Songs schon geschrieben, als er gefragt wurde, ob er ein paar Bassparts einspielen kann. Ansonsten war es Jens Nicolai Gräs, der Gitarrist, der den Bass aufgenommen hat, aber wir dachten alle „Weißt du was? Es würde das Ganze auf einen ganz neuen Level heben, mit einem richtigen, anständigen Bassisten, der anständige Bassarrangements macht, die nicht nach Gitarre klingen.“ Und Eskil ist wahnsinnig talentiert, sowohl technisch als auch kreativ, bezüglich Groove und allem, also es hat wirklich, wirklich das gesamte Album verbessert, dass er einsteigen konnte und seine eigenen Bassarrangements in den Songs kreieren konnte. Ich war wirklich überrascht zu sehen, dass man das auf diese Weise machen konnte. Normalerweise ist die Position des Basses im Metal ja darauf beschränkt, das Oomph und die Power bereitzustellen und einfach nur irgendwie den Gitarren so viel wie möglich zu folgen, aber Eskil ging in eine ganz andere Richtung, was fantastisch ist. So… ja, was war deine ursprüngliche Frage?

Anne: Ich hatte gefragt, ob sich der Songwritingprozess in Zukunft ändern wird, jetzt, da ihr eine komplette Band seid.

Jón: Ja, genau. Also weißt du, das ist eine etwas seltsame Sache. Der Bassist steigt so spät ein. Ich steige so spät ein. Von daher denke ich, dass es da auf jeden Fall einige Änderungen geben wird, wir werden dem Prozess von einem viel früheren Punkt an folgen können. Es werden immer noch Jesper und Jens Nicolai, die Gitarrenbrüder sein, sie schreiben eine Menge Zeug, sie sind sehr, sehr produktiv, was das Schreiben von Material angeht und vieles davon ist wirklich, wirklich wahnsinnig gut. Da können wir nicht so viel mitgehen. Also kreieren sie die Songs, so dass wir danach die Arrangements fortsetzen können. Ich denke, so wird der Prozess ablaufen. Aber jetzt können wir natürlich zu einem viel früheren Zeitpunkt einsteigen und sagen „Weißt du, ich habe eine Gesangsmelodie, die besser passen würde, wenn wir das so machen.“ Was den Bass angeht, denke ich, dass wir den Bass und die Gitarren etwas näher beieinander und umeinander arrangieren können, von daher wird es auf jeden Fall vielleicht ein etwas ganzheitlicher und kompletterer Weg des Schreibens und Arrangierens sein. Es wird interessant sein zu sehen, wie das das nächste Album beeinflusst. Aber andererseits ist das nächste Album schon fast komplett geschrieben. Und das dritte ist schon fast unterwegs. Ich meine, sie schreiben so viel. Von daher gibt es da keinen Mangel an Material, aber das bedeutet natürlich nicht, dass wir es nehmen, zusammenwürfeln und raushauen können. Es ist eine Menge Arbeit, das Album sinnvoll zusammenzusetzen aber wir sind auf jeden Fall mit dem zweiten Album gut unterwegs.

Anne: Corona war und ist immer noch eine Herausforderung für die gesamte Musikszene, aber hat es auch eure Zusammenarbeit verkompliziert oder hat es sie vielleicht auch einfacher gemacht, weil es ja kaum Dinge gibt, die einen beim Arbeiten stören oder ablenken könnten, da ja niemand Konzerte spielen muss, es gibt keine Touren und privaten Urlaube?

Jón: Hm. Ich denke, dadurch, dass es uns möglich war, das Album aufzunehmen und zu mischen kurz bevor Corona eingeschlagen ist, gab es keine wirklichen Beschränkungen. Ich meine, wenn wir ein Jahr später mit den Arbeiten am Album angefangen hätten, dann wäre es uns nicht möglich gewesen, den Prozess so durchzuführen, wie wir es gemacht haben. Denn was wir gemacht haben war das: Ich bin jeden Monat von den Färöern nach Dänemark geflogen, um in Kopenhagen am Gesang zu arbeiten und ihn aufzunehmen, das waren eine Menge Trips. Eine Menge Reisen. Das ganze Jahr 2019 hindurch. Praktisch von Januar bis Dezember oder sogar Januar oder Februar 2020. Und dann schlug Corona zu, wann war das noch? Ich glaube Ende Februar, als es begann, ernst zu werden? Hier in der Gegend zumindest, und wir wurden gerade zu dem Zeitpunkt mit dem Mix fertig. Von daher ist das - ok. Das Album ist fertig, jetzt können wir uns nach Labels und solchen Sachen umsehen. Diesbezüglich hat uns Corona nicht wirklich auf irgendeine Weise beeinflusst. Das einzige, wo es uns beeinflusst, ist jetzt. Rund um die Arrangements zum Albumrelease. Denn wir hatten eigentlich ein Releasekonzert geplant mit ein paar nachfolgenden Konzerten und etwas touren. Aber jetzt hat es endlich angefangen, den Fluss der Albumveröffentlichung und dieses Zeug zu stören. Wir hatten ein paar Konzerte für letztes Jahr vorgesehen, die natürlich abgesagt wurden, beinahe direkt, aber das waren nicht viele. Das ist jetzt… das ist etwas ernster. Aber weißt du, alle anderen Bands müssen auch damit zurechtkommen, von daher können wir nicht sagen, dass wir in der Beziehung irgendwie besonders betroffen sind. Aber ich denke auch nicht, dass es irgendeinen positiven Effekt für uns hatte, wirklich nicht. Es war nur so, wir hatten das Album und das ganze Paket fertig und haben uns auf die Suche nach einem Label gemacht und von daher waren wir darauf vorbereitet, dass es eine gewisse Zeitspanne geben würde, einfach um die richtige Aufstellung zu finden, um das Album zu veröffentlichen und so ist alles mehr oder weniger nach Plan gelaufen. Bis jetzt.


“Ich denke, das Album wird ein ziemlich guter Soundtrack sein für Leute, die diese Marsmissionen verfolgen.”


 

Anne: Aber ich meine, du hast gesagt, ihr habt schon angefangen, Songs für das zweite und das dritte Album zu schreiben, hat es einen Einfluss auf diese Arbeiten?

Jón: Hm, ja, das ist gut möglich. Wir haben gerade dieses hier veröffentlicht, von daher denke ich, die Arbeiten am zweiten Album laufen kontinuierlich – wir sind noch nicht ganz sicher, wie viel Zeit wir benötigen werden, um zu einem Ergebnis zu kommen. Ich denke, es gibt den Plan, dieses Jahr schon einige Aufnahmen zu machen, aber ich habe das HAMFERÐ-Album, auf das ich mich jetzt konzentrieren muss. Von daher werde ich in die Arbeiten für das zweite IOTUNN-Album nicht sofort einsteigen. Für mich wird es zunächst etwas langsamer sein, da es zwei Alben gleichzeitig sind. Von daher werden wir sehen und wir hoffen, erwarten vielleicht auch, dass es nach dem Sommer weniger Beeinträchtigungen durch Corona geben wird, wenn alle Impfungen, zumindest in der Westlichen Welt, durchgeführt wurden. Also vielleicht wird sich der Griff von Corona gegen Ende des Jahres etwas lösen und vielleicht werden wir dann frei sein, die Dinge so wie üblich zu tun. Aber, weiß du, wir können nur hoffen.

Anne: Ja. Bist du der einzige, der für die Texte verantwortlich ist oder steuern die anderen auch Ideen bei?

Jón: Zum größten Teil. Ich würde sagen 99%. Und dann diskutiere ich sie mit den anderen und wenn die anderen interessante Ideen haben bin ich immer offen und manchmal verwende ich sie und manchmal bin ich einfach ein Diktator und sage “Nein, weißt du was, ich bin derjenige, der entscheidet!” [lacht]. Nein, ich mache nur Spaß. Es ist ziemlich entspannt und ich habe ziemlich freie Hand bei diesem Aspekt, aber ich bin immer offen für Ideen. Also ja, es gibt einen kleinen Einfluss sowohl auf die Texte als auch was das Arrangement angeht, aber musikalisch kam jede Menge Input von den anderen, bezüglich der Gesangsarrangements, dem Kreieren von Melodien und solche Dinge. Das war mehr ein Prozess der Zusammenarbeit. Aber die Texte stammen hauptsächlich von mir, ja.

20210227 interview iotunn 02Anne: Und kannst du ein wenig über die Geschichte des Album und um was es darin geht erzählen?

Jón: Ja. Sehr einfach gesprochen geht es um eine Crew von Raumfahrern an Bord eines Forschungsschiffes namens Garganey I. Sie verlassen die Erde, die eine Art zerfallene, dystopische Zukunftswelt ist, wo die Menschheit durchhält, um zu überleben und sie ist nicht mehr wirklich bewohnbar. Also machen sie sich auf die Suche nach anderen Planeten, wo die Menschheit weiterhin existieren kann. Das ist der generelle Hintergrund der Geschichte. Und dann – ist sie auf eine Art sehr thematisch. Sie philosophiert etwas über den Platz der Menschheit im Universum und was wir zu unserer Existenz hinzufügen, sind wir das Zentrum der Existenz? Müssen wir als Rasse fortbestehen? Können wir als Rasse fortbestehen in anderen Teilen des Universums? Können wir weiterhin existieren ohne einige der Dinge von der Erde, die wir als notwendig erachten? Und solche Dinge. Also sie besuchen verschiedene Planeten und testen sie, finden außerirdische Lebensformen, die auf eine völlig andere Art leben als Menschen und versuchen herauszufinden „Können wir auf diese Weise leben? Ist das ein Leben für uns?“ Davon gibt es eine ganze Menge, die Seele der Menschheit, was brauchen wir? Nicht nur, um zu überleben, sondern um sinnstiftend zu existieren. Also sie besuchen diese verschiedenen Arten von Planeten, die nicht wirklich bewohnbar sind und dann, am Ende, finden sie diese Art von paradiesischem Planetensystem, wo alles wie Utopia erscheint, wie ein perfektes Paradies, wo die Menschen vielleicht existieren können, aber sie haben ein Problem: Sie können wählen, ob sie entweder selbst dort bleiben und die Menschheit dort fortführen, oder sie können die Technologie des Raumschiffs verwenden, um zur Erde zurückzukehren und die Menschen von diesem Ort wissen zu lassen. Und versuchen, den Rest der Menschheit zu retten. Aber diese Technologie wurde noch nie zuvor getestet. Sie wissen also nicht wirklich, ob es sie verdammen wird oder ob es ihnen helfen wird, den Rest der Menschheit zu retten. Es gibt also eine Art Dilemma dort am Ende. So endet es.

Anne: Woher hast du die Idee für die Texte oder das gesamte Thema genommen und was war deine Inspiration?

Jón: Das ist eine gute Frage. Es kam einfach so zustande. Ich hörte die Musik und ich wollte etwas spaciges machen und die Musik gab mir das Gefühl, in einer fast mythischen Weise durch den Raum zu fliegen. Eine seltsame Art von Gefühl. Etwas von der Musik ist ein kleines bisschen psychedelisch auf eine gewisse Art und Weise und auch atmosphärisch, so dass wir alle übereinstimmten, dass es cool wäre, diese Art von seltsamer, philosophischer Reise durch den Raum zu haben. Also habe ich begonnen, von dort an zu arbeiten. Wirklich fast ausschließlich von einem visuellen Aspekt aus und dann dachte ich, „Ok, das wäre ein ziemlich cooler Rahmen für die Texte“, die sowohl das große Thema unseres Platzes im Universum zu behandeln, aber auch die Leute an Bord, die unsicher sind und ängstlich und aufgeregt, alles gleichzeitig. Die verschiedene Gefühlsregungen erfahren, während sie unterschiedlichen Planeten begegnen und neuen Dingen, aber auch Hoffnungslosigkeit und Zweifel. Hat das alles einen Sinn? Diese Art Dinge. Sie machen also viele große Emotionen durch und ich mag das sehr, weißt du? Und ich denke, es passt wirklich gut zur Musik. Ich denke, es kam einfach vom Hören der Musik, die die Gräs-Brüder vorher geschrieben hatten.

Anne: Wie viel Jón, der Naturwissenschaftler, und wie viel Jón, der Dichter, steckt in den Texten?

Jón [lacht]: Das ist eine gute Frage. Ich denke, hauptsächlich der Dichter, was oft der Aspekt ist, den ich zum Leben erwecke, wenn es um Musik geht, aber, weißt du, in gewisser Weise informiert durch den Naturwissenschaftler. Natürlich, ich bin Biologe, und so habe ich mir diese verschiedenen Arten, außerhalb der Erde zu existieren, wo Lebewesen existieren könnten, ausgedacht. Manchmal in totalem Chaos, immerwährendem Chaos, manchmal mit einer geeigneten Biosphäre, vielleicht nur in Dreck mit sehr, sehr, sehr beschränkten Ressourcen, wo Maschinen die meiste Arbeit erledigen. Also dieser Teil meines Lebens hat definitiv einige dieser Aspekte inspiriert. Und natürlich die generelle Idee von der Bedeutung des Lebens im Universum, die – ich denke, Wissenschaft informiert auf viele Arten. Also, dieser Teil von mir ist nicht komplett außen vor, nein.

20210227 interview iotunn 05Anne: Der Opener heißt “The Voyage Of The Garganey I”. Werden wir in der Zukunft etwas von der Garganey II hören?

Jón: [lacht]: Die Garganey II! Nun, das ist eigentlich eine gute Frage. Denn… wird es eine Garganey II geben? Die Garganey I ist das Raumschiff und an diesem Punkt wurde nur eine jemals gebaut und ich denke, wir werden beim nächsten Mal einen etwas anderen Weg gehen. Wir gehen einen Weg, auf dem wir kein Raumschiff brauchen, denke ich. Wahrscheinlich. Aber man weiß ja nie. Man weiß nie. Es ist nicht in Stein gemeißelt. Aber wir denken darüber nach, beim nächsten Mal etwas Irdischeres zu machen, etwas älteres, das irgendwie aus dem Inneren der Erde kommt. Aber ich bin auf jeden Fall daran interessiert, es mit diesem ersten Album zu verknüpfen, also lass uns sehen, ob es irgendwelche Hinweise auf die Garganey II gibt. Wir werden sehen.

Anne: Mit der offiziellen Veröffentlichung gestern habt ihr die Marslandung um rund eine Woche verpasst. Und es gibt diesen Monat ja drei Marsmissionen. War das also ein netter Zufall oder war es geplant, das Album in diesem Monat zu veröffentlichen?

Jón [lacht]: Ja, es war geplant, es diesen Monat zu veröffentlichen, aber es ist eine Art lustiger Zufall würde ich sagen. Ich denke, wir hätten vielleicht ein größeres Spektakel daraus machen sollen, es etwas besser miteinander verbinden sollen, aber weißt du was? Ich denke, das Album wird ein ziemlich guter Soundtrack sein für Leute, die diese Marsmissionen verfolgen. Die Artikel darüber lesen, sich Fotos vom Mars ansehen und dann die Musik hören – ich denke, das würde perfekt passen, um ehrlich zu sein.

Anne: Wenn man das Wort “Garganey” liest oder hört, dann klingt es zunächst einmal eher wie etwas aus einem russischen Raumfahrtprogramm, aber in Wirklichkeit ist es der Name einer Ente [Knäkente, Anm. D. Verf.], die beim Vogelzug sehr große Distanzen zurück legt. Ist das eine Art irdischer Aspekt in dem Thema?

Jón: Ja. Ja, ist es. Es ist diese interessante Entenart, denn sie ist sowohl wirklich schön, als auch gleichzeitig unspektakulär. Es ist eine Art übersehene Spezies. Sie wird leicht übersehen, weil es oberflächlich betrachtet eine kleine, braune Ente ist und ich dachte, das ist irgendwie cool, denn es ist auf jeden Fall ein eigenständiges Ding, eine ganz eigene Spezies, die ihre eigene Lebensgeschichte hat und alles und von daher repräsentiert es eine einzigartige Sache, die irgendwie unter dem Radar fliegt. Irgendwie dachte ich, dass das sehr gut als Name für das Raumschiff passen würde, das Raumschiff inspirieren würde. Nichts wirklich spektakuläres, aber dennoch wirklich einzigartig. Und natürlich passt der Vogelzugpart gut zum Thema der weiten Reise durch das Universum. Und es ist natürlich eine Referenz zu Natur und Biologie und dieser Art von Dingen und das macht das Raumschiff zu etwas irdischem und echtem.

Anne: Ich denke, da ist auch ein Vogel auf dem Cover und auch im Video zu “Weaver Systems” kann man Vögel sehen. Also welche Rolle spielen Vögel in dieser Weltraumreise?

Jón [lacht]: Nun, ich denke sie sind schon immer ein Symbol der Freiheit für die Menschen gewesen. Diese Art von Freiheit, sich durch den dreidimensionalen Raum zu bewegen während wir erdgebundene Kreaturen dazu verdammt sind, meist zweidimensional zu wandern [lacht]. Also, da ist generell etwas wirklich Inspirierendes an Vögeln und wie sie fähig sind, so komplett anders als wir zu existieren. Sowohl Luft als auch Land und oft auch die See und Wasser zu ihrem Vorteil zu nutzen und ja, sie sind ein Symbol der Freiheit und ich denke, das ist auch in gewisser Art die Idee des Albums. In gewisser Weise einen sicheren Raum zu finden, wo die Menschheit frei sein kann fortzubestehen und solche Dinge. Es sind diese generellen Ideen von Freiheit, denke ich.

Anne: Ich finde generell, dass man das lyrische Konzept sowohl als Reisen durch den Raum, als auch als Reise durch das menschliche Leben betrachten kann. Was denkst du darüber?

Jón: Oh ja. Auf jeden Fall, ja. Da bin ich bei dir, dass es grundsätzlich die innere Welt mit der äußeren Welt verknüpft auf eine Weise, die wir sehr interessant finden. Dass wir sowohl in uns selbst als auch außerhalb von uns selbst leben und wir sehen die große Perspektive, aber wir sind gleichzeitig auch in unserer eigenen speziellen Perspektive verloren. Das ist – ich würde sagen Dualität – aber es ist auch ein bisschen paradox, dass wir versuchen, die großen Lösungen zu finden, die gewaltigen Verbindungen zwischen Gruppen von Menschen und dann haben wir immer gleichzeitig unsere eigenen, persönlichenZiele. Und das ist eine Art Kampf zwischen diesen Aspekten, finde ich. Und das ist sehr interessant.


“Du willst die Leute ja nicht frustrieren oder unnötig langweilen.”


 

Anne: In dem Diskussionsvideo zu “The Tower Of Cosmic Nihility” sagen Jens and Jesper, dass der Song ursprünglich 18 bis 20 Minuten lang war und dann habt ihr ihn auf 7:30 min gekürzt. Wie geht ihr in einem solchen Fall vor?

Jón: Oh, das weiß ich gar nicht. Die Version die ich gehört habe war schon so ziemlich diese, fertige. Aber wir haben auf jeden Fall einige Songs gekürzt in der Zeit in der ich auch an dem Album mitgearbeitet habe. Es ist wirklich wichtig, dass man eine genaue Vorstellung davon hat, was man mit dem Song macht. Und manchmal kann man davongetragen werden, wenn man den Ideen folgt und wenn einen der Song fast hin zur Absurdität führt. Und dann hat man auf einmal einen 20-Minuten-Song in den Händen. Vielleicht findet man die einzelnen Ideen wirklich gut, aber wenn man den ganzen Song hört und ihn sich ansieht, dann denkt man „Weißt du was? Ich denke, der Song wäre stärker, wenn wir ihn hier und da und dort etwas beschneiden.“ Und dann versucht man den Kern des Songs zu finden. Und wenn wir dann noch etwas zusätzlich dazu bauen müssen, dann können wir das hinterher noch machen. Aber dann muss man sehen, worauf der Song zielt und was er sagt und warum… Wie lang muss er sein? Muss er 20 Minuten lang sein? Oder stecken zwei oder drei verschiedene Songs darin? Dann könnte es separat sein. Es ist also ziemlich wichtig, vor allem für den Hörer, denke ich. Andere Leute, die etwas aus deiner Musik herausziehen sollen. Du willst die Leute ja nicht frustrieren oder unnötig langweilen. Also das ist eine wichtige Arbeit.

Anne: Ich habe dich oft und auf vielen Veröffentlichungen singen gehört, aber ich muss zugeben, ich war überrascht zu hören, dass du sogar noch besser geworden bist – meiner Meinung nach. Ich würde sogar sagen, dass es deine beste Gesangsleistung ist, die ich bisher gehört habe und du verwendest auch einige Gesangsstile, von denen ich denke, dass ich sie von dir noch nicht gehört habe, zumindest nicht in diesem Umfang, wie in “Laihem’s Golden Pits” oder in “Waves Below”. Ich glaube, ich habe dich nie so brutal singen gehört.

Jón: Oh, danke! Vielen Dank! Ich freue mich, dich das sagen zu hören. Und gut, ich habe diesen Stil hier und da schon etwas verwendet. An einigen Stellen in manchen HAMFERÐ-Songs benutze ich das. Wenn du zurück gehst zur ersten EP von HAMFERÐ, im Song “Vráin” ist ein kleines bisschen davon und auch der Song “Sinnisloysi” vom Album “Evst” hat ein bisschen was davon. Ich hatte also schon immer das Bedürfnis, ein bisschen von dieser Art Semi-Shouting einzufügen, das dem Song einen ganz anderen Vibe gibt als Growling oder Klargesang. Ich habe von Natur aus eine weiche, klare Stimme, wenn ich singe. Es ist nicht sehr natürlich für mich, diese Art von Aggression hineinzulegen, aber dann habe ich diese andere Art zu singen gefunden und es scheint zu funktionieren, speziell bei diesen beiden Songs, “Laihem’s Golden Pits” und “Waves Below”. Also dachte ich “Ok, lass uns das hier versuchen.”, denn das ist es, was ich höre, diese Art wahnsinniger-Mann-auf-dem-Gipfel-eines-Berges-stehend-und-schreiend. Aber... ja, es freut mich, dass du das bemerkt hast [lacht].

20210227 interview iotunn 03Anne: Und jetzt eine technische Frage: Was für ein Mikrofon verwendest du?

Jón [leise]: Oh scheiße [Ich hab’ das gehört! - Anne]. Wir haben ein Shure SM7 verwendet, glaube ich... ja, es war ein Shure SM7.

Anne: Also du hast das für die Aufnahmen benutzt?

Jón: Ja. Es ist das Mikrofon von Bjørn, dem Drummer. Er ist derjenige, der das Album aufgenommen hat und ja, es ist sein Mikrofon, ein Shure SM7. Das wirklich richtig gut. Ich hatte damit zuvor noch keine Aufnahmen gemacht. Ich hatte immer verschiedene Mikros, habe mich nie auf ein spezielles festgelegt, sondern einfach genommen, was sich im Studio richtig angefühlt hat und was zur Verfügung stand. Aber ich denke, es war ziemlich gut.

Anne: Bevorzugst du ein bestimmtes, wenn du live auftrittst?

Jón: Ich habe mein eigenen Livemikro, ein KSM9, welches ein Kondensatormikro ist, von daher hat es einige wirklich, wirklich coole Qualitäten, die es mir auch erlauben, physisch etwas mehr damit zu arbeiten und es klingt wirklich großartig. Es hat einen super klaren und tollen Klang. Ich bin wirklich glücklich damit, ich benutze es immer, wenn ich auftrete.

Anne: Mir gefällt es sehr, wie ihr die Songs arrangiert habt, zum Beispiel in “The Tower Of Cosmic Nihility”. Es gefällt mir wirklich, wie das Schlagzeug langsam in den Vordergrund kommt, und kurz bevor es zu viel wird, kehrt es in den Hintergrund zurück und lässt den anderen Instrumenten mehr Raum.

Jón: Ja, das ist Bjørns Vorstellung von den Songs, denn er arbeitet sein Drumming in die Songs, erschafft seine eigene Schlagzeugwelt, seine eigene rhythmische Welt innerhalb der Songs. Also das kommt alles von ihm. Und es ist wirklich faszinierend, was er kann, wie gut er darin ist, diese Dynamik innerhalb eines Songs zu kreieren. Er hat einen sehr einzigartigen Schlagzeugstil, finde ich, der an sich nicht besonders auffällig ist, aber immer noch sehr stark bei den Fills und sehr Doublebass-lastig und so. Er ist auch seltsam subtil. In diesem Sinne, denke ich. Ich habe noch gar nicht bewusst darüber nachgedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst, ja, es ist eine wirklich coole Sache.

Anne: Mir gefällt es auch, wie ihr die perfekte Balance zwischen atmosphärischen Sounds und den wirklich harten Parts hinbekommen habt.

Jón: Ja. Das sind üblicherweise die Gitarren. Die Gräs-Brüder lieben es, wirklich laut zu spielen. Laut und rau. Roh. Von daher ist es hauptsächlich ihr Gitarrensound, der das Album wirklich sehr dominiert. Und dann, wie du sagst, gibt es diese verschiedenen Effekte und Synths und Gitarreneffekte und Zeug, das allem etwas Würze verleiht. Es ist sehr subtil, aber ja, ich bin sehr glücklich mit dem Gleichgewicht zwischen diesen Dingen.

Anne: “Save Across The Endless Night” klingt wirklich wie die Essenz des Album und beinhaltet mehr oder weniger alles und selbst wenn man das nicht vom Text her mitbekommen, dann versteht man es über die Musik, was ich sehr beeindruckend finde.

Jón: Ja, das ist nicht das erste Mal, dass ich das höre und ich finde, es ergibt eine Menge Sinn. Ich finde, “Save Across The Endless Night” ist wahrscheinlich der vielseitigste Song. Es klingt also etwas wie eine Zusammenfassung, denke ich.

Anne: Mir gefallen auch der Sound und die Produktion, sie sind sehr detailliert und differenziert, man kann jedes einzelne Instrument heraushören und der Sound ist wirklich gut, ziemlich schlagkräftig. Und so passiert es mir, dass viele andere Alben, wenn ich sie nach eurem höre – ja, leer klingen. Und ich finde auch, es hat einen ganz leichten frühe-2000er-IN-FLAMES-Touch, der, denke ich, von Fredrik Nordström kommt.

Jón: Ja, ich liebe das total. Weiß du, viele der besten Produktionen – meiner Meinung nach, sie sind das, was ich mit dem besten im Metal verbinde – sind die späten 90er-Produktionen, in der Regel Schwedisch. Weißt du, es gab da diesen Sound, der so schwer zu imitieren ist. Und dann hat man all diese wirklich, wirklich großartigen Produzenten, Daniel Bergstrand und Fredrik Nordström und Peter Tägtgren, all die schwedischen Großen und natürlich auch die Älteren, Tomas Skogsberg, die Typen, die den früheren Death Metal gemacht haben. Irgendwie gibt es diese wirklich coole Geschichte in Schweden, dass sie einfach wissen, was man soundmäßig mit Metal anstellen muss. Von daher bin ich wirklich glücklich mit der Entscheidung, zu Fredrik Nordström zu gehen, um das Album zu machen, denn er hat wirklich diesen tiefen und legendären, kraftvollen Sound. Fast schon zu viel an manchen Stellen, aber das ist... ich finde, es passt zum Album.

Anne: Ich denke, du hast meine nächste Frage bereits beantwortet, denn die wäre gewesen “Habt ihr schon Ideen für das nächste Album?” Ich denke, die habt ihr.

Jón: Ja, wir haben so ziemlich alle Ideen für das nächste Album.

Anne: Und du bist jetzt offiziell Sänger in drei Bands, in wie viele willst du noch einsteigen...

Jón: In keine mehr! In keine mehr! [lacht]

Anne: … und hast du keine Angst, dass du in zeitliche Konflikte geraten könntest oder keine Zeit zum touren mehr hast?

20210227 interview iotunn 04Jón: Nein, nein, das ist unmöglich. Aber andererseits würde ich sagen, dass ich im Moment in zwei aktiven Bands bin und BARREN EARTH schläft gerade, würde ich sagen. Wir sind alle ziemlich beschäftigt mit unseren anderen Sachen, von daher haben wir alle kein Problem damit, dass BARREN EARTH gerade schläft und wer weiß, ob sie wieder aufwachen wird, aber ja, es sind hauptsächlich IOTUNN und HAMFERÐ, die im Moment meine Zeit in Anspruch nehmen. Und bisher hat Corona uns gut dabei geholfen, jegliche Konflikte zu vermeiden [lacht], aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich bin kein Profimusiker, ich bin ein Vollzeitbiologe und von daher... widme ich mich diesen Problemen, wenn sie tatsächlich entstehen, denke ich.

Anne: Du bist jetzt mit beiden Bands, HAMFERÐ und IOTUNN, beim gleichen Label. Wäre es möglich, dass ihr zusammen auf Tour geht oder wären zwei Auftritte pro Abend einfach zu viel für dich als Sänger?

Jón: Ja! Ja, ich denke das wäre zu viel. Ich habe es, glaube ich, einmal versucht, auf einem Festival am gleichen Tag mit BARREN EARTH und HAMFERÐ aufzutreten und es war machbar, aber es war nicht sehr leicht. Und ich bin ein wenig ängstlich, was eine Tour mit mir machen würde, wenn ich zwei verschiedene Auftritte absolvieren müsste. Und beide Bands sind physisch sehr fordernd. Oder zumindest ist meine Art zu performen physisch sehr fordernd, von daher denke ich, es wäre zu viel. Das ist etwas, was ich möglichst vermeiden möchte. Auf unbestimmte Zeit.

Anne: Ja, das ist verständlich. Gibt es überhaupt schon irgendwelche Pläne für Touren, da man im Moment ja sowieso nichts wirklich planen kann?

Jón: Ja, wir arbeiten an Plänen. Da ist etwas in Arbeit für nächstes Jahr, 2022. Aber es wurde noch nichts öffentlich bekannt gegeben, von daher werde ich nicht zu viel verraten – man weiß ja nie heutzutage. Aber es ist auf jeden Fall etwas, das schon weit entwickelt ist. Also alles, was es wirklich braucht, ist die Sicherheit vom Lockdown und solches Zeug. Ich denke dieses Jahr wird es vielleicht ein paar lokale Auftritte, kleine Touren, sowas wie Wochenendtouren geben, falls wir das hinbekommen. Also das haben wir im Moment in Vorbereitung. Aber ansonsten ist es sehr unsicher, mehr zu sagen.

Anne: Wir haben schon meine letzte Frage erreicht, sie ist nicht ganz ernst gemeint, aber wie schwer ist es, als einziger Färinger in einer dänischen Band zu spielen und behandeln sie dich gut?

Jón [lacht]: Seltsamerweise ist es wirklich nett. Aber ja, es ist ja nicht unbekannt, dass die Färinger und die Dänen ihre Art freundschaftlichen Streit haben, wenn man es so nennen will. So ein bisschen Feindschaft aufgrund unserer Geschichte und solche Dinge und sie sind... wir sind Teil ihres Königreichs und alles aber diese Jungs in IOTUNN, sie sind so nett und so respektvoll und solch intelligente Typen, von daher ist es... Sie sind so undänisch. Nein, nein, ich mache nur Spaß! Sag nicht, dass ich das gesagt habe [natürlich sage ich das – Anne]! Nein, sie sind wirklich, wirklich, wirklich großartige Leute und sehr inspirierende Leute und es ist eine Freude, mit ihnen zusammen zu sein. Das ist es wirklich.

Anne: Und das waren alle meine Fragen, vielen Dank für das Interview, und dass du dir die Zeit dafür genommen hast.

Jòn: Natürlich, gerne.

 

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