Six Feet Under - Unborn

SFU_Unborn_cover160pxEines vorweg: Im letzten Jahr habe ich ein Interview mit Herrn Barnes gelesen, in dem er erzählt, dass, wenn er einen Text verfasst und sich dabei übergeben muss, dieser genau richtig ist. "Na ja, Herr Barnes, dann machen Sie doch in Zukunft "Spoken Word" Alben! Mit der Musik will es in den letzten Jahren ja nicht mehr so recht." Das jedenfalls dachte ich die letzten Jahre seit dem Album "Commandment".

Ich habe mich dann auch nicht mehr weiter um SIX FEET UNDER gekümmert und die Band ad acta gelegt. Sicher, es war die letzten Jahre turbulent bei der ehemaligen Death-Metal-Walze. Das Personal gab sich einige Male die Klinke in die Hand, und bis auf Gitarrist Steve Swanson und Chris Barnes ist niemand länger als zwei Jahre dabei. Das sich etwas verändert hat, konnte man auf dem Vorgängeralbum "Undead" erahnen. Die Songs, die eh überwiegend von Chris Barnes erdacht werden, hatten wieder mehr Biss. Mit "Unborn" veröffentlicht man nun weitere Songs, die im gleichen Zeitraum geschrieben wurden wie die Songs von "Undead". Ich weiß nicht, ob es an Neuzugang Ola England, bekannt als Gitarrist von FEARED und SCARPOINT, liegt, aber die Struktur der meisten Hassbrocken trägt eine andere Handschrift als noch auf "Undead".

So startet das Album mit "Neuro Osmosis", welches mit einem Akustikgitarren-Intro bedrohlich anschwillt und in ein zähes, vertracktes Soundungetüm mündet. Herrn Barnes Growling ist merkwürdigerweise recht weit in den Hintergrund gemischt, so dass man das Geröchel weniger direkt wahrnimmt. Dabei ist doch gerade das eitrige Geröchel und das mit den Augen nach innen verdreht vorgetragene Gequieke das Trademark von SIX FEET UNDER. Beim nächsten Song "Prophecy" traut man seinen Ohren nicht, was man da hört. Eine kleine Reise in die Vergangenheit, als man mit dem Album "Maximum Violence" in aller Munde war. "Zombie Blood Curse" ist ein schöner Mid-Tempo- Stampfer mit wunderschönem SLAYER-"Seasons In The Abbys"-Mittelteil. Ungewohnt abwechslungsreich geht es mit "Decapitate" weiter. Der Song wird zum Schluss immer schneller und steigert sich in übles Gehacke. Hier wurde Midtempo sehr schön mit schnellen Breaks gemischt. Ich könnte hier jetzt jeden Song beschreiben, mache ich aber nicht, denn sonst hat der geneigte Leser ja keine Überraschungsmomente mehr. Es sei nur soviel verraten: Kein Song gleicht dem anderen. Selbst Chris Barnes holt aus seinem Gegurgel alles raus und variiert mit vergleichsweise normalem Gesang. Ist nur schade, dass die Stimme für meinen Geschmack zu sehr im Hintergrund ist. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie viel Luft er aus seinen Lungen aktivieren kann, um selbst lange Textpassagen fast nahtlos aneinanderzureihen. Oft werden auch einige Facetten seiner (Gesangs)-Kunst übereinander gelegt, was viele Songs vielschichtig erscheinen lässt, das allerdings erst beim zweiten Hinhören.

Mir bleibt hier nur noch anzumerken, das ich diese Art Musik gerne noch organischer und unpolierter haben möchte, denn es ist mir stellenweise schlicht noch nicht brutal genug. Spannend wird sicher, das Ganze live erleben zu können, z.B. auf der Loreley in diesem Jahr.

Wenn Chris Barnes seine neu formierte Truppe bei der Stange halten kann, wird es ein Leichtes sein, SIX FEET UNDER ins nächste Jahrzehnt zu führen. Unglaublich, dass die Band, 1993 zunächst als Nebenprojekt zu CANNIBAL CORPSE gegründet, ihren zwanzigsten Geburtstag feiern kann. So aufgestellt mache ich mir um die nächste Platte keine Sorgen, denn SIX FEET UNDER hat sich neu erfunden und gefunden. (Andreas)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 36:01 min
Label: Metal Blade
Veröffentlichungstermin: 19.03.2013

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