Glass Hammer - Culture Of Ascent

glasshammer_culture.jpgIm Moment ist ja der progressive Rock wieder stark im Kommen und so manche ältere Formation profitiert davon. Wie auch GLASS HAMMER, von denen ich obwohl seit 1992 existent und mit fast einem Dutzend Alben noch nie gehört habe. Das kann daran liegen, dass sich die Formation bisher sehr auf den amerikanischen Markt beschränkt hat, weil dort ist der Neo-Prog nicht so verbreitet, den die Amerikaner setzen voll auf die alten Helden aus den Siebzigern. Da wären als Einflüsse einmal klar YES und EMERSON, LAKE & PLAMER zu nennen. Doch die Truppe besitzt auch durchaus eine eigenständige Note, baut immer stark auf ein lyrisches Fundament, das an Fantasy-Literatur angelehnt ist. Was auf ihrem neuen Longplayer „Culture of Ascent" aber etwas abgewandelt wurde, denn „Into Thin Air" von Jon Krakauer behandelt eine wahre Geschichte.

Und die erzählt von der 1996er Tragödie auf dem Mount Everest, als viele Bergsteiger den eisigen Tod fanden. Schon beim Blick auf das tolle Cover fühlt man sich in die Atmosphäre reinversetzt, eine Landschaft voll Eis und Schnee. Und voll endloser Weite.
Und diese Weite spiegelt sich auch in der Musik von dem neuen Album wieder, denn den Arrangements wurde sehr viel Raum gegeben. So klingen die Keyboards der beiden Bandgründer Steve Babb und Fred Schendel immer schön getragen, voller Dynamik in seichten Schwaden oder feinen Teppichen daherkommend. Das ergibt ein symphonisches, fast schon konzertantes Klangbild.

Und das macht auch den Unterschied zu YES aus, die sich ja eher im jazzigen Bereich aufhielten. Und auf ihrer neuen Scheibe ist auch ein Cover vom eher unbekannten „South Side of the Sky" vertreten. Das klingt dann auch etwas bombastischer als das Original, obwohl man Jon Anderson als Gastsänger gewinnen konnte. Nach diesem gelungen Opener, bei dem auch Susie Bogdanowicz mit ihrer schönen Stimme glänzt kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Vor allem, da man mit dem Franzosen David Wallimann einen neuen, begnadeten Gitarristen an Bord hat. Doch ihm wird zu wenig Entfaltungsspielraum gegeben, manches mal bekommen die Streicher im Sound die Überhand. Dafür wurde das Adonia String Trio verpflichtet, was sich zwar sehr schön in Szene setzt, aber die Scheibe streckenweise etwas weichspült. Vor allem wenn sie sich über die Synthesizer legen und die Arrangements allzu überfrachtet wirken.
Wallimann kann nur in Soloparts wie im „Sun Song" oder mit schweren Riffs im düsteren „Ember without Name" glänzen. Ansonsten hält er sich merklich zurück, duelliert sich ab und an mit den Streichern, was GLASS HAMMER in die Nähe von KANSAS rückt.
Meistens regieren aber die Tasten von Schendel und Babb, vor allem im getragenen „Into Thin Air", der sich über fast 20 Minuten erstreckt. Darin ist alles vorhanden was man auf den Instrumenten zaubern kann. Piano-Läufe, Hammond-Klänge, schöne Duelle zwischen Moogs und der pumpenden Orgel.

„Culture of Ascent" ist natürlich wegen dieser Überlängen ein Album, das sich nicht gleich beim ersten Mal im Gehör festsetzt, aber es lässt sich schön hören hat mit dem sehr schönen „Life by Light" und dem melancholischen, sakralen „Rest" auch seine ruhigeren Momente, obwohl natürlich in allen Songs das Tempo variiert. Lange Solopassagen sind ebenso an der Tagesordnung bei dem sich die Musiker austoben können. Aber hier wurde einfach ein wenig von dem allgemeinen Wohlklang abgerückt. Es klingt alles zu perfekt, zu poliert, was einem die Band da vorsetzt.

Das erleichtert den Einstieg für manche, aber für Genreliebhaber ist das oft zu aufdringlich. Die Scheibe klingt auch sehr überproduziert, fast steril, was immer Feinheiten verschwimmen lässt. Auch die atmosphärische Dichte und Tiefe der Klassiker wird so nicht erreicht. Das ist schade, denn mit mehr Ecken und Kanten würde die warme Stimme von SALEM HILL - Frontmann Carl Groves noch mehr zur Geltung kommen. Denn technisch perfekt spielen GLASS HAMMER auf jeden Fall, da sitzt jeder Ton. Auch das Songwriting ist schlüssig, oft kehrt man wieder zu den Ausgangsthemen zurück, was die Erkennung der einzelnen Songs erleichtert.

Alles in allem ist „Culture of Ascent"  eine ganz traditionelle Progrock-Scheibe, welche die Vorbilder nicht verleugnet aber auch nicht kopiert. Für Fans der Siebziger sicherlich eine lohnende Sache, da von den meisten damaligen Formationen schon lange nichts mehr zu hören war. Als Ersatzdroge gehen GLASS HAMMER da sicher durch, auch wenn manches aufgesetzt wirkt. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit 69:49 min
Label: Sound Resources/BMI
Veröffentlichungstermin: 23.10.2007

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden