Spurv - Brefjære

spurv brefjaereMit ihrem letzten Album „Myra“ habe ich die Norweger für mich entdeckt. Dieses Album war eine Art Offenbarung für mich und quasi Liebe auf den ersten Blick. Und das, obwohl es ein Instrumentalalbum ist und ich eigentlich kein Fan von rein instrumentalen Bands bin. Aber eben auch nur eigentlich. Fünf lange Jahre sind seit „Myra“ vergangen und nun ist also endlich soweit und der Nachfolger „Brefjære“ liegt vor. Selbstverständlich muss ich da reinhören.

„Brefjære“ erinnert zu Anfang etwas an „Myra“. Der Opener „Krokete, Rettskafen“ beginnt zunächst mit einer Art Kakophonie, die an das Stimmen bzw. Warmspielen eines Orchesters erinnert. Ganz allmählich formen sich einzelne Melodien, treten einzelne Instrumente in den Vordergrund, man hört mystische Töne, überhaupt ist das Stück sehr stimmungsvoll und atmosphärisch und doch ist es nur eine Art Intro für den Rest.

Und der hat es in sich. Schon der zweite Song „En Brennende Vogn Over Jordet“ haut mich um und ist bis heute mein Lieblingssong des Albums. Das Stück beginnt schon heftig mit sägenden Gitarren und reißt den Hörer mit wie eine mächtige Woge. Es ist extrem heavy und mächtig, es gibt aber auch immer wieder ruhige Momente. Daneben aber auch wahnsinnig intensive, wunderschöne Melodien, die tief berühren. „En Brennende Vogn Over Jordet“ ist die Essenz von SPURV, ein unglaublich guter Song, den ich mir einfach immer und immer wieder anhören könnte und der trotz über neun Minuten Länge einfach niemals langweilig wird.

Das nahefolgende „Som Skyen“ nimmt zunächst etwas Tempo raus, wird dann jedoch ebenfalls sehr intensiv, allerdings weniger bombastisch, es ist einfach zarter, besitzt aber dennoch alle SPURV-Trademarks und wird gegen Ende immer härter. „Som Skyen“ ist eines der wenigen Stücke, auf denen man auch Gesang hören kann, allerdings wird dieser lediglich als weiteres Instrument eingesetzt.

Einen weiteren dieser seltenen Einsätze von Gesang gibt es auf dem kurzen Zwischenspiel „Under Himmelhelvingen“, das sehr zart instrumentiert ist und wo es norwegischen Gesang zu hören gibt. Dabei erinnert das Ganze stimmungsmäßig etwas an WARDRUNA.

„Til En Ny Vår“ nimmt zunächst das Tempo komplett raus. Es beginnt sehr ruhig und zart, akustisch gleitet es sanft dahin. Das hier ist Musik, die man mit geschlossenen Augen hören sollte. Sie fühlt sich an wie ein lauer erster Frühlingstag, wenn man die ersten warmen Sonnenstrahlen eines neuen Frühlings genießen kann. Doch dann wird das Stück immer schneller, immer intensiver und stößt in ähnliche Regionen vor wie „En Brennende Vogn Over Jordet“, bleibt dabei jedoch stets verträumt-melodisch.

„Å Vente Er Å Endre“ ist ein weiteres kurzes Zwischenspiel, dafür aber das heftigste auf der Platte, dessen extrem düstere und heftige Parts von sanftem, zartem weiblichem Gesang abgelöst werden, bevor das Stück sanft ausklingt. Insgesamt wirkt es jedoch irgendwie etwas unfertig.

Die Aufgabe, die Idee von „Å Vente Er Å Endre“ abzuschließen, kommt dann dem ebenfalls wunderbar heftigen „Urdråpene“ zu. Der Song steigt gleich heftig ein und betört den Leser mit seiner unwiderstehlichen Melodie, die zum Teil nochmal Elemente aus „En Brennende Vogn Over Jordet“ aufgreift. „Urdråpene“ ist ein richtig gutes, intensives, flottes Stück, das schon beim Hören auf CD Spaß macht und ich könnte mir vorstellen, dass es auch live richtig gut ankommt. Hier kann man einfach nicht stillsitzen.

Zum Abschluss des Albums wird nochmal das Tempo rausgenommen und die Band zeigt mit „Din Pust Fra Stein“ wieder ihre sanfte, zarte Seite. Auch dieses Stück ist ein sehr kurzes, auch hier gibt es wieder Gesang zu hören, der in seiner Erhabenheit beinahe an Kirchengesang erinnert. Wunderschön endet das Album viel zu früh.

SPURV beherrschen die Kunst, auch nahezu rein instrumentale Stücke stets spannend und mitreißend zu schaffen und ihren Songs mittels Posaune eine Erhabenheit einzuhauchen, wie es nicht vielen Bands gelingt. Wenn man die Norweger hört, fragt man sich tatsächlich, warum eigentlich nicht mehr Metalbands Blechbläser in ihren Reihen haben, denn offensichtlich passen diese hervorragend zur Musik. Genau wie „Myra“ damals, so hat mich auch „Brefjære“ einfach verzaubert. Ich liebe diese Band – ich liebe dieses Album. (Anne)

Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 45:14 min
Label: Pelagic Records
Veröffentlichungstermin: 22.09.2023

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