Cyhra - No Halos In Hell

cyhra nohalosinhellAb und an hat man als Redakteur eines Musikmagazins die etwas undankbare Aufgabe über ein Album zu schreiben, das einem persönlich sehr gut gefällt, das man gleichzeitig aber auch nach vielen sachlichen Kriterien für überflüssig hält. So ging es mir zum Beispiel mit dem CYHRA Debütalbum „Letters To Myself“, an das man im Vorfeld der damaligen Veröffentlichung aufgrund der Integration der ehemaligen IN FLAMES Mitglieder Peter Iwers und Jesper Strömblad in die Band CYHRA auch ganz andere Erwartungen hatte.

Bei Album Nummer zwei sieht die Sache da schon wieder etwas anders aus, denn erstens ist Peter Iwers inzwischen nicht mehr in der Band, zweitens weiß man nun, dass CYHRA viel näher an AOR-Mucke als an Death Metal dran sind und drittens schaffen es CYHRA ihr zwiespältiges Debütalbum in Gänze in den Schatten zu stellen.

An dem Grundsatz, dass man diese Band hier eigentlich nicht benötigt, hat sich allerdings nichts geändert, denn Jake E könnte ja nach wie vor mit AMARANTHE ähnliche Musik machen, Jesper Strömblad müsste sich im Kontext seiner aktuellen Band inzwischen auch bei IN FLAMES musikalisch pudelwohl fühlen und Alex Landenburg dürfte auch ohne CYHRA überhaupt keine Langeweile haben.
Man macht sich also lieber mit einer Vielzahl von Bands gegenseitig Konkurrenz und am Ende fragt sich dann jeder, warum man eigentlich von der Musik nicht mehr leben kann.

Immerhin machen CYHRA diesen top-melodischen Pop-Metal auf ihrem zweiten Album „No Halos In Hell“ auf noch überzeugendere Art und Weise, so dass es sehr schwer fällt, hier negative Kritikpunkte zu finden. Elf der zwölf enthaltenen Songs sind astreine Hits, die zu meiner Überraschung auch nach mehrwöchiger Dauerrotation nicht langweilig werden. Die beiden besten hebt man sich dann sogar bis zum Schluss der Platte auf. Zudem klingt „No Halos In Hell“ mehr nach einem Bandalbum als das noch beim Debüt der Fall war, das merkt man ganz besonders an der Art und Weise, wie Alex Landenburg die Drums eingespielt hat. Das Drumming passt perfekt zu den Songs, ist aber trotzdem nicht so einfach gehalten, dass es monoton wirkt, sondern er packt immer mal wieder interessante Muster mit in sein Spiel rein. Mit einem reinen Studiodrummer hätte „No Halos In Hell“ sicherlich anders und schlechter geklungen, auch wenn man sich als Hörer auch auf Album Nummer zwei wünschen würde, dass Jake E als Sänger nicht ganz so sehr im Vordergrund stehen würde.

Das fällt ganz besonders bei der Ballade „Lost In Time“ auf, die es auf der Bonus CD noch in einer Version mit kompletter Band gibt und diese Version ist um Längen besser, das Original wirkt einfach nur ganz gruselig kitschig und hat einen enormen Fremdschämfaktor. Ich habe wirklich keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hatte.

Das ist dann tatsächlich etwas schade, denn ich habe seit dem letzten AMARANTHE Album „Helix“ keines mehr gehört, das so mitreißende Refrains hat wie dieses hier und auch der Sound kann sich hören lassen, eines der wenigen Dinge an diesem Album, die etwas von Heavy Metal haben.

Geht man mit einer anderen Herangehensweise an „No Halos In Hell“ heran, dann ist besagtes Album das Perfekte für einen knackigen Verriss, das dürfte klar sein, ich finde es aber gerade umgekehrt so, dass man als Band diese Art der Musik kaum besser machen kann, als es CYHRA auf ihrem zweiten Album getan haben. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 47:20 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 15.11.2019

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