Tom Petty & The Heartbreakers - The Best Of Everything

tompetty thebestofeverythingAls Thomas Earl Petty am 2. Oktober 2017 von uns ging, hinterließ er der Rockwelt ein großes Werk, welches schon zu Lebzeiten gehuldigt wurde. So wurde er vom Rolling Stone auf Platz 91 der besten Musiker aller Zeiten, bei den Songschreibern gar auf Platz 59 gewählt. Mit TOM PETTY AND THE HEARTBREAKERS war er vierzig Jahre unterwegs und landete, vor allem jenseits des Atlantiks große Hits. Seine Begleitband war aber kein zusammen gewürfelter Haufen, sondern weitaus stabiler als die meisten Formationen, die nicht unter einem Solo-Logo firmieren. Nachdem posthum die Raritätensammlung "An American Treasure" veröffentlicht wurde, gibt es nun seine größten Songs noch einmal kompakt auf "The Best Of Everything", welches auf zwei Silberlingen oder vier Vinylplatten seine gesamte Karriere wiederspiegelt.

Naja, so ganz stimmt der Untertitel "The Definitive Career Spanning Hits Collection 1976-2016" dann doch nicht, denn es fehlen ganz klar ein paar Beiträge der TRAVELING WILBURYS. Jene Mutter aller Supergroups betrieb Petty Ende der Achtziger mit den Größen Bob Dylan, George Harrison, Roy Orbison und seinem späteren Produzenten Jeff Lynne. Auch sonst spart man mit Raritäten, aus der kürzlich erschienen Sammlung gibt es keine Kostproben. Einzig "Stop Draggin´ My Heart Around" bekommt man zu hören, eine relaxte, leicht atmosphärische Rocknummer, welche die Heartbreakers 1981 auf dem ersten Soloalbum von Stevie Nicks mit der FLEETWOOD MAC-Schönheit einspielten.

Ebenfalls etwas kritisch muss man anmerken, dass  man sich beim Material bis zur ersten "Greatest Hits" 1993 fast sklavisch an die Tracklist jener Scheibe hielt. Lediglich "Anything That´s Rock´n´Roll" vom Debüt und das damals neu eingespielte Thunderclap Newwman-Cover "Something In The Air" fehlen. Sicherlich packte man mit Vorliebe die Singles in den Songreigen. Das macht sich zwar im aufwendigen Booklet gut, in dem alle Singlecover abgebildet sind, die Albencover gibt es obendrein in der Innenseite. Zudem gibt es Infos zu jedem Titel und umfangreiche Liner Notes aus der Feder des bekannten Journalisten Cameron Crowe.

Nichts desto trotz bleibt die Frage, ob es nicht ehrlicher gewesen wäre, jene Collection einfach mit einer zweiten CD aus seiner Schaffensphase seit "Wildflowers" zu veröffentlichen. Für den Sammler bietet sich da wenig, für Quereinsteiger ist dieses umfassende und schön aufgemachte Werk sicher lohnenswert. Nichts gegen die Qualitäten eines "The Waiting" oder "Just Got Lucky", doch von "Hard Promises" oder "Long After Dark" hätten es auch Stücke wie "Letting You Go" oder "Deliver Me" verdient gehabt.
Aus jener Zeit gibt es auf "The Best Of Everything" nur wenige weitere Songs, davon zwei vom eher schwächeren Achtziger-lastigen "Southern Accents", nämlich den Titeltrack sowie ebenjenen von dieser Compilation in einer alternativen Version. "I´ve Had Enough (Don´t Let Me Up)" von 1987 blieb seinerzeit außen vor, findet hier nun mit "Jammin´Me" Einzug. Dennoch nicht viel Neues für die Besitzer von "Greatest Hits", eine der meistverkauften Best Ofs überhaupt und Petty erfolgreichste Scheibe.

Kein Wunder, kam sie auf dem Höhepunkt seiner Erfolges, als er mit "Full Moon Fever" und "Into The Great Wide Open" auch in Europa Fuß fasste, und in seiner Heimat den Schub der TRAVELIN WLIBURYS nutzen konnte. Selbstredend ist auch "Mary Jane´s Last Dance" enthalten, welches 1993 neu komponiert wurde und auf MTV in Dauerschleife lief, ja das gab es wirklich. Von seiner Zeit danach ist vor allem sein vielleicht stärkstes Album "Wildflowers" mit drei Titeln vertreten, insgesamt findet man einen guten Querschnitt, Sachen wie "Square One" oder die LED ZEPPELIN-Hommage "I Should Have Known It" gehören zum Tafelsilber des begnadeten Songschreibers.

Und da wären ja auch noch die Songs von MUDCRUTCH, jener Truppe aus der seine Begleitcombo einst hervor ging und die TOM PETTY vor ein paar Jahren reaktiviert hatte. Von deren zweiter Scheibe, dem letzten Studiowerk an dem er beteiligt war, gibt es gleich drei Stücke zu hören, darauf wird die Mundharmonika des Öfteren ausgepackt. "Trailer" ist eine klassische flotte Aussteigernummer, welche den Hippiegeist herauf beschwört, während "Hungry No More" dieses Instrument eher als atmosphärische Untermalung einsetzt. "I Forgive It All" kommt sehr reduziert daher, lediglich die Klampfe und ein paar Streicher sind zu vernehmen.

Vom selbstbetitelten Debüt hat man nur einen Track ausgewählt, der mir von den Sachen persönlich am besten gefällt. In "Scare Easy" verlegt Petty seine Mischung aus Southern - und Heartland Rock mit tollen Satzgesängen an die Westküste. Am Ende serviert er uns mit "" einen bislang unveröffentlichten Titel, der ebenfalls sehr ruhig anfängt, sich aber mit Rhythmusunterstützung steigert. Trotz der nicht zu verhehlenden Kritik lässt sich aber nicht leugnen, dass "The Best Of Everything" vollgepackt ist mit wundervollen Hits, die für Sammler weniger geeignet sind, aber mehr als drei Stunden perfekt unterhalten. Kaum einer hat je mit so wenig Mitteln so viel Atmosphäre und Druck erschaffen. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / 10


Anzahl der Songs: 19 (CD1) / 19 (CD2)
Spielzeit: 72:19 min (CD1) / 74:10 min (CD2)
Label: Geffen/Universal
Veröffentlichungstermin: 01.03.2019

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