Moonspell + Rotting Christ + Silver Dust (10.12.2019, Esch-sur-Alzette (L))

vorbericht moonspellEin wahres Mammutprogramm absolvieren MOONSPELL und ROTTING CHRIST gerade. Bereits seit dem 24.10. sind die beiden Bands gemeinsam mit dem Support SILVER DUST durch ganz Europa unterwegs. Nun neigt sich die Tour langsam dem Ende zu und es geht auch für einen Auftritt ins Nachbarland Luxemburg. Eigentlich wollte ich auch auf das Konzert gestern in Mannheim, aber der Vorweihnachtsstress an allen Fronten hat dann doch zugeschlagen und so gibt es dieses absolut geniale Package für mich auf dieser Tour leider nur einmal. ROTTING CHRIST und MOONSPELL sind Bands, die ich kenne und liebe, von SILVER DUST habe ich bisher noch nichts gehört, von daher bin ich gespannt. Die Kulturfabrik in Esch hat die Spielzeiten der Bands kurzfristig um eine halbe Stunde nach vorne gelegt, dies aber fairerweise auf Facebook bekannt gegeben. Für uns wird es dennoch knapp, ich schaffe es gerade einmal fünf Minuten vor Beginn in die Halle. Aber fünf Minuten sind fünf Minuten.

SILVER DUST
Schon beim Reinkommen habe ich mich gewundert, dass die Schlange so kurz, bzw. eher nicht existent ist. Drinnen zeigt sich dann warum: Gähnende Leere. Als SILVER DUST die Bühne betreten sind vielleicht 50 Leute im Saal. Da hätte ich bei einem Headliner wie MOONSPELL doch mehr erwartet. Im Fotograben bin ich auch ganz alleine. Oder ist der frühere Beginn nicht bei allen angekommen? Wie auch immer, SILVER DUST lassen sich davon nicht beeindrucken und ziehen ihre Show durch. Die Schweizer können zunächst einmal optisch begeistern. Neben Fantasieuniformen und Hüten (nicht umsonst sagt der Saarländer „Hasche e Hudd aan, bische gudd aan!“) zieht vor allem der riesige goldene Bilderrahmen mit darin angebrachtem Bildschirm die Blicke an. Hier werden ständig zu den Songs passende Bilder gezeigt und dieses Konstrukt macht deutlich mehr daher als Projektionen auf Backdrops. Eigentlich ein Wunder, dass nicht schon mehr Bands auf diese Idee gekommen sind. SILVER DUST machen von Anfang an Spaß, mit Ansagen auf Französisch können sie das Publikum schnell auf ihre Seite ziehen und zum Mitmachen animieren. Mittlerweile sind auch deutlich mehr Leute im Raum und alle haben Spaß. Man bringt das Publikum sogar dazu, geschlossen niederzuknien und gemeinsam wieder aufzuspringen, auch da macht fast jeder mit. Und als Sänger Lord Campbell irgendwann auch zur Gitarre greift, ist diese mit ein paar LEDs aufgehübscht. Am Schluss springt Lord Campbell dann kurzerhand ins Publikum, wo er durch die Reihen streift und weiter singt. SILVER DUST treffen jetzt vielleicht nicht hundertprozentig meinen Geschmack, waren aber sowohl optisch als auch musikalisch, wo sie entfernt an COPPELIUS (von der Grundidee her) erinnern, durchaus interessant. Werde ich mir nochmal ansehen, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.

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ROTTING CHRIST

ROTTING CHRIST verzichten auf großartige Bühnenaufbauten oder Verkleidungen. Hier zählt einzig die Musik und die hat es in sich. Mit „666“ vom 2013er Album „Kata Ton Daimona Eaytoy“ geht man gleich in die Vollen, bevor es als dritten Song das erste Stück vom neuen Album „The Heretics“ gibt. Interessanterweise soll das dann auch einer von zwei bleiben. Nur „Dies Irae“ hat es ebenfalls in die Setlist geschafft. Was etwas seltsam ist. Aber da Rotting Christ Ende letzten Jahres schon mit WATAIN unterwegs waren – allerdings bevor das neue Album erschienen ist – sieht man nun vielleicht nicht unbedingt die Notwendigkeit, „The Heretics“ zu promoten. Der Schwerpunkt des Auftritts liegt dagegen bei „Kata Ton Daimona Eaytoy“, was mir sehr entgegen kommt, ist es doch eines meiner Lieblingsalben der Band. Außerdem geht man auch richtig weit in der Bandgeschichte zurück und präsentiert mit „The Forest Of N’Gai“ einen Song aus den Anfangstagen der Band. Mittlerweile ist die Kufa auch ordentlich voll und Sänger Sakis Tolis hat keinerlei Probleme, die Zuschauer zum Mitmachen zu animieren. Wer es schafft, bei ROTTING CHRIST stillzustehen, bei dem läuft aber sowieso grundsätzlich irgendwas schief. Nicht fehlen darf natürlich „Non Serviam“ am Ende des Auftritts. Der Vierer ist von Anfang bis Ende eine Macht auf der Bühne und macht richtig Spaß. Mir haben ROTTING CHRIST heute nochmal deutlich besser gefallen als letztes Jahr vor WATAIN. Die Griechen zerlegen die Kufa nach allen Regeln der Kunst und machen es wirklich schwer für MOONSPELL, diesen Auftritt zu toppen. Doch die haben noch ein Ass im Ärmel.

Setlist ROTTING CHRIST:
666
dub-sag-ta-ke
Fire, God and Fear
Kata ton Demona Eautou
The Forest of N'Gai
Apage Satana
Dies Irae
Societas Satanas (THOU ART LORD cover)
In Yumen-Xibalba
Grandis Spiritus Diavolos
Non Serviam

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MOONSPELL
Denn für MOONSPELL wird der Auftritt heute fast ein Heimspiel. Was ja viele nicht wissen: Die stärkste ausländische Bevölkerungsgruppe in Luxemburg wird nicht etwa von Deutschen, Franzosen oder Belgiern gestellt, sondern von – Portugiesen. Man hört ja sonst schon häufig Portugiesisch, wenn man in Luxemburg auf ein Konzert geht, aber heute ist es überall. Fernando Ribeira macht seine Ansagen mal auf Französisch, mal auf Englisch, mal auf Portugiesisch, wechselt auch schon mal mitten im Satz die Sprache – aber wenn die Ansagen auf Portugiesisch kommen sind die Reaktionen doch am stärksten. Gemessen daran würde ich schätzen, dass mindestens ein Drittel, vielleicht sogar die Hälfte des Publikums aus Portugiesen bestand. Kein Wunder, sind MOONSPELL in ihrer Heimat doch richtig groß. Und da das immer noch aktuelle Album ein wichtiges Ereignis der portugiesischen Geschichte thematisiert ist die Begeisterung nochmal größer. Ganz im Zeichen dieses Albums startet man auch in den Auftritt. Und auch das Backdrop mit der Ruine der beim Erdbeben zerstörten Igreja do Carmo nimmt darauf Bezug. Fernando Ribeiro mimt dabei jeweils verschiedene Rollen, marschiert mal als Nachtwächter mit Laterne über die Bühne oder springt mit einer Pestmaske bekleidet umher. Doch dann geht es an die Klassiker der Band. Dass man „Opium“ schon als vierten Song raushauen kann, zeigt, was für eine Sammlung an fantastischen Songs der Fünfer mittlerweile veröffentlicht hat. „Night Eternal“, „Everything Invaded“, „Mephisto“, „Alma Mater“ – mehr muss man eigentlich nicht sagen. Auch bei „Vampiria“ darf Fernando seinen Hang zum Verkleiden wieder ausleben und singt den Song mit einem Umhang bekleidet. Die Kufa ist proppenvoll, das Publikum ist begeistert und der Band sieht man ihre Spielfreude an. Viel zu schnell geht der Aufritt zu Ende. Natürlich müssen MOONSPELL noch einmal für eine Zugabe zurückkommen, aber trotzdem – ich hätte da noch mehr hören wollen. Und ein Großteil des Publikums sicher auch. „Todos Os Santos“ wird von Fernando auch wieder regelrecht gelebt, der Sänger geht in die Knie. Am Ende springt auch er in den Graben, wo ein persönlicher Assistent dafür sorgt, dass er nicht über die eigenen Füße purzelt. Der Klassiker „Fullmoon Madness“ beendet dann das Set. Was war das wieder für ein Fest! Auch wenn es stellenweise schwer war, den Ansagen zu folgen, da Fernando die Sprachen teilweise schneller wechselte als mein Hirn mitkam – dieser Auftritt hat wieder einmal unterstrichen, was für eine fantastische Band MOONSPELL sind. Und jetzt ärgere ich mich noch mehr, dass ich nur ein einziges Konzert dieser Tour besucht habe.

Setlist MOONSPELL:
Em Nome Do Medo
1755
In Tremor Dei
Opium
Awake!
Night Eternal
Abysmo
Breathe (Until We Are No More)
Everything Invaded
Evento
Mephisto
Vampiria
Alma Mater
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Todos Os Santos
Full Moon Madness

 

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