Heralder - Echoes

HERALDER-ECHOESVor fünf Jahren zu Zeiten ihres Debüts "Twilight Kingdom", schwammen die Nordsaarländer auf der Paganmetal-Welle mit und genossen in den Kreisen einen guten Ruf. Bereits ein Jahr später stellte man mehrere neue Titel vor, und hatte den nächsten Studiotermin fest im Blick. Doch dann geriet der Motor bei HERALDER ins Stocken, vor allem weil Keyboarder Marco Hacket und die zweite Sängerin Steffi Gratz ausstiegen. In der Folge korrigierte man die musikalische Ausrichtung ein wenig und suchte wieder Anschluss. Leider musste man mit dem Ausscheiden von Mitbegründer Volker Andres einen weiteren Schlag verdauen. Doch seit einem Jahr ist man mit neuem Material verstärkt unterwegs und buchte sich im Sommer ins Greywolf-Studio ein. Dort entstand mit "Echoes" endlich das lang erwartete Zweitwerk, das nun vorliegt.

Schon das düstere gesprochene Intro "Lost..." zeigt auf, dass sich die Truppe seit dem Erstling weiter entwickelt hat. Natürlich liegen die Wurzeln immer noch im extremen Metal, doch die wuchtigen, epischen Wogen sind weitgehend verschwunden und haben subtileren Ideen Platz gemacht. Schnelle Läufe leiten das direkt angeschlossene "... In Another World" ein, bevor der "Trollkönig" Björn Hacket sein Organ zum im Blackmetal verhafteten Gekreische erhebt. Dem hat Tina Henschel eher getragene Melodien entgegen zu setzen, die in einen hymnischen Refrain münden. Obwohl die Pianolinien entfernt an die frühen THEATRE OF TRAGEDY erinnern, haben HERALDER nur wenig mit klassischen Gothicmetal-Klischees gemeinsam.

Eher entwickelte man sich ein wenig in eine progressivere Richtung, wie die phrasierten Staccatos zu Beginn von "Future Gods" belegen. Unter den süßlichen Vokallinien der Frontfrau meldet sich auch zum ersten Mal der Metalchor zu Wort. Das ist mittlerweile eine saarländische Spezialität und immer wieder ein Spaß im Studio. Die Orgelanklänge zu den flächigen Riffs, welche die Grunts im Refrain untermalen, sind ein weiterer interessanter Klangtupfer. Ebenso das sphärische, leicht sakrale Intro von "Land Of No Return", welches durch feine Schlagzeugbreaks erst seine volle Wirkung entfaltet. Zuerst beginnt die Dame am Mikro sehr sanft, bevor dann ihr Gesangspartner mit herrlich verzweifelten Schreien die Szenerie durchschneidet.

Sehr vielschichtig präsentiert sich danach "Night Of Downfall", dass sehr schwarzmetallisch beginnt. In der Folge gibt es vieles zu entdecken, viele Tempowechsel, wütend aufbrausende Abschnitte, ebenso wie Spoken-Words-Passagen. Die Nummer braucht aber ein wenig Zeit, um sich beim Hörer festzukrallen, was im Übrigen für das komplette Album gilt. Weitaus geradliniger gehen HERALDER in "Edge Of Life" zu Werke, bei dem sich erstmals traditionelle Metal-Zitate einschleichen. Diese tauchen vor allem gegen Ende von "Echoes" vermehrt auf. Ähnlich eingängig fällt "Solitude" aus, mit den leicht schunkeligen Keyboards vielleicht der eheste Verweis an das Debüt. Ruppiger geht es beim wuchtigen "Way Into The Depths" zu, bei dem man ein bisschen in Richtung CRADLE OF FILTH schielt.

Denkt man am Anfang von "Courage In Times Of Fear" noch an INTO ETERNITY, so fallen hier die bereits erwähnten Classic Metal-Einflüsse noch mehr ins Gewicht. Harte, angeproggte Riffs schieben die tödlichen Grunzer mächtig nach vorne, bevor erneut Henschel das Tempo heraus nimmt. Den Refrain erwarten in der Form die wenigsten Hörer, und deswegen kommt er noch besser. Astreiner Mitgrölstahl, der sofort im Ohr hängen bleibt und sich live zu einem Favoriten entwickeln wird.
Das orientalisch angehauchte "Sands Of Time" offenbart zu Beginn Affinitäten zu "Powerslave" und der flotte Rausschmeißer "Wraith Hunter" wartet mit vielen Leadfills auf. Dazu garnieren ganz typische Metalsoli viele der Songs.

Gar kein einfacher Stilmix, den uns die Hochwälder da vorsetzen, aber er funktioniert. Wenn man sich die Bands ansieht, mit denen die Scheibe verglichen wurde, denen geht es oft ähnlich. Schade finde ich vielleicht, dass irgendwo der Zwischenschritt in der Entwicklung von HERALDER nie dokumentiert wurde. Aber auch hier weiß der Siebener seine Stärken und eigenen Charakteristiken gut einzusetzen. David Vogt hat dem ganzen einen ordentlichen, im Vergleich zum Debüt glatteren Sound verpasst. In der lokalen Szene genießt man einen gewissen Exotenstatus, aber gerade das Ungewöhnliche macht die Stärke von "Echoes" aus. (Pfälzer)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 57:28 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 05.10.2012

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