U.D.O. - Touchdown

UDO TouchdownZum Glück währte die Befürchtung nur kurz, dass das 2021 erschienene bärenstarke U.D.O.-Album mit dem vielsagenden Titel „Game Over“ das letzte gewesen sein könnte. In den bohrenden Interviews äußerte Protagonist Udo Dirkschneider mehr oder wenig deutlich, wohl bis zum bitteren Ende den „teutonischen Stahl“ zu schmieden.

Am 25. August erscheint nun via Atomic Fire Records „Touchdown“, das neuste Werk des 71-jährigen Workaholics und alle Augen und Ohren sind gespannt, ob der dauerhafte Einstieg seines alten ACCEPT-Kumpels Peter Baltes am Bass und der im Hintergrund als Mitproduzent agierende Stefan Kaufmann (ebenfalls Ex-ACCEPT) zur völligen Rückkehr in alte Zeiten führen würde, denn immerhin stehen hier mehr ACCEPT-Mitglieder im Studio als bei ACCEPT selbst.

Nach mehreren Hördurchgängen ist klar: U.D.O gehen mit ihrem 13. Studioalbum ihren Weg uneingeschränkt weiter und zeigen eine unbändige selbstbewusste Produktivität. Mit dem Album ist der Band ganz klar ein Touchdown gelungen. Es strotzt nur so vor Energie, stellt das gute Vorgängeralbum völlig in den Schatten und mehr denn je sind starke Reminiszenzen an die gute alte ACCEPT-Zeit der Achtziger Jahre omnipräsent.

Exemplarisch kommt der Schlusstrack „Touchdown“ „fast as a shark“ rüber, setzt sich unmittelbar in jedem Gehörgang fest und ist prädestiniert, künftig live gespielt zu werden. Der Opener „Isolation Man“ lässt keine ACCEPT-Wünsche offen; geradlinig, verspielt, mit knallharten Riffs und wechselseitigen Soli, dazu immer wieder der typische Chorgesang, der die markante Reibeisenstimme des „Metal-Tanks“ umso mehr in Szene setzt. Man spürt förmlich die gute Band-Atmosphäre. Wahrscheinlich wird Udo Dirkschneider die Aussage nicht mögen, aber jetzt wo „Balls To The Wall“ 40 Jahre alt wird, ist „Touchdown“ ein Album, dass nahtlos in dieser glorreichen Riege anzusiedeln ist und Wolf Hoffmann mit seiner ACCEPT-Truppe um Mark Tornillo mit „To Mean Too Die“ nicht abliefern konnte.

In fast allen Songs ist der ACCEPT-Vibe vergangener Tage gegenüber vorherigen Alben noch intensiver spürbar, wie in der typischen Metal-Hymne „The Double Dealer`s Club“ oder „Fight Fo The Right“, welches in extremer Art und Weise die Klassik-Attitüde von „Metal Heart“ adaptiert. Hier fließt „Mozarts Klaviersonate Nr. 11, Der türkische Marsch“, in einem Gitarrenexzess von Dee Dammers und Andrej Smirnov in den Song ein.

Das Album ist derart abwechslungsreich, dass es die pure Freude ist. Der knorrige Gesang bei „Punchline“ wird mit dominantem Chorus wieder gepusht und avanciert zur Eingängigkeit trotz durchgehender Härte. In gleicher Liga spielt „Sad Man`s Show“. Herausragend ist auch das rasend schnelle „The Betrayer“ mit enorm aggressivem und ungewöhnlich modernem Drive; es gefällt mir deutlich besser als „The Undertaker“. Auch wenn ich Mark Tornillo sehr schätze, an Udo Dirkschneider kommt er nicht heran. Textlich gibt sich Udo Dirkschneider wieder latent politisch und gesellschaftskritisch. Er mahnt vor den Folgen nuklearer Bedrohung und medialer Bevormundung („Forever Free“), befasst sich mit der priorisierten Bedeutung von Freiheit, und macht deutlich, dass ihm der Russlandkonflikt aufgrund seiner sehr großen Fanbase sehr zu schaffen macht. „Heroes Of Freedom“, mit dem Refrain „Leading The Way, Remember The Day“ ist ein echter Ohrwurm und ist sowohl Metapher für die heutige Zeit aber auch die Erinnerung der Befreiung Deutschlands am D-Day.

Die 13 Songs auf „Touchdown“ sind großartig, abwechslungsreich und reihen sich in die großen ACCEPT-Alben der Achtziger ein, wenn auch unter dem Bandnamen U.D.O.. Die Scheibe ist absolut zeitlos, hat trotz der Nähe zu alten Zeiten einen ausgeprägten eigenen Charakter und wird alte wie neue ACCEPT/U.D.O.-Fans begeistern und mit Sicherheit auch sehr große Resonanz bei der eigefleischten Mark Tornillo/Wolf Hoffmann-Fraktion wecken. Auf „Touchdown“ wechseln sich große Metal-Hymnen und brachial aggressive Knaller ab. U.D.O liefern zum Glück keine großen Innovationen, bleiben äußerst authentisch und unendlich druckvoll. Hier ist der Band ein Meilenstein geglückt. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi9,5 9,5 / 10

Label: Atomic Fire Records
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 25.08.2023

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