Kaum zu glauben, dass auch die BaWüs von UNDERTOW schon fast 30 Jahre auf dem Buckel haben. Anfangs noch als deutsche CROWBAR tituliert mit wortwitzigen Albumnamen hat sich das einstige Trio nun als Quartett zu einer ernstzunehmenden und wichtigen Band entwickelt. Und der unweigerliche Beweis hört auf den Namen „Bipolar“.
Dabei passen UNDERTOW so entweder gar nicht in ein Schema oder eben in viele verschiedene. Die Melancholie erwuchs sich zu schwermütiger Wut und auch mal zur Raserei, die schleppenden Akkorde wurden um Griffbrettgalopp erweitert. Spätestens nach der Bereicherung durch Markus „Brandy“ Brand an der zweiten Gitarre wurde der Schwerpunkt auf die Saitenfraktion noch deutlicher, aber auch melodischer, zweistimmiger und soloaffiner.
Wenn es auch dem einen oder anderen weniger gefiel und man sich die bittersüßen Hymnen wie „34CE“ oder „Homemade Funeral“ zurückwünschte, so haben UNDERTOW wohl diesen Bogen spannen müssen, bis es zu „Bipolar“ kam. Dort findet man eigentlich die Quintessenz der Schwaben und damit auch den Status Quo einer eigenständigen Band, die hörbar gewachsen und erwachsen ist.
Die Zusammenarbeit mit Michelle Darkness (END OF GREEN) hinterließ zwar auch gemischte Gefühle, aber dennoch hat es letztendlich zu diesem neunten Album geführt, das jetzt schon einen sicheren Platz in den oberen Rängen der Veröffentlichungen 2022 hat. Neben der gereiften Gitarrenarbeit ist natürlich nach wie vor Joachim „Joschi“ Baschins unvergleichliche Stimme ein qualitativ hochwertiger Faktor für UNDERTOW, die einen auch auf dieser Scheibe wieder über alle Maßen fasziniert.
„Bipolar“ ist ein Album geworden, das ich so ehrlich gesagt nicht erwartet hätte. Auch ich zählte zu den Verehrern von „34CE“ und „Milgram“, auch wenn die neueren Alben nicht schlecht waren. Aber mit diesem Werk haben sich UNDERTOW weiter voran entwickelt und ein ganz heißes Eisen geschmiedet. Gratulation. (Jochen)
Bewertung:
9 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 54:30 min
Label: El Puerto Records
Veröffentlichungstermin: 07.2022
