Motorpsycho - The Crucible

Motorpsycho TheCrucibleDie Welle an neu gegründeten Retrobands ebbt nicht ab. In allen Ecken der Kontinente entstehen neue „alte“ Bands, die es sich zum Ziel gemacht haben, den Sound der Sechziger und Siebziger Jahre, sprich die Musik der Jahre wiederzubeleben, die für die Rockmusik so markant und wichtig war. Ich dagegen höre mir da lieber die Originale aus dieser Zeit an, da sie nach wie vor zeitlos sind und einen wunderschönen Rückblick geben, wie sich diese Form der Musik damals zu einem Monolith bis zur heutigen Zeit verfestigt hat.

Während die jungen Bands gleichermaßen gefeiert werden mit ihrer retrospektiven Musik, so haben sich MOTORPSYCHO schon lange Zeit etabliert, indem sie quasi nie über den Stand der Gründerjahre hinaus geschaut haben, sondern immer noch beim Kern geblieben sind und diesen nach allen Nuancen ausforschen. Die Hippiezeit blüht mit der Musik der Norweger wieder regelrecht auf, auch wenn ihre Herkunft etwas an der Authentizität zweifeln lassen dürfte. Aber keine Band schafft es so eindrucksvoll, visuell wie auditiv eine Form der psychedelischen Musik zu kreieren, die auch ohne den Konsum bewusstseinserweiternder Mittel einen farbenfrohen und reizüberflutenden Trip zu versprechen. „The Crucible“ setzt da an, wo „The Tower“ aufhörte, und auch wenn der Neuling etwas kürzer gefasst ist, so ist die Musik darauf dennoch weiter und breiter gefächert und lässt keine Details von MOTORPSYCHO vermissen.

Wer sich noch vor Augen führen kann, was die Entwicklung von Bands wie THE BEATLES oder PINK FLOYD für die gegenwärtige Musikszene ausmachte, der bekommt den Beleg mit „The Crucible“ aufgestempelt. Hier geht es rein um die Musik, hier wird um kein Image gekämpft, hier wird auf natürliche Art und Weise ohne Zuhilfenahme von Unmengen an Technik Kunst erschaffen, die einen tatsächlich in vergangene Tage versetzt, als Begriffe wie „Loudness War“ oder „Overdubs“ noch kaum eine Rolle spielten. Das skandinavische Trio weiß es, Melodien und Songstrukturen zu etwas Schrägem und nahezu Beängstigenden miteinander zu verwinden, um es dann später in etwas Schönem und Friedlichem aufzulösen.
So kommt es auch, dass der Titelsong „The Crucible“ gleich zweimal vertreten ist, da sich im Laufe des Stücks wohl mehrere Seitengänge geöffnet haben und so einer weiteren Version bedurften. Der Unterschied ist zwar durch die Komplexität des Songs und die lange Spielzeit nicht auf Anhieb zu erkennen, bietet aber dennoch eine alternative Vertonung der Ideen und Möglichkeiten.

Jeder Fan kann sich dieses Werk blind kaufen, er wird nicht enttäuscht sein.
Man muss allerdings erwähnen, dass die Spielzeit des Albums der doppelten Version des Titelstücks geschuldet ist, die immerhin eine Spielzeit von über 20 Minuten einnimmt. Dennoch hört man sich hier gerne die beiden Versionen nacheinander an, da sie einen immer wieder so ruhig und friedlich stimmt. MOTORPSYCHO machen die Welt einfach besser. (Jochen)

 


Bewertung:

Jochen9,0 9 / 10


Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 61:21 min
Label: Stickman Records / Soulfood
Veröffentlichungstermin: 15.02.2019

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