Stratovarius - Enigma: Intermission II

stratovarius enigmaVor drei Jahren konnte mich eine der Speerspitzen der europäischen Power Metalwelle der Jahrtausendwende mit "Eternal" endlich wieder überzeugen. Zuvor liefen sie doch ihrer Glanzform der späten Neunziger hinterher, doch auf dem vierten Longplayer mit Matias Kupiainen an der Gitarre machten sie einiges richtig. Seitdem ist viel Zeit vergangen, in denen STRATOVARIUS ausgiebig getourt sind, doch es wird Zeit für etwas Neues. Angekündigt war zwar ein Studiodreher, Songs wurden auch geschrieben, doch nun biegen die Finnen mit der Fortsetzung ihrer Raritätensammlung um die Ecke. Was kann "Enigma: Intermission 2" bringen, was hat es damit auf sich?

Wartete der erste Teil noch mit ein paar interessanten Coverversionen auf, so gibt es hier nur Titel aus der Feder von Kotipelto und Co.. Das muss zwar nichts Schlechtes bedeuten, doch kann man mit solchen bekannten Sachen den Hörer schnell binden, während er sich hier einen randvollen Silberling erst erarbeiten muss. Immerhin haben es drei neue Kompositionen auf die Scheibe geschafft, wobei man rätseln kann, ob man nicht mehr Material hatte oder diese einfach nicht zum Rest der Songwritingsessions passten. Dazu gibt es rare Bonustracks von ein paar Special Editions der ersten drei Scheiben mit dem neuen Axtmann, andere wiederum sind nie auf CD erschienen. Das ist ein guter Service für all diejenigen, die bei neuen Veröffentlichungen sofort zugreifen und eben nicht in den Genuss kommen, ein paar Zusatzsongs waren sogar bisher nur in Japan erhältlich. Als besonderes Schmankerl hat man noch vier neuere Titel, erstmals in der Bandgeschichte, in ein orchestrales Gewand gehüllt.

Der Quasi-Titeltrack "Enigma" kommt zu Beginn deutlich moderner daher als zuletzt, vor allem im Keyboardbereich hat Jens Johansson ein paar zeitgemäße Spielereien auf Lager. Doch auch von den Riffstrukturen klingt das mehr als eine Fortsetzung von "Nemesis" denn von "Eternal", ein Eindruck, den auch der weite Refrain nicht zerstreuen kann. Noch stärker in die Richtung tendiert das sehr synthesizerlastige "Oblivion", das irgendwie symphonisch klingen soll, doch solche Sounds korrespondieren nie so gut mit moderneren Anklängen. Somit weiß nur "Burn Me Down" von den neuen Stücken zu überzeugen, auch wenn die Gitarre etwas tiefer gestimmt ist, doch der flüssige Refrain erinnert in die Hochzeiten der Formation.

Gerne fallen ja Bonusstücke etwas aus dem Rahmen, das gilt hier besonders für "Hunter", das auf den Opener folgt. Hier haben STRATOVARIUS eindeutig eine thrashige Schlagseite, auch wenn sich die Strophe etwas zurück nimmt, doch die Gitarren mahlen kräftig. Doch auf den mehrstimmigen Refrain folgt noch ein dickerer Chor, was das die Nummer am Ende überfrachtet. Ebenfalls aus den "Nemesis"-Sessions stammt "Fireborn, das etwas mehr nach dem Album klingt, dessen tiefer gestimmten Saiten aber gut mit der rockigen Gangart harmonieren.
Eher schwächer sind die beiden Songs, die zu "Elysium"-Zeiten entstanden sind, wobei der Longplayer so schlecht nicht war, doch "Hallowed" und "Last Shore" schleppen sich arg dahin. Da kommt "Second Sight" aus der "Polaris"-Ära besser, bei dem progressive auf rockige Riffs prallen. Die bisher nur in Japan erhältlichen Tracks wie "Kill It With Fire" kennen hingegen nur eine Richtung, immer geradeaus nach vorne. Einzige Ausnahme bildet "Old Man And the Sea", in welchem die dezenten Folkanleihen aufgrund der akustischen und balladesken Ausrichtung gut zur Geltung kommen.

Das Beste hebt sich "Enigma: Intermission 2" für den Schluss auf, denn die vier orchestral arrangierten Titel wissen zu überraschen. Hätte jeder damit gerechnet, dass der dicke Bombast über bekannte Lieder gelegt wird, so geht man hier sehr reduziert zu Werke. Vieles ist akustisch gehalten, die Orchesterparts eher kammermäßig, was eine schöne Atmosphäre erzeugt, die den Melodien Raum gibt. "Fantasy" kommt so luftig daher, dass es fast wegschweben möchte, während "Unbreakable" von der Schwermut befreit ist. Die ohnehin großartigen Melodien in "Shine In The Dark" können sich hier noch mehr entfalten, während das getragene "Winter Skies" zum großen Epos wird. Davon hätte man gerne noch mehr gehört, da hätte man das Ganze als Doppeldecker anbieten können, wobei eine Scheibe eben nur aus diesen Versionen bestanden hätte. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 75:10 min
Label: EAR Music
Veröffentlichungstermin: 28.09.2018

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