Gioeli-Castronovo - Set The World On Fire

gioelicastronovo sethteworldonfireBeide gehörten 1991 zum Stamm der Musiker, die HARDLINE gründeten und so noch einen kleinen Erfolg in der auslaufenden Hair Metal-Ära verbuchen konnten. Deen Castronovo war vorher bei BAD ENGLISH tätig, wo auch JOURNEY-Gitarrist Neal Schon aktiv war, der ebenfalls auf dem Debüt "Double Eclipse" mit von der Partie war. Sein Axtpartner war damals noch Joey Gioeli, dessen Bruder Johnny heute immer noch bei der Truppe singt, aber als AXEL RUDI PELL-Vokalist viel populärer wurde. Nach vielen Erfolgen in den letzten 25 Jahren wollten Castronovo und Johnny Gioeli mal wieder gemeinsam etwas an den Start bringen, da sind sie bei Frontiers, dem Heimlabel sowohl von HARDLINE als auch Castronovos REVOLUTION SAINTS genau richtig. Die waren vom GIOELI-CASTRONOVO-Projekt sofort begeistert, rekrutierten die übrigen Musiker und brachten nun "Set The World On Fire" auf den Markt.

Dabei kann man sich natürlich denken, dass es sich dabei vornehmlich um italienische Musiker handelt, die ja besonders gerne von dem führenden Label ihres Heimatlandes angefragt werden. Da überrascht es schon, dass von der aktuellen HARDLINE-Besetzung nur einer dabei ist, doch Alessandro DelVecchio hat ja fast überall seine Finger im Spiel. Neben Keyboards und Backgroundgesang wird er sicherlich auch bei der Produktion beteiligt gewesen sein. Da haben sich dann drei Meister ihres Faches zusammen gefunden, weswegen die Sache auch recht rund ausgefallen ist, und natürlich auch etwas vorhersehbar.
Das Spiel ist so alt wie der Melodic Rock selbst, da nimmt erst einmal eine Harmonie aus Gitarren und Keyboards Fahrt auf, dann wird das Tempo beim Einstieg in die Strophe gedrosselt. Hier wird der gute Deen vom Piano begleitet und kann mit seiner klaren Stimme punkten. Wie schon bei seiner Supergroup mit Doug Aldrich und Jack Blades, wo er sich mit Letzterem die Lead Vocals teilt, übernimmt er auch hier viele Gesangsparts, ein Talent, dass er schon auf der Bühne bei JOURNEY unter Beweis gestellt hat. Wenn sich die Dynamik wieder steigert, passt Gioelis raues Organ besser, bevor dann beide beim hymnischen Refrain im Duett abrocken.

Etwas, was sie noch sehr oft auf dem Album bieten, während sie sich die Strophen zumeist teilen. Nach dem titelgebenden Opener kommt erst einmal das Piano wieder zum Zuge, "Through" eröffnet sanft, ein paar Leadtöne werden eingestreut, dann übernehmen simple Mainstreamlicks, bevor der Chorus explodiert. Da braucht es schon die Power der beiden großen Stimmen, die sich in der Bridge noch ein schönes Duell liefern. Das klingt so verdammt nach JOURNEY, dass es schon frech ist, aber die Klasse ist nicht zu verleugnen. Doch es ist eher die späte Phase mit Jonathan Caine an den Tasten, die hier Pate stand, die progressiven Schlenker als Gregg Rollie und Neal Schon den Ton angaben, finden hier nicht statt. GIOELI-CASTRONOVO fahren die reine Melodiclehre, stehen damit in der Tradition vieler Frontiers-Acts, aber im Gegensatz zu den durchstartenden THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA. Die nächste JOURNEY-Verbeugung gibt es im flotten "Ride Of Your Life", bei dem das Piano mehr fordert und der Bass angenehm pumpt.

Der Musikgourmet wird hier nicht fündig, der Spaß an der Sache steht im Vordergrund, selbst die bluesigen Anklänge in "Who I Am" sind da schon eine Erwähnung wert. Trotz der stimmlichen Nähe des singenden Drummers klingt glücklicherweise nicht alles nach den AOR-Heroen, zumindest aber nach den Achtzigern oder anderen Betätigungsfeldern der Protagonisten. "Fall Like A Angel" bedient sich mit dem direkten Einstieg in den Refrain eines typischen Stilmittels, sphärische Synthesizer und knallige Arrangements aufeinander prallen zu lassen war damals ebenfalls nicht fremd. Auch die treibenden Fanfaren im rockigen "Run For Your Life" hatte man damals häufig, aber auch bei der Band, in der die beiden erstmals aufeinander trafen. Im Übrigen ist der Song eine absolute Johnny Gioeli-Paradenummer, die mit seinem Timbre bestens harmoniert.

Ihm noch mehr auf den Leib geschneidert ist die getragene Pianoballade "It´s All About You", in der er seine Stimme perfekt ausreizen kann. Klar hat man so etwas auch schon öfter von ihm gehört, doch es immer wieder großartig, vor allem, wenn sich der Refrain so herrlich pathetisch aufbläht. Es soll aber die einzige starke ruhige Nummer auf "Set The World On Fire" bleiben, denn vieles in der Kategorie wie "Walk With Me" plätschert so dahin, "Mother" kann auch nur mit einer sphärischen Strophe punkten. Wenigstens beweisen sie am Ende mit dem akustischen "Let Me Out" ein Gespür für das Singer/Songwriter-Genre, in dem sie eine passable Figur abgeben.
Doch die rockigen Stücke sind die besseren, weswegen man auf das ein oder andere hätte verzichten können. Technisch gesehen gibt es auf dem Erstling aber nicht zu bemängeln, Mario Percudani steuert ein paar tolle Soli bei und hätte öfter von der Kette gelassen werden sollen. Dazu drückt auch das Klangbild schön nach vorne, wie man es aus dem Hause Frontiers gewohnt ist, ohne allzu komprimiert zu wirken. Ein wenig mehr Mut hätte man sich doch von GIOELI-CASTRONOVO gewünscht, aber lieber gut gemachter Standard als ein paar misslungene Experimente, der aktuelle Supersommer dankt solche Mucke. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 48:20 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 13.07.2018

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