Five Finger Death Punch + Megadeth + Bad Wolves (02.02.2020, Esch-sur-Alzette (L))

20200202 FFDP MEGADETH BADWOLVESVon Anfang an stand ich dieser Tour sehr skeptisch gegenüber. Die erste Frage für mich als MEGADETH-Anhänger natürlich “Warum sind MEGADETH keine Headliner?”. Nun ja, ich hatte aber auch ziemlich den Anschluss an FIVE FINGER DEATH PUNCH verpasst, und mir war nicht bewusst, dass die Amerikaner inzwischen derart groß sind.

BAD WOLVES
Leider beginnen BAD WOLVES bereits früher als angekündigt, wodurch die Hälfte der Fans noch am Einlass steht. Das hat zur Folge, dass sich die Rockhal nur dürftig füllt und am Anfang sogar nur zu einem Viertel voll ist. Sehr schade für die Amerikaner um Sänger Tommy Vext, der sein Publikum fest im Griff hat und das Beste daraus macht. Selten habe ich jemanden derart locker mit dem Publikum umgehen sehen. Noch dazu füllt der aus Brooklyn stammende Sänger gekonnt die recht große Bühne aus und weicht auch nicht davor zurück wild umher zu tanzen.

Das macht ihn von Anfang an extrem sympathisch, und so hat er jeden Neuankömmling in der Halle sofort auf seiner Seite. An einer Stelle bittet er dass sich alle umarmen und niemand macht mit. Er nimmt es gelassen und kontert mit “Dann eben nicht. Da hinten der Typ im SLAYER-Shirt mit den verschränkten Armen denkt sich sowieso “Fuck you! Ich bin für SLIPKNOT hier und einfach früh dran”. Einfach wunderbar, so zieht er nicht nur meinerseits einige Lacher auf sich.

BAD WOLVES präsentieren ihren modernen Metal, der zuweilen an FIVE FINGER DEATH PUNCH erinnert, aber etwas mehr Melodie bietet, sehr gekonnt. Man spürt deutlich, dass die Band Bock hat, und dementsprechend macht das Publikum auch mit. Eine sehr gut gewählte Vorband, die sicher nicht nur eröffnen durfte, weil Sänger Tommy Vext einst bei FFDP ausgeholfen hat.

 

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MEGADETH
Nach der Nachricht, dass Mainman Dave Mustaine an Kehlkopfkrebs erkrankt ist, hätte ich nie im Leben erwartet ihn derart schnell nochmal auf der Bühne zu sehen. Scheinbar hat Mustaine die Krankheit aber besser weggesteckt als viele dachten. Gerade einen Tag zuvor las ich noch darüber, dass er zu 100% krebsfrei sei. Hoffen wir alle fest, dass es so bleibt.

Der Gitarrist ist in jedem Fall noch so kratzbürstig wie früher, und seiner Stimme konnte der Krebs ebenfalls nichts anhaben. Zwar wirken die ersten Songs etwas holprig, doch das liegt wohl eher an der Technik. So höre ich Dave anfangs gar nicht, weder vom Gesang noch von der Gitarre. Stattdessen ist auf der rechten Bühnenseite fast nur Kikos Gitarre zu vernehmen. Was gerade bei “Hangar 18” ein wenig schade ist, denn das Stück lebt von den gedoppelten Gitarrenspuren. Dennoch präsentiert sich die Band in Bestform, und Dave Mustaine steht der Bart ähnlich gut wie Tom Araya von SLAYER.

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Wie schon bei ihrem letzten Abstecher in Luxemburg passen die aktuellen Songs von “Dystopia” perfekt in das Set aus Klassikern. Mit “She Wolf”, “Sweating Bullets” und “Wake Up Dead” hievt die Band mich erneut in ungeahnte Höhen, und bei “Tornado Of Souls” muss ich mir sogar eine Träne unterdrücken, da ich eigentlich damit gerechnet habe das Stück nie wieder live zu sehen. Das klingt hart, aber es ist leider so, dass ich die Erkrankung von Dave für das Ende der Band hielt. Umso schöner dass das nicht der Fall ist.

Das großartige Set, die geniale Show und ein sehr fitter Dave Mustaine machen den Teil des Konzerts eigentlich perfekt. Dennoch muss ich hier etwas kritisieren. Dem Anschein nach hat Dave Mustaine ein Problem mit den Licht-Spots, was letzten Endes dazu führt, dass das Set um einen Song gekürzt wird. Was da genau los war, lässt sich nur erahnen. Fakt ist aber, dass die Band mitten im Set kurz die Bühne verlässt und Dave Mustaine darauf hinweist, dass sie kurz eine Pause machen, da ihr Licht-Techniker etwas an den Spots einstellen muss. Kurz darauf kommt er auf die Bühne zurück mit den Worten “Let’s Try It Again”. Dem Anschein nach änderte die Pause aber nicht viel daran, und kurz darauf läuft Mustaine zu Ellefson rüber, bespricht kurz etwas mit ihm und verkündet anschließend “This Is Our Final Song”. Das mörderische Riff von “Holy Wars” setzt ein und MEGADETH beenden ein leider recht kurzes Set, das aufgrund der Spots sogar ohne “Peace Sells” auskommen muss.

Zu meiner eigenen Überraschung kommt die Band aber deutlich besser beim Publikum an, als ich es selbst erwartet hatte. Ich ging eigentlich davon aus, dass die Position im Lineup eher schlecht gewählt sei und FFDP-Fans nicht unbedingt mit dem klassischen Thrash etwas anfangen können. Dies bewahrheitete sich zum Glück nicht, und so war die Show auch für MEGADETH ein voller Erfolg.

Setlist MEGADETH:
Prince of Darkness
Hangar 18
The Threat Is Real
She-Wolf
Sweating Bullets
Wake Up Dead
Trust
Dystopia
Tornado of Souls
Symphony of Destruction
Holy Wars... The Punishment Due

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FIVE FINGER DEATH PUNCH
Wie groß die Band geworden ist, lässt sich bereits am fulminanten Bühnenaufbau sehen. Ein riesiger Totenschädel, inklusive zwei riesiger Baseballschläger ist zu sehen und meine Güte, ich bin wirklich erstaunt. Das Bühnenbild war auch auf der letzten Tour bereits dabei, die völlig an mir vorbeizog. Ein Glück, dass mein Kollege Alex (Fotos) mich darüber aufklären kann. Und so steigt die Spannung in der nun ähnlich gut gefüllten Halle wie am Vortag steil nach oben.

Die Band legt einen famosen Einstieg hin und feuert, anders lässt es sich nicht sagen, aus allen Rohren. Im Publikum gibt es kein Halten mehr und nun ist die Rockhal gefühlt so voll wie einen Tag vorher bei SLIPKNOT. FFDP oder besonders Sänger Ivan “Ghost” Moody versteht es bestens sein Publikum zu unterhalten und bezieht es mit jeder Gestik mit ein. Die Show kommt dabei zu keinem Zeitpunkt zu kurz, ob nun Pyros oder Konfetti, die Band zieht ziemlich alle Register.

Die Stimmung im Saal kennt dabei nur eine Richtung, steil nach oben, und das ändert sich bis zum Ende des Konzerts zu keinem Zeitpunkt. Im Pit vor der Bühne geht es dabei ähnlich heftig wie bei SLIPKNOT zur Sache, und die Band wird nach allen Regeln der Kunst von ihren Fans gefeiert.

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Mich persönlich verliert die Band spätestens nach dem großartigen Cover von “Bad Company”, die Abwechslung, die hier für Gänsehaut sorgt, vermisse ich später leider. Doch ich muss hier hinzufügen, dass ich mit dem Songwerk von FFDP nicht so gut vertraut bin. Daher mag dieser Effekt sicherlich auch daher rühren, auf Dauer ist es mir aber etwas zu eintönig. Weiterhin wird der Sound gegen Ende des Konzerts etwas matschig und je nachdem, wo man steht, sieht man mehr oder weniger nur noch Handys, die mitfilmen.

Doch das ist sicherlich lediglich ein Eindruck von mir, denn die Halle kennt kein Halten und die Band kein Erbarmen. Drei Zugaben werden gespielt, und ich habe nicht wirklich den Eindruck, dass die Leute genug haben. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie diese Band gewachsen ist. Zuletzt im Vorprogramm bei JUDAS PRIEST, bei abgehängter Main-Hall füllen FFDP diese nun problemlos selbst bis in die hinteren Reihen. Hier ist nichts abgehangen und die Ticketpreise sind keineswegs ausschlaggebend, da sie ähnlich hoch sind. Scheinbar haben sich FFDP einen festen Platz in den Reihen der “neuen Headliner” erspielt und das sicherlich nicht ohne Grund. Wenn ich mir ansehe, was die Band hier auf die Bühne bringt, ist es kaum verwunderlich. Mit so viel Ehrgeiz und Spaß an der Sache ist es meistens nur eine Frage von Glück oder Zeit, bis eine Band derart groß ist.

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FIVE FINGER DEATH PUNCH haben demnach wohl nicht nur den passenden musikalischen Riecher, sondern auch die richtige Strategie was den restlichen Teil des sonst eher dreckigen Geschäfts angeht. Es sei ihnen mehr als gegönnt und ich hoffe inständig dass es so bleibt.

Das Interesse an Konzerten scheint in den letzten Jahren ungebrochen, wenn ich mir ansehe, wie schnell Tourneen ausverkauft sind. Genau dieses Interesse haben die Musiker derzeit aber auch dringend nötig, denn mit Platten wird in der heutigen Zeit kein Geld mehr verdient. Ein großartiger Wochenabschluss für Musikfans. (Pascal)

Setlist FIVE FINGER DEATH PUNCH:
Lift Me Up
Trouble
Wash It All Away
Jekyll and Hyde
Sham Pain
Bad Company
Burn It Down
Got Your Six
The Agony of Regret
Wrong Side of Heaven
Battle Born
Blue on Black
Coming Down
Never Enough
Burn MF
Inside Out
Under and Over It
The Bleeding

(Fotos: Alex)

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