Lunatica - The Edge Of Infinity

Lunatica - The Edge Of Infinity NIGHTWISH-Klone sind in den letzten Jahren ja fast wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden geschossen – mit ihrem 2004er-Output „Fables & Dreams“ bewiesen die Schweizer LUNATICA aber, dass man auch „symphonic“ Rock/Metal mit weiblichem Gesang im engen Teilnehmerfeld durchaus eigenständig präsentieren kann. Damals überzeugte vor allem die stimmgewaltige Sängerin Andrea Dätwyler durch ihren Verzicht auf allzu opernhafte Inszenierungen und dennoch kraftvolle und tragende Sangespassagen. Zwei Jahre sind ins Land gegangen und LUNATICA haben sich für ihr drittes Studioalbum in Form von Dieter Meier (YELLO) oder Oliver Hartmann (z. B. ex-AT VANCE) einigen illustren Beistand geleistet, der die guten Ansätze und eigenen Ideen noch weiter pushen soll. Das sehr synthetisch geratene Intro, bei dem Dieter Meier (YELLO) den Text spricht, macht allerdings denselben Fehler wie das Vorgängeralbum und ist trotz der prominenten Unterstützung ein etwas langatmiger und zu ruhiger Einstieg in den Silberling.
Dafür entschädigt direkt der erste „richtige“ Song in Form des Titeltracks „The Edge Of Infinity“ – auch wenn man sich das ganze Album hindurch des Eindrucks nicht erwehren kann, dass LUNATICA einen Hauch zu synthetisch wirken – vielleicht hat Dieter Meier seine Finger doch tiefer im Spiel gehabt, als man verlauten lässt.
Nach dem zügigen Titeltrack lässt es „Sons Of The Wind“ betont ruhig angehen – ein ausgiebiges Keyboard-Intro zieht sich langsam zu einer rockigen Midtempo-Nummer hoch, die wieder von Andrea´s Stimme getragen wird und sich im letzten Drittel instrumentell noch einmal so richtig ins Zeug legt.
Diese Struktur scheinen LUNATICA zu favorisieren – auch „Who You Are“ beginnt mit einer langen und ruhigen Einleitung und dreht dann auf – auch wenn diese Nummer gar nicht aus eigener Feder stammt, sondern vom (vielgelobten) schwedischen Songwriter-Duo Falk & Thott. Ok, die Nummer ist deutlich mainstreamig, aber dafür, dass Falk & Thott auch schon für (Achtung: Personen mit schwachen Gemütern bitte eine Zeile überspringen!) die weltweit bekannte Metalröhre Britney Spears tätig waren, haben sie sich hier mächtig angestrengt.

Von ähnlich glatt gebügeltem Kaliber ist das sehr eingängige „Out!“, bevor mit „Song For You“ eine kleine Überraschung auf dem Programm steht – ex-ASIA-Sänger John Payne gibt mit seiner charismatischen Stimme hier einen hervorragenden Duettpartner für Frau Dätwyler ab – was den Song auf Grund seiner ansonsten recht schwülstigen Art wieder auf akzeptables Niveau hievt.

Die nächste Überraschung folgt auf dem Fuße – „Together“ beginnt erfrischend heavy – als hätte man bei den Aufnahmen Drummer Ronnie Wolf vor dieser Nummer ein paar starke Espresso intravenös eingeflösst und versehentlich die Gitarren von André und Sandro in einen anderen Verstärker gestöpselt – dafür läuft der Track im Mittelteil etwas gemäßigter aus.

Genug der harten Töne – Mit „The Power Of Love“ steht wieder ein Titel auf dem Programm, bei dem bereits Balladeskes in der Luft steht – und die Erwartungen werden nicht enttäuscht – Andrea Dätwyler verziert mit glasklarer Engelsstimme eine seichte Schmalznummer.
Wieder deutlich mehr Richtung NIGHTWISH lassen es die Schweizer dann mit dem zügigen „Words Unleashed“ angehen, was erfrischend heavy und eingängig zugleich ist.
Für den Abschluss des Albums haben sich LUNATICA dann noch etwas Besonderes aufgehoben – und das gleich in doppelter Hinsicht: Zum Einen gibt es mit „Emocean“ ein 9-minütiges Metal Opus, das sich gewaschen hat und bei dem die Band noch einmal ihr gesamtes Potential ausspielt – und zum Anderen genau die gleiche Nummer ein zweites Mal – als Duett mit dem ex-AT VANCE-Shouter Oliver Hartmann, der dafür sorgt, dass der ohnehin schon knackige Sound noch eine Nuance metallischer und gereifter wirkt.

LUNATICA beweisen mit „The Edge Of Infinity“ erneut, dass sie große Songs abliefern können – allen voran das überragende „Emocean“ – leider zögern sie auch auf dieser Scheibe zu oft, aus dem selbst auferlegten (Song-)Gerüst auszubrechen, das gewisse Etwas mehr an Fahrt aufzunehmen und die Durchzugskraft und Abwechslung eines „Emocean“ auch auf die übrigen Songs überspringen zu lassen.
So ist „The Edge Of Infinity“ zwar ein eigenständiges, aber leider nur ein durchschnittliches Album – aber dafür mit exorbitant markantem Höhepunkt.

Note: 7,0 / 10

Anspieltipps: „Sons Of The Wind”, „Words Unleashed”, „Emocean (feat. Oliver Hartmann)”

VÖ: 25.08.2006

Spielzeit: 54:20 min.
Titel: 11
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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