Stargo - Dammbruch

20211217 stargo dammbruch200pxZum Jahresausklang ist mir noch eine Veröffentlichung ins Postfach geflattert, mit der ich gar nicht gerechnet hätte. Innerlich bin ich schon auf „reicht jetzt“ eingestellt. Noch Inventur in der Firma und dann wars das für dieses Jahr. Dann nur noch Musik hören ohne Reviewdruck. Mal irgendwo reinhören, was man die letzten Jahre verpasst hat. Aber die Veröffentlichung im Postfach ist ja auch Musik und Musikhören geht doch immer? Ja schon, wenn das Nervenkostüm es zulässt. Das ein oder andere kann dann schon mal komplex, fremd oder garstig sein, sodass ich auf Anhieb schwer Zugang zu dem Material bekomme.

Jetzt handelt es sich hier jedoch um die Dortmunder STARGO, denen ich schon seit letztem Jahr auf Social Media folge, nachdem sie bei einer „Lovestream-Session“ im Speicher100, wo auch DAILY THOMPSON mitgemacht haben, aufgetreten sind. Damals feierten STARGO den Release ihres Albums „Parasight“. Das Album ging in der allgemeinen Pandemie-Lethargie etwas unter. Keine Livekonzerte und kaum Musikfreaks die das Album vom Merchtisch reißen.



Dabei ist das ein sehr schönes Stück Musik, auf das ich mal noch kurz eingehen will, bevor ich zur neuen Veröffentlichung komme. Die 2008 gegründete Band hatte 2010 mit „Phonism“ schon ein Album veröffentlich, das leider in den unendlichen Weiten des Web-Alls nicht aufzutreiben ist. So kann ich hier keinen Vergleich zu „Parasight“ anstellen. Das ist jedoch unwichtig, denn was man bei dem Album aus dem letzten Jahr zu hören bekommt, lässt einen schnell mit dem Kopf nicken.

Mit feinsten Riffs gespickte Songs, mal heavy, mal stoner. Schön-kompakte instrumentale Stücke und Ohrwurm-trächtige Werke wie „Parasites“ und „Nemesis“. Das knapp 50 Minuten lange Album hat für jeden Fan von Stoner-gespicktem (modernen) Metal einiges zu bieten und ist dazu saftig produziert und sollte in keinem Regal fehlen.



Dass die drei Jungs talent haben unvergessliche Lieder zu schreiben, brauchen sie also nicht mehr zu beweisen. Aber Däumchen drehen ist bei Musikern nicht, da muss Lärm gemacht werden, bevor der Kopf platzt.



Karsten, der Schlagzeuger, schrieb mich vor ein paar Wochen an und fragte, ob ich nicht Lust hätte ihr neues Album zu besprechen - wenn ich ihnen bei Social Media schon folge.

Haha, klar doch. Tatsächlich hatte ich im laufenden Jahr öfters mal in „Parasight“ reingehört und bin jetzt natürlich sehr gespannt, was STARGO in der kurzen Zeit an Stücken eingetütet hat.
Karsten verrät mir, dass sie sich mit dem neuen Album namens „Dammbruch“, zwei lang gehegte Wünsche auf einmal erfüllen: erstens ein komplett instrumentales Album und zweitens die Veröffentlichung auf Vinyl.

Er umreisst noch kurz was mich musikalisch erwartet, und das lasse ich mir von einem Schlagzeuger sehr gerne erzählen, denn die behalten meistens den Überblick und müssen diese ganzen Riffideen dann auch noch taktmäßig zusammenhalten.

Drei Songs in nur knapp 30 Minuten ist für eine Veröffentlichung auf Vinyl gerade passend.
Das erste Stück und Titelgeber des Albums ist „Dammbruch“, welches aus vier Teilen besteht, die nach dem zweiten Durchlauf des Albums schon gut zu erkennen sind. Da haben die drei erfahrenen Musiker einen „Dammbruch“ musikalisch sehr passend umgesetzt. Vom sich langsam aufbauenden „First Cracks“ zu dem drohenden Desaster „From An Eagle’s Eye“ hin zur Passage „Dambreach“, welche mit rasenden Blackmetal-Passagen die vorher aufgebaute Spannung entlädt und der Hörer sich am Ende bei „Drift In A Nutshell“ ans rettende Ufer treiben lassen kann.

Mit den Stücken von „Seite B“ taucht man dann in weitere interessante instrumentale schwermetallische Klanggefilde ein. Erstmal kommt der akustische Heli-„Copter“ und dann schwebt man mit „Bathysphere“ in bis zu 1370m Tiefe durch die Tiefsee.


Zack, ist das Album schon wieder vorbei. Dabei hab ich doch erst vor gefühlt fünf Minuten angefangen reinzuhören? Dieser Eindruck bleibt auch noch bei dem siebten Hördurchgang bei verschiedenen Tageszeiten. Einfach großartig, was STARGO da mit „Dammbruch“ ein kurzweiliges Album komponierten haben.

STARGO geben an die Platte live im Mai diesen Jahres im Speicher100 aufgenommen zu haben und das nehme ich ihnen auch direkt ab. „Dammbruch“ hat so einen starken „Flow“, das kann nur Live sein. Hut ab! Die Produktion ist erste Sahne. Sehr kompakt und massiv aber dabei so transparent, dass man alle Instrumente erkennen kann. Die Bass-Linien von Stefan sind immer wieder sehr deutlich zu hören, und bei entsprechender Lautstärke auch zu spüren. Nordin arbeitet sich mit seiner Gitarre durch anspruchsvolle Riffs, welche schnell im Ohr hängen bleiben.

Das ein oder andere Riff hat man vielleicht schon mal irgendwo, irgendwann bei irgendeiner Band gehört aber das macht nichts, weil es dies so in dieser Kombination noch nicht gab. Gesang vermisse ich hier gar nicht, denn in Zeiten wo eh jede und jeder am Rumbrüllen ist, wirkt rein instrumentale Musik mal sehr erholsam. Manchmal werde ich an MY SLEEPING KARMA erinnert, manchmal an instrumentale Passagen von MOTOROWL, um jetzt mal ein paar Bands zu erwähnen, die bei mir seit ein paar Jahren einen festen Platz zwischen meinen persönlichen Favoriten erklommen haben.

„Dammbruch“ von STARGO gehört jetzt definitiv dazu! (Andreas)

Bewertung:

Andreas8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 3
Spielzeit: 29:41 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 17.12.2021

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