Alcest - Spiritual Instinct

alcest spiritualinstinctALCEST sind eine Band, die gar nicht weiß, wie man enttäuscht. Album für Album liefern sie großartiges, wunderschönes ab. Die Franzosen sitzen irgendwo zwischen den Stühlen von Post und Black Metal und laden mit ihren Liedern einfach immer wieder zum Träumen ein. Sei es jetzt live oder auf Platte. Drei Jahre nach dem letzten Album „Kodama“ erscheint nun mit „Spiritual Instinct“ das neue Album der Band. Zum ersten Mal nicht bei Prophecy Productions, sondern man ist zum größeren Label Nuclear Blast Records gewechselt.

Schon vor einigen Wochen wurde vorab das Video zu „Protection“ veröffentlicht. Normalerweise versuche ich, mir die vorab veröffentlichten Singles vor Release eines Album nicht allzu oft anzuhören. Denn dann ist man diese Songs bereits zu sehr gewohnt und verwischt sich oft selber den Gesamteindruck des Albums. Aber hier konnte ich nicht anders. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich mir „Protection“ bereits angehört habe. Dieser Song ist ein absolutes Meisterwerk. Typisch für ALCEST – und doch ganz anders. Denn „Protection“ zeigt schon an, wohin die Richtung des Albums geht: Deutlich mehr Richtung Black Metal. Die Franzosen addieren zu ihrem gewohnten verträumten Post Metal eine gehörige Portion Härte – und das Ergebnis ist einfach perfekt.

Nach „Protection“ konnte ich die Veröffentlichung des Albums kaum abwarten. Gleichzeitig war da aber die Befürchtung, ob die Band das Niveau dieses Songs würde halten können. Diese Befürchtung war natürlich unbegründet. Denn wie ich oben schon geschrieben habe: ALCEST wissen überhaupt nicht, wie man enttäuscht. Schon der Opener „Les Jardins Du Minuit“ kann überzeugen. Es gibt nach wie vor die ALCEST’sche Leichtigkeit, aber auch die neue Härte bricht immer wieder durch und gestaltet das Stück so abwechslungsreich, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht.

„Sapphire“ kehrt dann etwas zu den Wurzeln der Band zurück. Hier findet man wieder die verträumten Melodien, allerdings rockt auch dieser Song mehr als ordentlich. Er geht sofort ins Ohr und insbesondere der Gesang ist hier einfach wunderschön. Ein weiteres Highlight des Albums stellt „L‘Île Des Morts“ dar. Der Song beginnt für ALCEST recht ungewöhnlich. Synths und ein recht dreckiger Sound können im ersten Moment verwirren, unterstützen jedoch die dunkle Grundstimmung des Songs gekonnt. Bald kehrt man jedoch wieder in die gewohnten Bahnen zurück. „L‘Île Des Morts“ ist das längste Stück des Albums und vereint sowohl verträumte Leichtigkeit als auch dunkle Schwermut – es ist ein wahrhaft düsteres Stück. Veredelt wird es durch Gastvocals der Norwegerin SYLVAINE, die sich ganz unauffällig an den Song anschmiegen.

„Le Miroir“ geht noch einmal in eine andere Richtung. Seine sanfte Melodie und der gleichmäßige Rhythmus lassen den Hörer fast schon in eine Art Trance fallen. Aus der man dann mit dem Titelsong „Spiritual Instinct“ wieder erwacht. Auch hier hat man ein gutes Gleichgewicht zwischen Härte und Sanftheit gefunden, grundsätzlich ist dieser schöne, atmosphärische Song aber wohl das Stück auf dem Album, das am ehesten an die alten ALCEST erinnert. Und vielleicht ist es damit ja auch ein Ausblick auf das nächste Album?

Hauptsongwriter Neige sagt über das Album, dass es düsterer und härter geworden sei als ihre anderen Alben, weil er diese Gefühle in sich hatte und sie einfach raus mussten. Und das ist auf eine gewisse Art und Weise auch gut so. Die neue Härte steht ALCEST mehr als nur gut zu Gesicht – sie perfektioniert den Sound der Band. Obwohl ich durchaus auch die verträumteren Stücke liebe und kein Problem mit einer späteren Rückkehr dorthin hätte, gefällt mir das hier sehr, sehr gut. Neige kehrt ein Stück weit zu seinen Wurzeln im Black Metal zurück, ohne dabei die Essenz von ALCEST aus den Augen zu verlieren. Und das passt einfach nur richtig gut zusammen. Auch wenn die Franzosen wirklich noch nie enttäuscht haben – hier setzen sie noch einmal einen drauf. „Spiritual Instinct“ ist wunderschön. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 41:01 min
Label: Nuclear Blast Records
Veröffentlichungstermin: 25.10.2019

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