Kenny Wayne Shepherd Band - Traveler

kennywayneshepherd thetravelerMitte der Neunziger wurde der damals blutjunge Gitarrist als ein Erretter des Blues gefiert und in seiner US-amerikanischen Heimat mit Platin dekoriert. Doch in den Zeiten war mit dieser Spielart dauerhaft kein Staat zu machen, und so knickte die Karriere von KENNY WAYNE SHEPHERD ein. Lange Jahre war es ruhig um ihn, so dass er sich mehr als Sessionmusiker verdingte. Als der fast gleichaltrige JOE BONAMASSA in die Rolle geschlüpft war, die der Mann - wie auch andere ihrer Generation - hätte einnehmen können, erlebte der Blues ein Revival. Das schob auch seine Karriere wieder an, seitdem kommen regelmäßig Studioscheiben auf den Markt, dazu mit THE RIDES ein weiteres Standbein. Nun erscheint unter dem Namen KENNY WAYNE SHEPHERD BAND mit "The Traveler" ein neues Werk.

Sicherlich ist der Bandtitel ein Tribut an die langjährige Zusammenarbeit mit seinen Mitmusikern, Noah Hunt ist bereits seit 1998 als Sänger an seiner Seite. Der hebt sich mit seiner klassischen, leicht alternativen Rockstimme von den meisten anderen zeitgenössischen Bluesstimmen ab. Ob das ein Vorteil ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, mir klingt er ein bisschen zu distanziert, das passende Feeling weiß er nicht vollständig zu transportieren.
Das zeigt sich schon beim Opener, der mit Chören und von der Melodieführung her etwas zu sehr auf Airplay schielt. Etwas reduzierter käme der rockige Charakter von "Woman Like You" besser zur Geltung, die Soul Pop-Nuancen stören etwas. Doch Shepherd wollte erwachsen werden und nicht nur heftige Soli rausfeuern, sondern auch den Song als Solches im Auge behalten. Zumindest von der Vorgabe hat er hier viel richtig gemacht.

Das gefällt auch bei dem folgenden "Long Time Running", das eine Ecke schwerer rockt und erst in der Bridge richtig packt. Doch wie mit der Dynamik gespielt wird und sich alle Musiker einbringen, zeugt schon von der Erfahrung, welche der Saitendehner mittlerweile gesammelt hat. Dabei ist es vor allem sein Keyboarder Joe Crown, der neben dem Chef Akzente zu setzen weiß, wie er in den ersten Stücken an der Hammond beweist.
Doch auch mit dem E-Piano weiß er bei einigen souligen Balladen wie "Gravity" zu überzeugen. Die ruhigen Töne, die er mit offenerer Stimmung spielt, kommen vielleicht ein wenig zu oft im Laufe des Albums, oder sie hätten früher in den deftigeren Auftakt eingestreut werden sollen. Mit "Take It One Home" bringt KENNY WAYNE SHEPHERD dabei noch ein wenig Südstaaten-Flair mit ein.

Wirklich stark und überraschend präsentiert er sich in zurückgenommenem Tempo vor allem in "Tailwind", welches Westcoast-Atmosphäre atmet. Mit der Akustischen unglaublich locker und melodiös inszeniert öffnet er ein paar neue Türen in seinem Stilgebäude und liefert einen schönen Beitrag  zum Sommersampler. Die Gitarrenstimmung geht aber des Öfteren zu sehr in Richtung JOE BONAMASSA, speziell das schwer swingende "I Want You" könnte mit viel Bläsereinsatz vom aktuellen Großmeister selbst stammen. Auf dessen "Blues Of Desperation" könnte auch der Groover "We All Alright stehen, Chris Layton übernimmt hier mit seinem dynamisch-kraftvollen Drumming die Führung.

So stark auch das Songwriting auf der Scheibe ausfällt, das ganz große Händchen beweist der gute Kenny Wayne hier nicht ganz, da gibt es immer noch potentere Kandidaten. Das wird vor allem bei den zwei Coverversionen deutlich, die auf "The Traveler" gepackt wurden. "Mr. Soul" von BUFFALO SPRINGFLIED kommt mit noch dickeren Bläsern über schwerem Groove sehr lebensbejahend, richtig euphorisch daher. Von dieser Ektase lässt sich der Gitarrist bei seinem Solo anstecken und zeigt sein ganzes Können.
Noch stärker und gefühlvoller trumpft er in der JOE WALSH-Komposition "Turn To Stone" auf, die wunderbare Leads beinhaltet, dazu ein großes Fadeout. Groß fallen auch die Arrangements aus, die anfangs wie UFO mit viel Orgelpower rocken, um dann im Refrain Tempo heraus zu nehmen, nur um diese am Ende in wuchtigen Harmonien aufgehen zu lassen. Vielleicht nicht ganz so klasse wie einige Blues-Releases in diesem Jahr, aber immer noch verdammt hörenswerter Stoff. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs:  10
Spielzeit: --:-- min
Label: Provogue/Mascot
Veröffentlichungstermin: 31.05.2019

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