Helrunar - Vanitas Vanitatvm

helrunar vanitasvanitatvmVanitas – alles ist eitel, alles ist vergänglich. Seit Ewigkeiten, seit Jahrhunderten, ja, Jahrtausenden ist Vanitas das Symbol für die menschliche Vergänglichkeit und die Nichtigkeit allen Seins. Und ist das nicht auch letztendlich das beherrschende Thema im Black Metal? „Vanitas Vanitatvm“ heißt nun das neueste Album von HELRUNAR. 1643 schrieb Andreas Gryphius das fast gleichnamige Gedicht „Vanitas! Vanitatum Vanitas!“. Von ihm stammt übrigens auch das Gedicht „Es ist alles eitel“ aus dem Jahr 1637, das sich ebenfalls mit dem Vanitas-Gedanken beschäftigt. Und damit befinden wir uns wieder mitten im 30jährigen Krieg, mit dem sich HELRUNAR auf ihrem letzten Album „Niederkunfft“ beschäftigt haben. Allzu weit weichen sie also auf den ersten Blick thematisch nicht vom Vorgänger ab.

Und doch kann man die Inhalte der Stücke auch wunderbar in unsere heutige Zeit transportieren, in der zumindest gefühlt Kälte, Angst, Wut, Hass, Gewalt und Raserei wieder zunehmen. Und damit ist das Album wieder hochaktuell, auch wenn man thematisch zum Teil noch deutlich weiter zurück geht als bis zum 30jährigen Krieg. Sei es jetzt, das man Satvrnvs, dem römischen Gott der Aussaat, einen Song widmet oder sich mit „Lotophagoi“ mit Homers „Odyssee“ beschäftigt.

Wie immer sind die Texte von HELRUNAR so tiefschichtig und tiefgründig, dass man über jedes einzelne Stück eine eigene Abhandlung schreiben könnte und sie in einem normalen Review eigentlich gar nicht richtig würdigen kann. Musikalisch hat man sich jedoch auch wieder etwas verändert. War „Niederkunfft“ recht brachial und direkt, so hat „Vanitas Vanitatum“ oft eher doomige Anstriche und erschafft über weite Strecken eine extrem düstere Atmosphäre. Gleichzeitig kann man aber auch brachial durch die Landschaft holzen oder grooven, dass es eine wahre Freude ist. Und baut auf dem Album eine Stimmung auf, die es in sich hat.

Skald Draugir zeigt wieder einmal die ganze Bandbreite seines Könnens. Der Vokalist (Sänger möchte ich an dieser Stelle nicht schreiben) singt, growlt, schreit, kreischt, flüstert, spricht und setzt seine Stimme auf alle nur erdenklichen Weisen ein und unterstreicht damit die Stimmung der Songs wie es nur wenige können. Mein persönliches Highlight auf dem Album ist jedoch das ruhige, über acht Minuten lange „Nachzehrer“, bei dem der Text nur gesprochen wird. Ein ruhiger, minimalistischer Song, bei dem die immer gleiche Tonfolge wieder und wieder wiederholt wird bis der Hörer schon beinahe in Trance fällt. Aus der er dann nach dem textlichen Höhepunkt mit einem heftigen Ausbruch gerissen wird. Das beste Liebeslied, das 2018 veröffentlicht wurde. Was ein sanfter, brutaler, lieblicher, düsterer Song!

Mit „Vanitas Vanitatvm“ haben HELRUNAR wieder einmal bewiesen, dass sie zur absoluten Speerspitze des deutschen Black Metal gehören. Dabei ist es völlig egal, ob sie mit brachialer Gewalt oder unterschwelligem Grauen agieren oder ob sie den Fluss durch akustische, orchestrale Überleitungen unterbrechen – dieses Album ist von Anfang bis Ende ein schwarzmetallischer Genuss. HELRUNAR haben sich einerseits erneut weiterentwickelt, sind sich selber aber trotzdem treu geblieben. Und was auf „Vanitas Vanitatvm“ auch auffällt: Zeit hat auf diesem Album keine Bedeutung. Obwohl die Scheibe auf über eine Stunde Spielzeit kommt, die einzelnen Songs mit Ausnahme der akustischen Zwischenspiele nie fünf Minuten Spielzeit unterschreiten, scheint sie viel kürzer zu sein. Und dennoch keimt auf diesem Album zu keiner Sekunde Hoffnung auf. Hier regiert die Düsternis und kein Funken Freude kommt zum Vorschein. Es herrschen Tod und Verderben. Alles ist eitel. Vanitas. (Anne)


Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 62:36 min
Label: Prophecy Productions
Veröffentlichungstermin: 28.09.2018

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