Dark Tranquillity - Moment

darktranquillity momentnb mehrfachwertungDARK TRANQUILLITY haben zwar immer zu meinen Lieblingsbands gehört, aber ich habe sie doch in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Zum letzten Mal live gesehen habe ich die Band 2019 auf dem Metal Gates Festival. Dort fand‘ ich sie zwar nicht so schlecht wie die meisten meiner Freunde, aber es war definitiv nicht ihr bester Auftritt und irgendwie sind sie danach aus meiner Wahrnehmung verschwunden. Und so kam die Ankündigung des neuen Albums für mich recht überraschend. Auch „Atoma“ war seinerzeit ziemlich an mir vorbeigegangen und ich habe auch nie einen echten Zugang zu dem Album gefunden. Jetzt habe ich es mir mal nochmal angehört und ich muss sagen: Joa, nett. Kann man haben, muss man aber nicht.

Und dann kommen ja noch die Besetzungswechsel dazu. Niklas Sundin ist endgültig raus (ist der Band jedoch immer noch verbunden, und wie schon so oft hat er auch dieses Mal das Coverartwork gestaltet). Und Martin Henriksson hat die Band ja schon länger verlassen (ist ihr allerdings ebenfalls als Manager noch eng verbunden). Wie also werden DARK TRANQUILLITY mit gleich zwei neuen Gitarristen klingen? Das ist hier die große Frage. Allerdings konnte man die Posten hochkarätig besetzen mit Christopher Amott, den man wohl kaum gesondert vorstellen muss, und Johan Reinholdz (ANDROMEDA, NONEXIST), der seit Ewigkeiten ein Fan der Band ist und daher nicht nur frischen, sondern eventuell auch etwas alten Wind mitbringen könnte.

„Deconstruct“, das letzte DARK TRANQUILLITY-Album, das mir gut gefallen hat, hat bei mir einige Durchläufe gebraucht, bis es endlich gezündet hat. Bei „Moment“ ist das anders. Schon der Opener „Phantom Days“ macht nach wenigen Sekunden klar, wer hier unterwegs ist. Hier hat man einen richtig guten Song gleich an den Anfang gestellt, aber noch eindrucksvoller als der Song an sich ist hier der Text. Und weiter geht es auf hohem Niveau. „Transient“ ist wohl der eingängigste Song auf dem Album und geht sofort ins Ohr. Dazu kommt noch ein schönes, an Jeff Loomis erinnerndes Gitarrensolo, das den Song abrundet.

Weiter geht es mit zwei bereits vorab veröffentlichten Songs. „Identical To None“ geht von Anfang an in die Vollen. Es ist einer der härtesten Songs des Albums und könnte auch zur Definition von Melodic Death herangezogen werden. Auch dieser Song geht mit den für die Schweden so typischen Melodielinien sofort ins Ohr – und da auch so schnell nicht mehr raus. Definitiv einer meiner Favoriten auf diesem Album. Zu „The Dark Unbroken“ hat man ein schönes, düsteres, ja fast trauriges Video aufgenommen. Hier fährt man das Tempo deutlich zurück und clean gesungene Parts wechseln sich mit Growls ab. Recht ruhig geht es auch mit „Remain In The Unknown“ weiter, einem Song, der etwas braucht, bis er zündet und in dem es sehr viel Cleangesang gibt.

Dramatische Synths leiten „Standstill“ ein, der für Dark-Tranquillity-Verhältnisse als getragener Midtemposong beginnt, bevor er dann doch noch Fahrt aufnimmt und zu einem richtig guten Song mit wunderschöner Refrainmelodie wird, bei dem aber trotzdem die Drums dominieren. „Ego Deception“ ist fast schon etwas zu sperrig, aber dennoch sofort als ein Produkt der Band zu erkennen. Und auch hier gibt es wieder einen richtig guten Text. Sehr düster und doomig, fast schon langsam beginnt dann „A Drawn Out Exit“, nur um dann bald wieder in das übliche DARK TRANQUILLITY-Tempo zurückzufinden. Und auch „Eyes Of The World“ schlägt in diese Kerbe. Ein schöner, ruhiger Song mit toller Refrainmelodie, aber insgesamt jetzt nicht herausragend.

Und wenn man sich dann damit abgefunden hat, dass das Album nun so langsam wenig spektakulär zu seinem Ende kommt, dann kommt „Failstate“ um die Ecke und schlägt noch einmal richtig zu. Das ist so ein Song, den ich verdammt gerne live sehen möchte, denn dieses Stück schreit geradezu danach, auf einer Bühne gespielt zu werden. „Empire Lost To Time“ kann dieses Niveau leider nicht halten. Und mit „In Truth Devided“ klingt das Album dann langsam und ruhig mit einem gefühlvollen Song aus.

So bleibt unterm Strich ein Album, das zwar zwischenzeitlich etwas schwächelt, im großen und ganzen aber stärker als „Atoma“ ist und – da bin ich mir nicht ganz sicher – auch stärker als „Construct“. Für meinen Geschmack könnte der Sound etwas knackiger sein, das würde insbesondere den härteren Songs gut tun. Etwas langweilig ist auf die Dauer, dass man bei den meisten Songs das immer gleiche Schema „Growls in den Strophen, Cleangesang im Refrain“ bedient. Da wäre etwas mehr Abwechslung und Innovation mal nicht schlecht, obwohl ich grundsätzlich großer Fan von der Verwendung von sowohl Cleangesang als auch Growls bin und ich Mikael Stannes Cleangesang sehr mag. Vielleicht ist es auch einfach ungeschickt, die besten Songs gleich am Anfang des Albums zu platzieren, dagegen fallen dann die folgenden Songs bis auf „Failstate“ zwangsläufig ab. Instrumental klingt man tatsächlich wieder etwas mehr nach den alten Alben Anfang der Nuller Jahre, und wie schon auf den letzten Alben wird dem Cleangesang immer mehr Platz eingeräumt. Alles in allem ist das hier also ein DARK TRANQUILLITY-Album, das mir richtig gut gefällt.(Anne)


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 49:58 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

 


 

Jochen8,0 8 / 10

Maik8,0 8 / 10

Matthias8,5 8,5 / 10

Pascal8,0 8 / 10

Pfaelzer7,5 7,5 / 10

 

 


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