Nachdem CIRCLE II CIRCLE im August mit der Single „Revelations“ bereits einen Vorgeschmack auf ihr neues Album lieferten, steht das komplette Werk „Burden Of Truth“ nun in den Regalen.
Die noch recht junge Band um Ex-SAVATAGE-Sänger Zacharias „Zak“ Stevens hat seit dem letzten Release „The Middle Of Nowhere“ mal eben fast die gesamte Besetzung ausgetauscht – zudem ist das dritte Album ja traditionell das, was entscheidet, ob es bergauf oder bergab geht.

Also darf man hinreichend gespannt sein, ob CIRCLE II CIRCLE mit den elf neuen Songs die Erwartungen bestätigen können, die die Single geweckt hat. Die betont ruhigen ersten Takte des Openers „Who Am I To Be“ lassen verwundert innehalten – da werden Stevens & Co. doch nicht etwa zu Schmusemetallern mutiert sein? Nein, denn nach wenigen Sekunden dreht man gewohnt auf, auch wenn die Nummer durchaus noch zu den gemäßigteren gehört – und dass Stevens vier Alben mit SAVATAGE eingespielt hat, lässt sich zu keinem Moment verleugnen.
Angenehm straight und flott kommt „A Matter Of Time“ daher – die beiden Gitarristen Andy Lee und Evan Christopher spielen sich die Parts gekonnt zu und so lebt auch das nachfolgende „Heal You“ von dieser Zusammenarbeit – hinzu kommt ein eindringlicher Gesang von Zak Stevens, der die Nummer zu einem wahren Ohrwurm macht.

Insbesondere vom Drumming noch düsterer und metallischer lassen es CIRCLE II CIRCLE mit dem von der Single bekannten „Revelations“ ordentlich krachen – durchaus eine gute Wahl für eine Vorabveröffentlichung, denn der Track gehört im qualitativ ohnehin guten Feld deutlich zu den Gewinnern auf „Burden Of Truth“ und bewegt sich vom Sound gar ein wenig Richtung BRAINSTORM. Nach dieser überzeugenden Vorstellung lässt es sich Sänger Zak bei „Your Reality“ allerdings nicht nehmen, seine Schokoladenseite in Form von ruhigen, klaren Gesangspassagen zu demonstrieren – breiten wir hier mal besser den Mantel des Schweigens aus – die Nummer erholt sich nur zu den knackigen Refrains vom seichten Gesäusel.
Den verlorenen Boden machen CIRCLE II CIRCLE mit dem erneut fast brachial knüppelnden „Evermore“ hinreichend gut – fast könnte man meinen, beim Vorgänger-Track sei versehentlic eine andere Band auf die CD gepresst worden.
Spätestens jetzt hat sich die Band warm gespielt und liefert eine gelungene Nummer nach der anderen ab – mächtig auftrumpfen kann zunächst das durchdacht arrangierte „The Black“ – majestätische Refrains mit druckvollem Riffing, ruhige Strophen mit starkem Gesang – hier zeigen die fünf Herren, wie gutes Songwriting perfekt umgesetzt wird.

Nahtlos geht man dann zu einem ähnlich zügigen und düsteren „Messiah“ über, das mit einem hervorragenden Gitarrensolo aufwarten kann. Und auch „Sentenced“ liegt trotz der (gekonnt eingeflochtenen) balladesken Momente ganz auf der Linie druckvoller Granaten. Trotz technisch makelloser Leistung dümpelt der Titeltrack „Burden Of Truth“ danach aber leider ein wenig vor sich hin und trumpft lediglich zum brillanten Gitarrensolo auf.
Dass der elfte und letzte Titel „Live As One“ sich wieder als SAVATAGE-Abkömmling entpuppt fällt zwar auf, stört aber aufgrund der gelungenen Komposition nicht weiter.

Lautet die Frage hier „Wer braucht SAVATAGE, wenn man CIRCLE II CIRCLE haben kann?“ – oder ist es eher umgekehrt? Schwierig zu beantworten – klar ist lediglich, dass nicht nur wegen der charakteristischen Stimme von Zak Stevens ein Vergleich immer auf der Hand liegt – insofern liegt mit „Burden Of Truth“ ein handwerklich makelloses Album vor, dass aber zu oft zu sehr nach einer forcierten Fortsetzung der Stevens-SAVATAGE-Ära klingt, als dass es wirklich eine eigenständige Leistung ist.
Insofern – sehr nett, aber steigerungsfähig.

Note: 7,5 / 10

Anspieltipps: „Heal You”, „Evermore“, „The Black“

VÖ: 13.10.2006

Spielzeit: 49:53 min.
Titel: 11
Label: AFM Records

(Naglagor)