Keep Of Kalessin - Epistomology

keepofkalessin epistomologyNach Jahren im Underground schlug 2006 die große Stunde der Norweger, die bis dahin zur dritten Riege des Black Metal gehörten. Ihr wuchtiger dritter Longplayer „Armada" fiel wie eben genau die über die Szene her, eine Tour mit SATYRICON erledigte den Rest. Vom Erfolg beflügelt wagten KEEP OF KALESSIN zu viel, der Nachfolger „Kolossus" wirkte überfrachtet und sperrig. Mit „Reptilian" kehrte man ein wenig zur Erfolgsformel zurück, baute aber zusehends klassische Metaleinflüsse ein. So wie ihr Genre derzeit am Boden liegt, so lag in den letzten Jahren die Karriere der Band brach. Sänger Thebon wurde vor die Tür gesetzt, seinen Posten übernahm Gitarrist und Chefdenker Obsidian Claw. Nach fünf Jahren und dem Wechsel zu Indie Recordings gibt es mit „Epistomology" endlich neues Futter.

Viel geändert hat sich nicht seit der letzten Scheibe, noch immer versehen sie ihre Songs mit weiten, raumgreifenden, epischen Chören. Diese sakrale Stimmfärbung besitzt schon das einleitende Instrumental „Cosmic Revelation", welche bei „Spiritual Reflief" noch mehr zur Geltung kommt. Bei dem Opener setzt Obsidian Claw komplett auf Klargesang, obwohl das Tempo die ganze Zeit hoch ist, das typische Sirren der Gitarren den Ton angibt. Bereits hier wird deutlich, dass der traditionelle Anteil weiterhin hoch ist, beim folgenden „Dark Divinity" setzt es wie auch beim hämmernden „Introspection" die fette Thrashkeule. Obendrein serviert uns der Mainman noch ein richtiges Gitarrenheldensolo.

Auch die Shouts knallen schärfer rein und bilden in „The Grand Design" einen guten Kontrast zu den sehr epischen Gesängen. Gegenpole bilden auch die getragenen Leads zu Beginn in die peitschenden Staccatos, welche sich immer wieder abwechseln. Es passiert schon einiges auf „Epistomology", ganz so verzetteln wie auf „Kolossus" tun sich die Jungs aber nicht. Beim stampfenden „Necropolis" rockt das Ganze sogar munter drauf los, bevor im kürzesten Titel, „Universal Core" die pure Raserei herrscht.
Neben dessen knappen vier Minuten gehen alle anderen Stücke um die acht Minuten ins Ziel, einen ausufernden Longtrack wie man ihn mit „Reptilian Majesty" auf dem Vorgänger hatte, gibt es diesmal nicht. Fast in jede Nummer werden ein paar überraschende Details eingebaut. Breakdown-artige Gitarren lassen den Eröffnungstitel in der Mitte ruppiger wirken. Das genaue Gegenteil gibt es beim abschließenden Titeltrack, bei dem flächige Keyboards und sphärische Leads Artrock-Feeling beschwören. Und die postmetallischen Anleihen in „Introspection" bringen ebenfalls interessante Klangfarben ins Spiel.

Das reicht allerdings nicht ganz, um „Epistomology" nachhaltig wirken zu lassen, die Songs brauchen zu lange, um richtig zu zünden, auch wenn sie zugänglicher sind als so manches in der Vergangenheit. Nicht groß auffallen tut auch der Wechsel am Mikro, die Stimme des Bandchefs ist ein wenig tiefer als das Gekrächze von Thebon, bei den pathetischen Klargesängen zeigen sich trotzdem wenig Unterschiede. Zwar versuchen sich KEEP OF KALESSIN im Ansatz auf neuen Wegen, aber nach so einer langen Pause wäre ein bisschen mehr Entwicklung wünschenswert gewesen. Mit der Scheibe treten sie auf der Stelle, das passt jedoch gut zum Black Metal derzeit. (Pfälzer)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 52:21 min
Label: Indie Recordings
Veröffentlichungstermin: 16.02.2015

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