It Bites - Map Of The Past

itbites_mapofthepastSie waren eine der Überraschungen in der Musikszene des Jahres 2008, IT BITES mit ihrem Comeback-Album "The Tall Ships". In der Hochphase des Neoprog in England gegründet schaffte man schon 1986 mit auf dem Debüt mit „Calling All The Heroes" einen Singlehit. Doch zwei Alben später war erst einmal für lange Zeit Schicht und Frontmann Francis Dunnery siedelte über den großen Teich, wo seine Solokarriere nie in Gang kam.

Die ersten Lebenszeichen gaben Keyboarder John Beck und Drummer Bob Dalton bei der Mitwirkung von KINO von sich. Dieses Projekt von Prog-Tausendsassa John Mitchell sollte die Initialzündung für die Reunion sein. Der frühere Fan Mitchell übernahm den Gesang, der mir besser gefällt als der von Dunnery. Mit dem vierten Longplayer schuf die Truppe dann ihr Meisterwerk, welches bei Kritikern und Anhängern gleichermaßen gut ankam. Nun steht dreieinhalb Jahre später der Nachfolger „Map Of the Past" ins Haus. Mit dem ersten Konzeptalbum ihrer Karriere wollen die Vier ihren neugewonnenen Status weiter ausbauen.

Hierbei geht es um die fiktive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, fiktiv deswegen weil man sie nicht mehr ändern kann. Und dennoch bemüht sich der Mensch aus Nostalgie oder ebenso wie aus Reue oder Sehnsucht dorthin. Als die Karte dorthin, die im Titel behandelt wird dienen Photos, die einzigen wirklich glaubhaften Zeugen vergangener Tage.
Musikalisch geht es nicht so weit zurück in die Vergangenheit, auch wenn erneut viele Parts an zurückliegende Jahrzehnte angelehnt sind. Man nimmt den Faden des grandiosen Vorgängers "The Tall Ships" auf und verfeinert den Stil ein wenig weiter. Dabei streift man auch immer gerne die Achtziger-Vergangenheit der Truppe. Wieder an Bord ist Basser Lee Pommeroy, der damals Dick Nolan ersetzte aber auf Tour nicht mit unterwegs war.

Die Gedanken an das zurück liegende Leben sind oft sehr ruhig und sentimental, weswegen uns "Man In The Photograph" auch sehr sanft in das Album einführt. Nur von einem Akkordeon getragen schmeichelt sich die Nummer beim Hörer ein. Gegen Ende wird der Sound ein wenig vom London Symphony Orchestra aufgebläht. Bereits das folgende "Wallflower" präsentiert aber genau das was der Fan von IT BITES erwartet, diese typischen, ein wenig in den Fusion-Bereich driftenden Riffs, welche sich geschickt mit den Keyboards duellieren. Dazu Mitchells rauchig-melodiöser Gesang, der mit einer ruhigen Bridge den Refrain einleitet, der sich wie ein Teppich über die erneut eingesetzten Streicher legt.
Der Titelsong hingegen ist eher sphärischer gehalten mit warmen Gitarrenakkorden wobei auch die Akustische zum Einsatz kommt. Das erinnert bisweilen ein wenig an späte MARILLION und macht die Neoprog-Einflüsse deutlich. Auf der anderen Seite klingen die etwas weicheren Arrangements auch nach dem KINO-Projekt, eine Stilzutat, die von einigen früheren Anhängern schon auf dem Vorgänger nicht immer mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Noch weitaus ruhiger  geht es bei "Clocks" zu, bei der der Orchesterinput doch zu groß ist und die Nummer doch arg kitschig wirken lässt.

Nach dem kleinen Ausfall nimmt man wieder Kurs auf den bekannten Bandsound, der prägnant pumpende Bass kommt hier noch stärker zum Tragen. Am nächsten an "The Tall Ships" dürfte "The Big Machine" sein, welches mit einem starken Keyboardsolo aufwarten kann. Aber auch geradliniger Hardrock und die vor allem in der Frühphase sehr präsenten Pop-Einflüsse tragen zu der gelungene Sound-Melange bei, die IT BITS unverwechselbar macht.
Wie schon beim Longtrack "This Is England" macht man auch hier gleich in mehreren Stücken keinen Hehl aus der Vorliebe für GENESIS. Ob Orgelsolo in "Cartoon Graveyard" oder den Gesangslinien bei "Send No Flowers", auch heute sind die Prog-Urväter immer noch relevant. Die schöne Pianoballade "The Last Escape" leitet mitsamt gefühlvollem Soli das Ende ein, welches von spärlichen Akustiktönen beschlossen wird.

Wir erleben erneut alle Facetten der Engländer, die musikalisch an den Vorgänger anschließen und einen feine Sound spinnen. Dennoch bleibt ein kleiner Beigeschmack, denn die ganz große Begeisterung will sich nicht einstellen. Ein wenig schwermütiger ist "Map Of The Past" ausgefallen und auch die Frische, welche der Vorläufer ausgestrahlt hat wird nicht erreicht. Das kann alles dem Konzept geschuldet sein, dem man immer viel unterordnen muss, störender empfinde ich dagegen den übermäßigen Orchestereinsatz. Klar muss man sich weiterentwickeln, aber das tut den Songs nicht immer gut. Zu sehr werden manche Melodien zugekleistert und Dynamikwechsel überzeichnet. Wer aber mit der Band, speziell besagtem letzten Werk etwas anfangen konnte der wird sicher auch hieran Gefallen finden. (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 52:42 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 23.03.2012

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