Bruce Dickinson - Tyranny Of Souls

„Tyranny Of Souls“ ist das bereits sechste Solo-Album des hauptberuflichen Iron Maiden-Frontmans BRUCE DICKINSON seit seinem Debut „Tattooed Millionaire“, das am Ende seiner ersten Amtszeit bei den eisernen Jungfern erschien. Entfernte er sich nach dem Split Anfang der 90er mit „Balls To Picasso“ und „Skunkworks“ zwischenzeitlich ziemlich vom Metal, kehrte er danach umso heavier und eindrucksvoller genau dorthin zurück und legte, unterstützt von seinem kongenialen Produzenten und Gitarristen Roy Z, mit „Accident Of Birth“ und „Chemical Wedding“ zwei Scheiben hin, welche die zu dieser Zeit mit seinem Nachfolger Blaze Bayley erschienenden Maiden-Alben leichtfüssig in den Schatten stellten. Was dann kam ist bekannt, Bruce kehrte zu Maiden zurück und es folgten zwei gute, wenn auch nicht überragende Alben sowie unzählige Tourneen. Was den ausgebildeten Hobby-Piloten Dickinson freilich nicht daran hinderte, in seinen knappen Pausen weiterhin an Solo-Material zu arbeiten, weshalb zwei Jahre nach der bislang letzten Maiden „Dance Of Death“ und sieben Jahre nach seinem letzten Alleingang „The Chemical Wedding“ nun „Tyranny Of Souls“ in den Läden steht. Mit an Bord ist selbstverständlich wieder Roy Z, der zwischenzeitlich auch als Produzent von Halford und Judas Priest tätig war, allerdings nicht mehr Adrian Smith, der auf den letzten beiden Bruce-Scheiben die Gitarren bediente, zwischenzeitlich aber auch wieder in den Schoss von Iron Maiden zurückgekehrt ist. Aber auch ohne ihn geht dieses, mit nicht mal einer dreiviertel Stunde Spielzeit vielleicht etwas kurz ausgefallene Album ohne Umschweife in die Gehörgänge. Nach dem sphärischen Intro „Mars Within“ folgen mit „Abduction“, „Soul Intruders“ und „Kill Devil Hill“ direkt drei Highlights, wie man sie vom Gespann Dickinson/Z gewohnt ist: eingängige Riffs, Gänsehautmelodien und ein Sänger in absoluter Hochform. Besonders „Kill Devil Hill“ dürfte mit seinem genialen, mit melancholischen Orgeln unterlegten Refrain schon jetzt als eines der besten Heavy Metal-Lieder des Jahres gelten. Eine kleine Verschnaufpause bietet dann „Navigate The Seas Of The Sun“, eine äußerst relaxte Halbballade mit hohem Akkusikgitarren-Anteil, die allerdings nicht minder genial als der direkte Vorgänger ist und somit den perfekten Abschluss einer überragenden ersten Albumhälfte darstellt. Einen leichten Qualitätsabfall stellen die nachfolgenden „River Of No Return“ und „The Power Of The Sun“ dar, auch wenn freilich 90 % aller Metalbands ihre Seelen für solche Songs, gerade die Refrains, verkaufen würden. Mit „Devil On A Hog“ folgt dann das untypischste, weil rockigste Stück des Albums, während das düstere „BeliEvil“ ziemlich an das Vor-Vorgängeralbum „Accident Of Birth“ erinnert, für mich allerdings das schwächste Stück dieser Scheibe darstellt. Das abschließende Titelstück stellt dann noch mal einen epischen Höhepunkt eines absolut überzeugenden Albums dar, das man sicherlich musikalisch schwer mit Iron Maiden vergleichen kann, unterm Strich allerdings für mich knapp gegen „Brave New World“ und „Dance Of Death“ gewinnt.

Gegen das überragende „The Chemical Wedding“ kommt es allerdings leider nicht ganz ran, dazu fehlt dessen äußerst düstere, epische Atmosphäre, und auch die absoluten Ohrwürmer wie „Trumpets Of Jericho“ oder „The Tower“ vermisst man ein wenig. „Tyranny Of Souls“ ist im direkten Vergleich direkter, schnörkelloser und irgendwie relaxter, aber im Gesamteindruck nicht ganz so überwältigend. Trotzdem dürfte es schwer sein, dieses Jahr im klassischen Heavy Metal-Bereich an diesem Album vorbeizukommen, für jeden Maiden-Fanatiker und Freund der letzten Solo-Scheiben ist dies hier ein absoluter Pflichtkauf. Bleibt zu hoffen, dass Bruce vor den nächsten Aufgaben mit seinem Hauptbrötchengeber (ein nächstes Maiden-Album ist für 2006 angekündigt) noch eine kleine Europa-Solotour einrichten kann, verdient hätte er ein wenig Sonderapplaus aufgrund Releases wie „Tyranny Of Souls“ zweifellos!

(Kai)

Bewertung: 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:30 min
Label: Sanctuary Records
Veröffentlichungstermin: 23.05.2005
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