Als aufgeschlossener Redakteur ist man stets auf der Suche nach etwas Neuartigem und Originellem. Sofern das Material dann auch handwerklich passend in Szene gesetzt ist und nicht allzusehr zusammengeklaut wurde, sauge ich solche Bands auf wie die blaue Elise die Ameisen.
ERYN NON DAE. (früher END.) verspricht laut Promoschreiben eine solche Band zu sein: "Bahnbrechend", "Einzigartig" und "Extrem" sind die Schlagwörter, die die noch junge (erst 2005 gegründet) französiche Band beschreiben.
Das Signing dieses Debüts beim renommierten METAL BLADE spricht eindeutig für die Franzmänner, also MUSS hier einiges am Start sein.

Also: Ladeluke auf, "Hydra Lernaia" rein und ran ans Spektakel!

Und tatsächlich: ERYN NON DAE. pendelt stets zwischen Chaos, Apokalypse und Dampfwalze - drei Schlagworte, die mir beim ersten Durchgang in den Kopf schossen. Jedoch reichen wenige Durchgänge bei weitem nicht, um "Hydra Lernaia" vollends erfassen zu können; Geduld und (Ohren-)Spucke ist vonnöten, um hier das komplette Spektrum der Franzosen für sich greifbar zu machen.

Dies ist anstrengend und ist nicht immer im ersten Moment befriedigend, wirkt aber dafür letzten Endes umso mehr! Die zumeist sperrigen Arrangements wie z.B. beim Opener "When Time Elapses" werden stets aufgelockert, um dann umso intensiver erneut die nächste Chaos-Salve abzufeuern. Packende Moshparts paaren sich oft mit bedrohlich-doomigen Versätzen ("Existence Asleep" und "The Decline & The Fall"), ein Filmscore-taugliches Interlude ("Lam Tsol-Oua") markiert die Mitte des Albums um dann mit "Through Dark Skies" die Apokalypse mit Blasts und verzerrten Gebrüll zu beschwören. Krasse Shice!

Auch der elfminütige Rausschmeisser "Pure" mit seinem überlangen Ende ist an Intensität kaum zu überbieten - zwischen Doom und Ambient gefangen fühlt man sich wie in Einzelhaft im trostlosesten Kerker auf der Folterbank mit heissen Nadeln in den Zehennägeln. Fies! 

Wer also auf eine Mischung aus THE DILLINGER ESCAPE PLAN, MESHUGGAH und NEUROSIS kann, wird mit ERYN NON DAE. vollends bedient. Mir persönlich ist "Hydra Lernaia" insgesamt einen Tick ZU anstrengend; dieses Werk kann ich mir wirklich nicht immer zu Gemüte führen.
Aber aufgrund der herausragenden technischen Fähigkeiten und der klugen Arrangements kratzen die Franzosen am "Sehr Gut". (Brix)

Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 55:05 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 19.06.2009