My Dying Bride - For Lies I Sire

mydyingbride_lies.jpgDie britischen Deathdoom-Magier waren in den frühen Neunzigern einer der Wegbereiter des Gothicmetal. Zusammen mit PARADISE LOST und ANATHEMA bildeten sie die legendären „Peaceville three“, die im letzten Jahr wieder gemeinsam unter dem Namen „Unholy Trinity“ durch´s UK getourt sind. Daneben erschien noch die DVD „An Ode to Woe“, das zehnte Album wurde eingespielt und auch sonst tat sich einiges bei MY DYING BRIDE.
Zum einen gab es mit der erneuten Zusammenarbeit mit ihrem ehemaligen Label auf geschäftlicher Ebene eine Veränderung zu verzeichnen, zum anderen wurde auch personell viel umgeworfen. Nachdem Shaun Steels schon zuvor aus gesundheitlichen Gründen von Gastmusikern ersetzt wurde, ist mit Dan Mullins ein neuer Mann an der Schießbude am Start. Bassist Adrian Jackson, von Beginn an dabei konnte ein Jobangebot aus den USA nicht ausschlagen und räumte seinen Platz für Lena Abe. Somit sind zum ersten Mal zwei Frauen in dem Sechser, denn mit Katie Stone ist erneut eine Keyboarderin dabei. Mit ihr kehrt auf „For Lies I sire“ auch noch ein lange verschollenes Element zurück, die gute beherrscht auch die Kunst des Geigenspiels.

Musikalisch änderte sich allerdings nicht allzu viel bei MY DYING BRIDE, auch wenn man nicht auf der Stelle tritt. Man ist allerdings viel näher an den Wurzeln als ihre alten Weggefährten. Nach wie vor zelebrieren sie das Vertonen von Seelenpein in ihren Kompositionen. Düster, elegisch, voller schmervoller Melancholie.

Schon „My Body, a Funeral“ steigt sehr zäh und auffallend ruhig ein, und dann nach etwas mehr als einer Minute das worauf die Fans so lange gewartet haben. Die Geige streicht sich leise in die Gehörgänge, genauso molltönend wie die Gitarren. Damit betont sie noch den düsteren Charakter, diese verzweifelte Atmosphäre, die von dieser Truppe ausgeht.
„Fall with me“ ein typischer Song treibt schwerfällig aber unaufhaltsam in Richtung Abgrund. Gigantische Rifftürme werden vor einem aufgebaut und wieder nieder gerissen, Doom in Vollendung. Dabei bewegt sich Frontmann Aaron Stainthorpe erneut in sehr gefühlvollen Gewässern.

Hier wird klar, man hat es mit dem ruhigsten Album in der Geschichte der Band zu tun, die geht damit eher den Weg weiter, den sie mit „Songs of Darkness, Words of Light“ beschritten hat. Dafür setzt man mehr als bisher auf atmosphärische Dichte beim ausarbeiten des Materials. Die Wechsel zwischen ruhigen, fast stillen Passagen und dem aufbrausenden Grollen sind feinfühliger in Szene gesetzt.
Hier wurden vor allem die Arrangements reduziert, im Vergleich dazu klingt der Vorgänger „Line of the Deathless Kings“ noch richtiggehend überfrachtet. Man ließ den stilgebenden Elementen wie den tiefen Riffs, der Geige und dem klagenden Gesang mehr Raum sich zu entfalten. Dadurch klingen die Songs auch wärmer und ausgewogener.

Dazu baut man etliche kleine Ideen in die Nummern ein, die als Klangtupfer für einen hohen Wiedererkennungswert sorgen. Das Schlagzeug-Gitarrenduell beim Opener ist eine klare Referenz an BLACK SABBATH, „Echoes from a hollow Soul“ wird vom Piano bestimmt und klingt fast balladesk, während bei „Shadowhaunt“ ein Basslauf dominiert. Obendrein steigert sich dessen Ende gewaltig, wenn Stainthorpe über die wabernde Orgel growlt.
Diese Ausbrüche bleiben aber eher Seltenheit, nur das kürzere „Bring me Victory“ und vor allem „A Chapter of Loathing“ tendieren in die Richtung. Vor allem letzteres Stück klingt beängstigend wie in den Anfangstagen, schnelles tödliches Riffing und derbes Gegrunze preschen nach vorne, garstiges Gekeife bringt noch einen schwarzen Anstrich dazu.

MY DYING BRIDE gingen mit „For Lies I sire“ einen Schritt zurück, um zwei nach vorne gehen zu können. „Zurück in die Zukunft“ lautet die Devise, nur an Produzent Mags wurde festgehalten. Mit ihm gelingt es ein wunderschönes, tieftrauriges Werk zu schaffen, welches mehr als zuvor von dieser majestätischen Tristesse zehrt. Damit bleiben sie weiterhin dieser unverwüstlich dunkler schimmernde Monolith der Metalszene, an dem die Zeit einfach so vorbei geht, ihm aber nichts anhaben kann. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 59:56 min
Label: Peaceville Records
Veröffentlichungstermin: 27.03.2009

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden