Endeverafter - Kiss or kill

endeverafter-kok.jpgMit traditionellem Hardrock kann man in diesem Jahrzehnt kaum mehr Bäume ausreißen. Bis auf wenige Ausnahmen wie AIRBOURNE oder THE DARKNESS fristeten Angehörige dieses Genres ein Schattendasein, wenn sie nicht zu den etablierten Acts gehören. Im Fahrwasser von letzteren tauchten in den Staaten ENDEVERAFTER auf, die mit genügend Vorschusslorbeeren dekoriert wurden. Doch so richtig aus dem Quark kam die Truppe um Frontmann Michael Grant nicht, trotz eines Deals mit Epic/Sony. Denn nach der EP „Blood on the Stage“ wurde das Debüt „From the Ashes of Sin“ von dem Major nie veröffentlicht. Stattdessen nahmen die Jungs die Sache selbst in die Hand und releasten „Kiss or Kill“ 2007 in den USA. Und mit mehr als einem Jahr Verspätung kommt der Dreher nun auch in Europa auf den Markt.

Touren mit den bereits erwähnten AIRBOURNE, mit POISON und CINDERELLA oder MÖTLEY CRUE in Japan lassen schon Schlüsse auf die Qualität des Quartetts zu. Dass die Formation zu den Faves von Bret Michaels und Pete Wentz gehört muss man sich aber weniger auf die Fahnen schreiben. Was ein abgehalfterter Rockstar, der Botox-unterstützt eine grenzdebile MTV-Sendung moderiert und ein drogenabhängiger Emo-Mucker von sich geben bedeutet nicht unbedingt das Einmaleins des Rock.

Aber die Richtung stimmt natürlich grob, ENDEVERAFTER setzen schon gehörig auf die Glam – und Sleaze-Attitüde der Achtziger. Auch optisch steuert man klar auf diesem Kurs. Die oben genannten Bands sind dann auch sicherlich die musikalischen Querverweise, die Grant und Co. nicht leugnen können und auch nicht wollen.
Überhaupt Grant, der Mann hält die Fäden der Combo fest in der Hand, übernimmt neben dem Gesang noch die Leadgitarre, sowie den Grossteil des Songwritings, ein Soloprojekt ist es aber dennoch nicht. Dazu ist das Line-Up bis auf einen Besetzungswechsel noch stabil.

Los geht es mit der Single „I wanna be your Man“, welche im Stile von TESLA´s „Cumin´ ´atcha live“ ordentlich nach vorne schiebt. Beim ebenfalls mit einem plakativen Chorus ausgestatteten „Baby, Baby, Baby“ nimmt man dann schon etwas Fahrt heraus und schippert in CRUE-Gewässern. Eine gehörige Portion Punk und Rotz gehört ebenfalls zu den Zutaten des Soundgebräus, wenn auch in reichlich poppiger Ausführung wie „Gotta get out“ bezeugt.
Mit einer Prise Blues wird die ganze Chose dann noch gewürzt, über die „Road to Destruction“ rollt man im Stile alter GREAT WHITE nach vorne. Bei „Tip of my Tongue“ unterbrechen Gang-Shouts den stoischen Groove und „All Night“ schielt doch arg Richtung THE DARKNESS.
Zu guter Letzt fehlen nur noch die ruhigeren Momente, die werden von der typischen Schmachtballade „Next big Thing“ und der abschließenden Akustiknummer „Long Way home“ geliefert. Damit erfüllen ENDEVERAFTER alle Klischees, was nicht unbedingt das schlechteste ist, sofern die Umsetzung stimmt.

Und da hapert es eben auf „Kiss or Kill“, die Refrains knallen zwar, brechen oft eruptiv hervor, was die Dynamik steigert, doch so wirklich zünden wollen sie nicht. Das klingt insgesamt zu trocken, der Rhythmsection fehlt es an Durchschlagskraft. Auch die Gesangsleistung von Michael Grant könnte besser sein, oder rotziger, je nach Gusto, aber so ist das weder Fisch noch Fleisch.
Seine viel gepriesenen Künste an der Axt stellt er auch zu wenig unter Beweis, lässt meist dem Song den Vortritt. An und für sich in Ordnung, aber eben auch eine weitere Chance vertan irgendwie zu punkten. Auch die Attitüde nehme ich ihnen nicht vollends ab, aufgrund des nicht unbedingt traditionell-prägnanten Gitarrensspiels scheint mir Grant nicht wirklich im Hardrock zuhause. Dadurch wirken die Kompositionen ein wenig aufgesetzt, womit der Verdacht des Kalküls durch den Raum geistert.

Und das ist am Ende zu wenig, um sich heute durchzusetzen, auch wenn das Debüt keinesfalls ein schlechtes Werk ist. Nur mangelt es eben an wirklichen Höhepunkten, um die bereits erwähnten Schwächen kaschieren zu können. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:30 min
Label: Powerage Records
Veröffentlichungstermin: 23.01.2009

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden