Liv Kristine - Deus Ex Machina (Re-Release)

livkristine deusexmachinaIm Laufe der letzten mehr oder weniger fünfzehn Jahre habe ich bei diesem Magazin einige Reviews über LIV KRISTINE und auch ihre ehemalige Band LEAVES‘ EYES geschrieben. Dabei hat mir persönlich das Soloschaffen der norwegischen Sängerin zumeist besser gefallen als ihre Arbeit mit LEAVES‘ EYES, ganz einfach weil im Bandkontext ihre Stimme oftmals im Bombast des symphonischen Metal unterzugehen drohte.

Interessanterweise habe ich im Laufe der Zeit dabei dann auch alle Soloalben von LIV KRISTINE gehört, abgesehen von dem Debütalbum „Deus Ex Machina“, das erstmalig bereits 1998 erschien. Damals war Liv noch Sängerin bei der norwegischen Gothic Band THEATRE OF TRAGEDY, die ihre besten Zeiten noch vor der Jahrtausendwende hatte. Von daher macht der ab 01.03. erhältliche Re-Release dieses Albums zumindest für mich persönlich Sinn und sicherlich auch für andere, die Liv erst viel später kennen gelernt haben. Die meisten verbinden den Namen LIV KRISTINE innzwischen vermutlich mit der Band LEAVES‘ EYES, die vor etwa zehn Jahren kommerziell am erfolgreichsten war.

Hört man „Deus Ex Machina“ nun, im Jahr 2024, zum ersten Mal, dann klingt das Album schon irgendwie so ein wenig danach als sei es aus der Zeit gefallen. Ich bin sicher, dass das Album ganz anders klingen würde, wenn Liv es zum heutigen Zeitpunkt nochmals neu aufgenommen hätte. Wenn ich ehrlich sein darf, dann klingt das Album ganz genau nach 1998 und es klingt auch ganz klar nach einem Soloalbum, wobei ich mir nicht sicher bin, wer am Ende mehr Einfluss auf das Endergebnis hatte. Die Sängerin oder der Produzent Günther Illi, der damals für alle Instrumente verantwortlich war. Alleine das ist bereits ein Qualitätsnegativmerkmal, denn die Basis bilden zu 90 Prozent ein programmiertes Schlagzeug/Percussions und Unmengen an Keyboards. Bereits das macht das Album auf Dauer schwer zu hören, weil man sich zunehmend fragt wie man als Produzent so einen soundtechnischen Schrott produzieren kann. Wirklich gelungen sind in Sachen Sound da nur die PINK FLOYD artigen Gitarren in den ersten beiden Songs des Albums.

Das Titelstück sowie das schön melodische „In The Heart Of Juliet“ bilden das Herzstück des Albums, das mit „3 A.M.“ als Duett mit Nick Holmes (PARADISE LOST) sogar einen Hit am Start hatte. Dass „Deus Ex Machina“ so wahnsinnig schlecht produziert wurde, ist wirklich jammerschade, denn gerade das Titelstück ist mit seinen fast zehn Minuten für das, was man sonst so von LIV KRISTINE kennt, total mutig und absolut hörenswert. Und eine Textzeile wie „After Ten Rainy Summers And Nine Destructive Winters There Was Hardly Nothing Left“ treibt einem Melancholiker wie mir Freudentränen in die Augen. Das Titelstück ist eine herausragende Gothic-Nummer.

Versucht man „Deus Ex Machina“ einzuteilen, dann sind die ersten fünf Songs gut hörbar und die zweiten fünf Songs verzichtbar, weil das elektronische Element zunehmend die Oberhand gewinnt. Am Ende des Albums („Good Vibes Bad Vibes“) fragt man sich dann tatsächlich ist das noch Musik oder kann das weg.

Die Gesangsleistung von Liv ist auch auf ihrem Debütalbum tadellos, natürlich müssen einem als Hörer ihre Stimme und ihre Stimmlage gefallen und ja ich wiederhole mich, für Menschen, die Musik mit Instrumenten und nicht mit Computern verbinden, ist „Deus Ex Machina“ stellenweise unhörbar. Wenn man sich anschaut, dass Günther Illi in den letzten 20 Jahren vor allem für Film- und Fernsehproduktionen gearbeitet hat, braucht man sich auch nicht zu wundern, dass es damals eine falsche Entscheidung von Liv war, mit ihm zu arbeiten, was heute natürlich einfach gesagt ist.

Für die treuesten der treuen LIV KRISTINE Fans, gibt es die Neuauflage von „Deus Ex Machina“ in Verbund mit einer 16 Songs umfassenden Bonus-CD, bei der „3 A.M.“ in fünf verschiedenen und das Titelstück in drei verschiedenen zusätzlichen Versionen enthalten sind. Da kann man natürlich jetzt sagen, das braucht eigentlich niemand, aber vielleicht finden sich ja doch Menschen, die diese weiteren Mixe spannend finden. Ich persönlich hätte lieber Akustikversionen der Songs gehört.

Rückblickend betrachtet bin ich froh, dass ich „Deus Ex Machina“ erst jetzt kennengelernt habe, denn ansonsten hätte ich vielleicht von Anfang an einen Bogen um die Sängerin gemacht, deren übriges Solowerk, insbesondere „Libertine“ und „Vervain“, sehr gelungen und gut hörbar ist. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20166,0 6 / 10

Anzahl der Songs: 26
Spielzeit: nicht bekannt
Label: Allegro Talent Music
Veröffentlichungstermin: 01.03.2024

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