Kris Kristofferson - Live At Gilleys

KrisKristofferson liveEiner der letzten lebenden großen „Outlaws“ ist vor zwei Jahren offiziell mit 85 in Rente gegangen und nennt als aktuelle Befriedigung seines Rentnerdaseins, das Mähen des Rasens an seinem Anwesen in Hawaii.

Zumindest der bisher letzte Auftritt von Kris Kristofferson fand Anfang 2020 auf einem Kreuzfahrtschiff statt. Dort beendete er das Konzert vor einem frenetischen Publikum mit dem passenden Song, der leichte Hoffnung gibt, dass noch was gehen könnte: "Please Don't Tell Me How The Story Ends".

Kris Kristofferson ist ein Mann von schillernder Persönlichkeit, der auf ein unglaubliches Leben zurückblicken kann; er studierte in Oxford, war Hauptmann und Hubschrauberpilot der U.S. Army, wohnte eine Zeit lang in Bad Kreuznach, lehnte einen hoch dotierten Lehrauftrag ab, an der Westpoint Militärakademie Literatur zu unterrichten und folgte statt dessen seinem Herzen und ging nach Nashville, um sich als Singer/Songwriter zu etablieren; allerdings zunächst nur als Hausmeister in einem Musikstudio.

In Nashville wurde er nach einigen Hürden zu einem der bedeutendsten Songwriter, Lyriker und Dichter seines Genres. Er war einer der Rebellen wie Cash, Nelson, Haggard oder David Allen Coe, die mit ihrem subtilen Songwriting den Nashville Country von seinem reaktionären Image befreiten. Zudem avancierte er als Schauspieler zur Hollywood-Ikone und durchlebte auch die dunklen Seiten des Lebens mit Suff und Drogensucht. Früh schon wurde er von Johnny Cash protegiert, schrieb schließlich Hit auf Hit und stand plötzlich mit all seinen Idolen auf der Bühne. Stars wie Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Joan Baez, Willie Nelson, Janis Joplin und Ray Charles sangen seine Lieder. Er war enorm erfolgreich als Mitglied der „Outlaw-Supergroup“ THE HIGHWAYMEN mit Johnny Cash, Waylon Jennings und Willie Nelson.

Wie anfangs erwähnt, liest sich die Vita des Protagonisten außergewöhnlich und man könnte seitenweise über das interessante Leben des 1936 geborenen Texaners schreiben. Der „heilige Gral“ des Country-Musikers ist allerdings nach meiner Meinung, dass gemeinsam mit Fred Foster geschriebene „Me And Bobby McGee“, welches durch Janis Joplin zur Freiheitshymne einer ganzen Generation wurde („Freedom`s Just Another Word For Nothing Left To Loose“), der Protagonist mit seiner melancholischen, sonoren Stimme aber selbst auch bei seinen Konzerten gesungen hat. Kris Kristofferson wunderte sich selbst am meisten über seinen Erfolg, da er glaubte, sein Gesang sei vergleichbar mit dem Quaken eines Frosches.

Wer Kris Kristofferson`s Musik nicht kennt und den rauen, ursprünglichen Storyteller-Country erleben möchte, muss sich „Live at Gilley's - Pasadena, TX“ zulegen; eine Zeitreise zu einem außergewöhnlichen Live-Konzert. 50 Jahre lang stand Kris Kristofferson auf allen Bühnen der Welt aber die am 15 September 1981 aufgenommene Live-Performance zeigt den „Highwayman“ auf dem absoluten Höhepunkt seiner Karriere. Auch die Location ist legendär; die weltberühmte Honky-Tonk Bar „Gilley`s“ im texanischen Pasadena, in der alle Größen der Countrymusik auftraten.

Das Album erscheint am 30.September über New West Records/Redeye auf CD und LP. Seine Live-Band bestand aus absoluten Legenden ihres Metiers, Gitarrist Stephen Bruton, Donnie Fritts, Billy Swan, Tommy McClure, Glen Clark, und Sammy Creason Die Band war ausgezeichnet drauf an diesem Abend, die 15 Songs strotzen nur so vor Spielfreude und Energie. Mickey Gilley, selbst Country Größe und damaliger Besitzer des Gilley`s, bezeichnete den Auftritt einmal als den „besten seines Lebens“. Sämtliche Klassiker von Kris Kristofferson wie "Me And Bobby McGee", "Why Me" oder "Sunday Mornin’ Comin’ Down", sind live noch wesentlich eindrucksvoller als auf den Studioalben.

Die New York Times beschrieb den Protagonisten einmal recht interessant: "Mr. Kristofferson ist über drei Akkorde nie hinausgekommen." Trotzdem lieben ihn Millionen Fans weltweit, für die der singende Poet mit seiner Gesellschaftskritik und Melancholie das gebrochene Lebensgefühl der Anti-Vietnamkrieg-Generation verkörpert“.

Für seinen Abschied irgendwann hat der Musiker aber bereits vorgesorgt und sich eine Songzeile von Leonard Cohen für seinen Grabstein ausgesucht "Like a bird on the wire, like a drunk in a midnight choir, I have tried in my way to be free.“ Das passt ausgezeichnet zu dem Ausnahmemusiker: (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label: New West Records / Red Eye
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: xx:xx min
Veröffentlichungstermin: 30.09.2022

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