Billy Talent - Crisis Of Faith

billytalent crisisoffaithJe länger sie dabei sind, umso länger brauchen Bands oftmals, um neue Alben zu komponieren. BILLY TALENT, deren Debütalbum inzwischen auch schon fast 20 Jahre auf dem Buckel hat, machen da keine Ausnahme und ließen sich ganz schön lange Zeit, um einen Nachfolger für das 2016er „Afraid Of Heights“ Album zusammenzustellen.

Dieses Album lautet nun nicht etwa auf den Titel „Billy Talent VI“, sondern auf den Titel „Crisis Of Faith“, weil sich die Menschheit angeblich aktuell in so einer Art Glaubenskrise befindet. Das kann sein, das kann auch nicht sein, eines ist auf jeden Fall Fakt, „Forgiveness I + II“ ist ein überraschender Opener für ein überraschend kurzes Album. Längere Songs waren eigentlich noch nie das Ding der Band, von daher wagt man beim Opener gleich in mehrerer Hinsicht Experimente. Der Song ist mit über 6 Minuten Länge nicht nur vergleichsweise lang, wenn man bedenkt, dass das gesamte Album nach 37 Minuten schon wieder vorbei ist, die zweite Hälfte des Songs klingt dann wie aus dem Nichts so dermaßen nach PINK FLOYD (inklusive einem Saxophonsolo), dass man sich fragt, was die Band bzw. Songwriter Ian D’Sa da eingeworfen hat.

Ich persönlich finde die Nummer so total cool, es wird bestimmt aber auch eine ganze Menge Leute geben, die das für ein gescheitertes Experiment halten. Wenn man so will, ist das folgende „Reckless Paradise“ dann so etwas wie der eigentliche Opener, der Song klingt zu 100% nach BILLY TALENT, gleiches kann ich über „I Beg To Differ“ (This Will Get Better)“ sagen, ein Song der vergleichsweise poppig ausgefallen ist, was natürlich nicht verboten ist.

Auf diesen folgt mit „The Wolf“ eine leicht orchestral angereicherte Ballade, eine weitere Nummer, die nicht ganz typisch für die Band aus Kanada klingt, bis hierhin ist „Crisis Of Faith ein richtig starkes Album. Das bedeutet in der logischen Konsequenz, dass es damit auch ein danach gibt und ehrlich gesagt finde ich die zweite Albumhälfte dann nicht mehr ganz so super. „Reactor“ ist so eine dieser Nummern, die kaum Akzente setzen kann und eher nur so mitläuft, das radikal punkige „Judged“ lässt zumindest mal aufhorchen, kann aber auch nicht mit ähnlich gestrickten Songs des Debütalbums mithalten. Da merkt man einfach, dass diese Band bereits etwa mit dem dritten Album (2006) erwachsen geworden ist.

„Hanging Out With All The Wrong People“ gefällt in der Folge als lockere Pop-Punk Nummer, auch „End Of Me“, das man zusammen mit dem WEEZER Frontmann Rivers Cuomo aufgenommen hat, ist zumindest kein Ausfall. Irgendwie fehlt da wie auch beim folgenden „One Less Problem“ aber auch so der letzte Funke an Entschlossenheit im Songwriting, im Endeffekt klingen zu viele Songs von „Crisis Of Faith“ zu entspannt. Da fragt man sich, wo ist das rebellische Element der Band geblieben?
Das Beste an „Crisis Of Faith“ ist vermutlich, dass das Album wirklich kurzweilig geraten ist und auch wenn nicht alle Songs super sind, habe ich mich öfter erwischt, dass ich nach dem abschließenden „For You“ nochmals auf Start gedrückt habe und das kommt auch nicht so oft vor. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20167,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 36:45 min
Label: Atlantic
Veröffentlichungstermin: 21.01.2022

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