Cherokee - Blood & Gold

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Wenn ich an CHEROKEE denke, dann fällt mir immer zuerst dieser Song von EUROPE ein. Dabei ist dies eher ein schwieriger Vergleich, denn CHEROKEE sind weit vom Sound der Schweden entfernt.

Die Kölner Truppe, die immer irgendwo als Geheimtipp gehandelt wurde, entdeckte ich das erste mal in der Chronik von Kathi, der Sängerin der GALACTIC SUPERLORDS. Das ist jedoch kein Zufall, da sie vor ein paar Jahren noch die Stimme von CHEROKEE war. In irgendeinem kurzen Chat hat Kathi mir die Band ans Herz gelegt.

Und dann kommen CHEROKEE gleich mit einem 67 Minuten rundum-sorglos Paket um die Ecke.

„Blood & Gold“ klingt von Namen her ein wenig nach NEIL YOUNG und ist mit 15 ausgewachsenen Stücken für jede Situation gerüstet. Viele Bands hätten da zwei Alben in fünf Jahren draus gemacht und so setzen CHEROKEE mit diesem Füllhorn gleich mal ein Statement, an dem man so schnell nicht vorbeikommt.

Das Album startet mit „Bill Pullman“ (der Schauspieler?) und macht gleich gute Laune. Locker und flockig gehen CHEROKEE zur Sache, mit interessanten Riffs und doppelten Leadgitarren. Der Bass dengelt schön und das Schlagzeug pulsiert einen schön vorwärts treibenden Beat, was im Verlauf des Albums in verschiedener Gewichtung auch so bleibt. Aber eins nach dem anderen.


Das Fernweh erzeugende „Just One Summer Long“ klingt so als würden DIRE STRAITS unbeschwerten Hard Rock in ihren Blues mischen. Lauras gesanglicher Charakter kann sich hier ganz entfalten. Ihre warme Stimmfärbung klingt unbekümmert und trotzig, was mir sehr gut gefällt.

Irgendwie haben es die Deutschen ja mit Italo-Western und so hätte ich nicht gedacht, dass ich bei „Il Grande Silenzio“ diesen Sound mal feiere und breit grinsend die Maultrommel geniesse, die man sonst auf Rock-Alben nicht zu Gehör bekommt. Lauras gesangliche Darbietung ist aber auch zum Niederknien! Vor dem geistigen Auge reitet sie dabei mit wehenden Haaren und fliegendem Cowboyhut in den Sonnenuntergang. Hach, seufz Fernweh!
Bei dem flotten „Ride By Night“, mit den doppelten Leadgitarren, tanzt man sofort in jeder Stellung mit. Vom Sound her erinnert mich das stark an FREEWAYS aus Kanada, die sich ja an NWOBHM reiben und UFO und THIN LIZZY raushängen lassen. „Rite Of Peyote“ schlägt da übrigens in die gleich Kerbe!

Selten habe ich so einen hemdsärmeligen Vortrag einer Band gehört, die dabei einige überraschende Stile mühelos in einem Album unterbringt. Es tut mir auch immer ein wenig leid, nicht noch mehr auf den Beitrag der anderen Bandmitglieder eingehen zu können. Aber hey, ihr wisst sicher selbst, dass eure Sängerin mit ihrer starken Stimme den Fokus auf sich zieht.

Wenn man nach Veröffentlichungen der Anfangstage der Band sucht, stößt man im besten Fall noch auf die EP „Wakan Tanka Nici Un“. Die anderen Releases aus den Demo-Tagen sind schwer aufzuspüren. Aber CHEROKEE kommen den Suchenden entgegen und haben einige Songs aus dieser Zeit, wie zum Beispiel „Mother Nature Child“ mit der aktuellen Besetzung neu aufgenommen und in die letzte Hälfte des Albums gepackt. Im Vergleich wirkt der Gesang von Laura jedoch polierter und nicht mehr so ungestüm. Aber gut, wenn man Songs schon so lange spielt, dann geht das vermutlich irgendwann verloren. 

Vermutlich ist „Blood & Gold“ alleine schon deswegen gute 67 Minuten lang und wird als Doppel-LP veröffentlicht. Eine tolle Sache wie ich finde! So hat man in einem Aufwasch die ganze Bandbreite des bisherigen Schaffens im Regal stehen. Wenn die Songs soundtechnisch dann auch noch auf so einem hohen Niveau präsentiert werden, ist der Weg zum beliebten Klassiker nicht mehr weit. Aber ob sich CHEROKEE da nicht selbst die Hürde zu hoch gelegt haben? Aber wer weiß was da durch die pandemiebedingte konzertfreie Zeit schon an Ideen ausgetüftelt wurde? Lassen wir uns überraschen!

Ich schreibe es ja nur ungern, aber wer dieses Album nicht feiert, dem ist nicht mehr zu helfen!
CHEROKEE reihen sich ein in die Riege der schon lange etablierten Gruppen, die den Hardrock geprägt bzw. begründet haben.
Dabei äfft die Band aus Köln den Stil nicht einfach nach, sondern lebt und atmet diesen, fügt ihm ihre eigene interessante Variante hinzu. Es bleibt zu hoffen, dass CHEROKEE ihre Songs die kommende Zeit auch mal live präsentieren können, um sich so eine starke Fanbase zu erspielen. Aber bis dahin hat man genügend Zeit das Album zu verinnerlichen, der Winter kann lang sein. „Blood & Gold“ erleuchtet und wärmt jedem, der sich drauf einlässt, die sonst so dunkle und kalte Jahreszeit. (Andreas)

 

Bewertung:

Andreas9,0 9 / 10


Anzahl der Songs:15
Spielzeit: 67:15 min
Label: Dying Victims Productions
Veröffentlichungstermin: 19.11.2021

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