Eisbrecher - Liebe Macht Monster

Eisbrecher Liebe Macht Monster2Normalerweise befinden wir uns in einer Welt, die auf Schnelligkeit basiert ist. Aber das vergangene Jahr zeigte einigen von uns wie langsam die Zeit vergehen kann. Andere mussten das gewohnte Tempo beibehalten, sogar weiter anziehen. Auch EISBRECHER hat eine Schippe drauf gelegt. Erst im vergangenen Oktober kam die Cover-Platte „Schicksalsmelodien“ auf den Markt, die einige der bekanntesten deutschen Hits enthält. Mit diesem Album konnten sie den Fans bereits Freude machen und die Häuser und Wohnungen einheizen, sodass das Album auf Platz 4 der Albumcharts landete. Zusätzlich kündigten sie an, dass es ein neues Studioalbum geben wird. Nun sind die letzten Töne des letzten Projekts noch nicht allzu lange verflogen und doch steht das Veröffentlichungsdatum für das achte Studioalbum „Liebe Macht Monster“ von EISBRECHER vor der Tür!

Die Band hat bereits unzählige Hymnen geschaffen und mit ihrem Cover-Album noch einiges an Klassikern hinzugefügt, die man gerne live hören würde. Doch das neue Album ist dagegen eine Flut an neuen Abrissbirnen, die sich ganz bestimmt im Kopf und Gehör einnisten und einen nicht so schnell verlassen werden. Mit der Single „Fakk“ und „Im Guten im Bösen“ gab es einen Vorgeschmack auf die 14 bevorstehenden Tracks, doch das ist noch lange nicht alles, was das Album zu bieten hat. Die Einflüsse zwischen Rock, Metal und Elektro-Industrial-Pop tragen sicherlich einiges dazu bei, dass frischer und innovativer Wind bei EISBRECHER herrscht. Eines kann ich versprechen: die Fans werden es kaum abwarten können, bis sie die Hymnen gemeinsam mit der Band lauthals singen können. Einen Einblick hinter die Kulissen verschafft uns Noel Pix, dessen Interview mit ihm am folgenden Tag hier erscheinen wird.

„Fakk“ war die erste Single, die veröffentlicht wurde und mit der auch ich mir einen Einblick in das neue Album verschaffen habe. Ziemlich schnell wurde dieser innerhalb des Freundeskreises oder unter Fans zum Gesprächsthema und einer Diskussion. „Warum hat sich die Band dazu entschieden den Song so zu benennen? Warum diese asoziale Sprache, die man doch tagtäglich hört, wenn man vor die Tür geht? Möchte EISBRECHER nun Kritik an der Hip-Hop Szene üben?“. Wer die Band kennt, der wird die Ironie hinter dem Song erkennen und den Wert erkennen. Doch das war der Ausschlag, um Noel Pix, den Produzenten und Gitarristen, im Interview auf die Single anzusprechen. Darüber könnt ihr mehr im Interview nachlesen. Auf jeden Fall ist er sofort zu meiner persönlichen Abrissbirne geworden und die Sehnsucht nach Konzerten wurde bei mir umgehend größer. Wie war das bei Euch Lesern? Empfandet ihr das genauso? Mit dieser Single hat die Band mir auf jeden Fall einen Ohrwurm verpasst.

Darauf folgt das nächste Album-Highlight „Nein danke“. Dieser ist ein typischer EISBRECHER Track, der sich dem Niveau des Albums „Schock“ anpasst. Mit kraftvollem Gesang und einer harten Gitarre, die mit elektronischen Beats und Breakdowns unterlegt ist, weiß er musikalisch als auch textlich zu gefallen.

Das Duett „Dagegen“ wird wohl ein Meilenstein des Albums werden. Zuerst einmal war ich, wie viele andere, sehr überrascht, dass ein Duett auf dem Album existiert. Und dann auch noch mit dem Frontsänger Dero Goi von OOMPH!. Das gab es bisher in dieser Art noch nicht bei EISBRECHER. Im Interview mit Noel Pix habe ich erfahren, dass der Text von Dero und Alex stammt und Noel sich musikalisch an der Sache beteiligt hat. Doch ich hätte beim Anblick des Titels niemals erahnen können, wie viel Wahrheit und Wichtigkeit in dem Duett steckt. Bereits die ersten Töne ließen mich meine Ohren spitzen, denn dieser startet bereits mit dem knallharten Sound einer E-Gitarre und einer Art „Kampfschrei“ von Dero. Dieser erinnert mich übrigens stark an den Song "The End" von ZERO 9:36... Zufall oder nicht? Dabei lassen mich Zeilen aufhorchen wie „Von wegen, ich bin dagegen“, die Dero und Alex zusammen singen, und „Ihr sagt es machen alle mit und ihr marschiert im gleichen Schritt – von wegen, ich bin dagegen“. Sie positionieren den Song innerhalb der ersten halben Minute und geben bekannt, dass sie gegen eine bestimmte Personengruppe und deren Handeln und Denken sind. Durch eine recht eingängige Melodie, die ein Elektro-Industrial-Gewand trägt, sticht der tiefgründige Text hervor. Die Besonderheit am Text liegt nicht nur an der Tiefgründigkeit und dem Statement, was die beiden Sänger von sich geben. Sondern auch an einem der berühmtesten philosophischen Zitaten „Ich denke, also bin ich.“ von René Descartes, das die Songwriter erweitert wurde. Im Refrain heißt es: „Ich denke, also bin ich, dagegen.“. So wichtig wie der Song auch ist, er ist nicht ganz ungefährlich in Zeiten wie diesen, denn man kann ihn leicht für politische Zwecke missbrauchen.

Für mein Empfinden haben EISBRECHER mehrere Schippen auf ihre Texte und gelegt und einiges an Tiefgründigkeit hinzugefügt. Auch spannende musikalische Einflüsse wurden hinzugefügt, die das Album von anderen hervorhebt. Das zeichnet sich ebenfalls durch die Abrissbirne „Systemsprenger“ und dem Ohrwurm „Leiserdrehen“ aus. „Systemsprenger“ geht mehr in die Richtung Elektro und Dubstep in Kombination mit einigen metallischen Klängen, die allerdings eher in den Hintergrund geraten. Das neue Gewand steht der Band und vor allem dem „Checker“, der hier gut zur Geltung kommt. Trotz allem steckt viel Wahres hinter den Worten, die man sich teilweise zu Herzen nehmen sollte.

„Leiserdrehen“ ist ein weiterer Song, der sich gegen die Welt der Medien richtet. Bereits der Autor George Orwell sprach das Problem der Medien in seinem Roman an und konnte voraussehen, was die Welt der Medien mit uns oder aus uns macht? Oftmals herrscht solch eine Reizüberflutung an (negativen) Nachrichten, dass man die Nachrichten „leiserdrehen“ möchte. Durch die erfrischenden musikalischen Einflüsse und einer Message, die eine große Bandbreite nachempfinden kann, hauen sie damit eine weitere Nummer eins heraus. Zeilen wie: „Bitte, bitte, bitte mach die Nachrichten ein bisschen leiser. Ich will einfach nur hier liegen und genießen, dass ich morgen frei hab‘“ wird nicht nur Alex laut singen.

Dagegen ist „Himmel“ ein totaler Ausbruch aus dem Elektro-Industrial-Metal Ding und steht als Außenseiter da. „Himmel“, wie man am Titel erahnen kann, widmet sich stattdessen dem langsamen Kuschelrock-Schnulzrock. Am besten hört man den zusammen engumschlungen. Dafür holt jeder sein Feuerzeug heraus, vergisst die Taschentücher besser nicht und lässt die weißen Tauben aus dem Käfig. Für mich der totale Fehlgriff auf der Platte und hätte höchstens einen Platz als Bonustrack verdient.

Ich bin und bleibe begeistert vom Endprodukt. EISBRECHER hat sich ordentlich Mühe gegeben frischen Wind in das achte Studioalbum zu bringen, aus der letztendlich eine bahnbrechende Nummer geworden ist. Dabei ist die Band sich keinesfalls untreu geworden und behält die markanten Züge, wie zum Beispiel ihre Ironie, bei. Diese wird die Mitglieder für immer begleiten, doch es gilt wie immer diese zu verstehen. Dadurch haben sie unglaublich viele neue Hymnen erschaffen, die größtenteils Abrissbirnen sind und einem nicht so schnell aus dem Kopf gehen. Die Party kann also mit einem lauten Knall losgehen! Und trotz der Partystimmung sind die Texte tiefsinniger und tiefgründiger geworden, als zuvor. Gerade in Zeiten wie diesen, in der der Alltag eintönig und einsam wirkt, schätzt man den Zusammenhalt mehr. Doch die Stimmen werden überall, aber vor allem in den Medien, lauter. Hier können viele Fans ihre eigenen Stimmen in den Texten wiederfinden. Mich würde interessieren, was ihr dazu denkt oder wie ihr das neue Album empfindet. Seid ihr vielleicht anderer Meinung oder findet weitere und andere Aspekte als ich? Hinterlasst doch mal euren Eindruck in den Kommentaren.(Sarah-Jane)

 

 

 

 

 

Bewertung:

sarahjane9,5 9,5 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 55:52
Label: RCA Deutschland
Veröffentlichungstermin: 12.03.2021

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