Mike Tramp - Second Time Around

miketramp secondtimearoundMangelnde Kreativität kann man MIKE TRAMP wahrlich nicht vorwerfen, denn das Output der letzten Jahre liest sich für einen Musiker der so lange dabei ist schon beachtlich. Dass er dabei kommerziell völlig unter dem Radar läuft stört ihn wenig, er macht es aus Leidenschaft. Leider wusste er auf seinen jüngsten Scheiben nicht immer diese unbedingt zum Ausdruck zu bringen, vor allem das letzte hakte doch an ein paar Stellen. Vielleicht wäre es mal besser gewesen, inne zu halten und die Ideen zu kanalisieren, denn es mangelt nicht nur an Qualität, sondern auch an Power. Doch nur ein gutes Jahr nach "Stray From The Flock" liegt "Second Time Around" in den Läden".

Der Einstieg lässt sich jedenfalls mal gut an, "All Of My Life" rockt ordentlich nach vorne und macht richtig Laune. Die stilistischen Mittel der Vorgängerplatten sind immer noch vorhanden, wie die eher clean gespielte Gitarre oder die Orgelflächen. Ein paar ruhige Momente beinhaltet die Nummer, die längste der Scheibe muss irgendwie gefüllt werden, doch der Gesamteindruck ist vielversprechend. Das ändert sich allerdings beim folgenden "Anymore", bei dem der dröge Singer/Songwriter-Appeal des Dänen wieder zum Vorschein kommt. Ein paar Klampfen hier, etwas atmosphärische Untermalung da, aber keine nennenswerte Melodie, die sich ins Ohr krallt. Natürlich sind solche Stücke auf das melancholische Timbre des Mannes zugeschnitten, doch kompositorisch kommt da zu wenig.

Glücklicherweise hat es mit dem Opener sein Pulver nicht verschossen wie auf dem Vorgänger, denn "Back To You" steigt für Tramps Verhältnisse schon wild ein. Nur der Titel kommt einem bekannt vor, dabei ist es kein Cover. Allerdings hatte BRYAN ADAMS mal ein Lied mit dem gleichen Namen und dessen Einfluss ist auch auf "Second Time Around" allgegenwärtig. Mit dem Kanadier flirtete der ehemalige WHITE LION-Barde schon öfter, hier noch offensichtlicher, denn auch der Auftaktsong und das rock´n´rollige "No Tomorrow" tragen die typische Handschrift. Diese Melodieführung, der Einsatz der Gitarren, der lockere Rhythmus sind unverkennbar, ja sogar das Solo hier könnte man dem Megastar zuschreiben.

Zum Glück hat sich MIKE TRAMP bei seinen rockigeren Lieder ein bisschen Eigenständigkeit bewahrt, obwohl man bei so einem konsequenten Festhalten am Einfluss schon vom eigenen Stil reden kann. In "Highway" spielt er nach einem ruhigen Beginn geschickt mit der Dynamik, die elektrischen und akustischen Gitarren harmonieren sehr schon miteinander. Ähnlich lässig geht es in "Come On" zu, das wiederum die Nähe zum späten TOM PETTY aufweist und mit coolen "AhAh"-Harmoniegesängen punkten kann. Richtig krachen lässt es der Sänger in "Between Good And Bad" schon beim Orgelintro, bei welchem die auch mal mehr tun darf als zu unterlegen. Das ruppige Riff und die Melodien legen die Inspiration bei THIN LIZZY nahe, aber die zeigte MIKE TRAMP schon in der Vergangenheit.

Das geht alles schonmal in eine gute Richtung, doch es gibt neben dem angesprochenen "Anymore" noch weitere Stücke, welche ein Rückfall in die Beliebigkeit darstellen. Mit seinen "LaLaLa"-Gesängen nervt das lahme "Lay Down Your Guns" schon ein wenig, da nützt der dramatische Anstieg zum Ende hin nicht mehr viel. Und Balladen hat der gute Mann auch schon bessere verfasst als das abschließende "When She Cries". Dazu fehlt mir auch der Groove der Scheibe, der Sound wirkt irgendwie sehr trocken, da sollte mehr kommen, wenn man mit solch fähigen Leuten wie Soren Andersen zusammen arbeitet. Dennoch ist man mit "Second Time Around" unterm Strich eindeutig auf dem Weg zur Besserung, auch wenn die alten Großtaten im Hard Rock wohl nie mehr kommen werden. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 49:32 min
Label: Mighty Music/Target Group
Veröffentlichungstermin:01.05.2020

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