Two Minds Collide - Person X [A Unknown Identity]

twomindscollidepersonx200Die Zukunft der Menschheit scheint sich aktuell im Internet und maßgeblich in den Social Media zu entscheiden. Wo sich einst nur Nerds in Foren austauschten, hat das Internet als „Second Life“ für viele quasi das reale Leben abgelöst. Die tast- und sichtbare Welt scheint zur reinen Kulisse für Selfies zu verkommen. In diesem Massenphänomen, in dem jeder dazu animiert wird herausstechen, sticht dann nur noch derjenige heraus der da nicht mitmacht.
Abenteuerlich, womöglich der letzte gefährliche Ort für Menschen auf der Erde, verursacht die Selfiesucht an krassen Orten doch tatsächlich zahlreiche echte Todesfälle, wenn Leute mitsamt Handystange in eine Schlucht stürzen. Monty Python hätte es in Sketchen nicht besser darstellen können. Hier setzt die Thematik von Person X [A Unknown Identity] an.

Gut anderthalb Jahre nach „The Mean Mile“ haben TWO MINDS COLLIDE schon wieder soviel Stoff gesammelt, um in Musik gegossene Gedenken und Gefühle in ein Album mit ganzen „elf11!!11!“ (ihr versteht sicher) Songs zu packen.

Fulminant steigt man zu Beginn des Albums mit „Person X“ ein und da stellt Lias Schwarz fest: „X, i got no identity - X, i am not what i want to be…“! Ein toller nach vorne treibender Song mit schönem Hitpotential. Darauf folgt mit „A Dark Desire“ ein Stück, welches auch auf dem ersten Album dazwischen gepasst hätte. Mit eher ruhigem Beginn, steigert sich der Song in Intensität und bietet mit toller Hookline und Riff ein kurzweiliges Vergnügen.

„you will be optimized, before you even realize …“, ich springe einfach mal ein paar Songs vor und lande bei „Keep Up The Pace“, ein absolut herausragendes Stück Musik und unfassbarer Ohrwurmqualität. Ein behutsam arrangiertes Stück ist ausserdem „Your Saving Hands“, das mit einer betörenden Melodie lockt und durchaus Stadionqualitäten hat, so als Nummer zum kurz verschnaufen - aber wirklich nur kurz.

„Follow me, follow me, it’s up to you to say no!“

Ich möchte hier nicht jeden Song einzeln sezieren. Wenn ihr neugierig genug seid, dann erforscht ihr das Album eh auf eigene Faust. 


Vollends in „Bits And Bytes“ transformiert wird der Hörer bei letzten Song von „Person X [A Unknown Identity]“. Das Lied, mit orchestraler Atmosphäre und klagendem Gesang arrangiert, lässt den Hörer am Ende recht emotionslos und paralysiert abrupt alleine. Der Cursor auf dem Bildschirm blinkt geistlos…

Eigentlich kaum verwunderlich, dass Synthesizer, Samples und Sounds im 80er Jahre Darkwave- und Synthpop-Style so gut zum Thema Internet passen. Die meist kalte Atmosphäre der synthetisch erzeugten Klänge dringen über die Hörnerven zu den Synapsen vor und haben eine beruhigende sowie belebende Wirkung. Das Ganze gepaart mit kantigen Metalriffs, pumpender Bassline von Finch und treibenden Drums von Tom (der neu in der Band ist und Pi ersetzt. Pi wird sich anscheinend noch gebührlich von den Fans verabschieden, denn er wird noch bis zur Show in Wuppertal am 26.10. dabei sein) und schon hat man vorzüglichen Dark Rock!

Wer als Metal- und Rockfan Angst vor Digitalisierung hegt, wird diese perfekte Melange aus Groove, Atmosphäre und Härte, sowie die absolut live tauglichen Stücken die zum Mitmachen einladen, fest umarmen.
Laut eigener Angabe hat die Band das Album im Sommer 2019 im bewährten Studio Greywolf aufgenommen. Der Sound unterscheidet sich dadurch auch nicht vom Vorgänger, wirkt jedoch an vielen Stellen gut durchdacht, transparent und verfeinert, sofern ich das mit dem extra neu gekauften Kopfhörer richtig höre. Gefühlsmäßig ist alles aus einem Guss und ich merke wie die wachsende musikalische Reife sich in spannenden Songs widerspiegelt.

Da ich ja beim letzten Mal so am Gesang herumgemäkelt habe, muss ich hier gestehen, dass er mir ziemlich gut gefällt, da er zur Musik passt. Er wirkt jederzeit gerade heraus und ungezwungen. Der Meloscreamcore-Kreischgesang ist und war einfach nicht meins und ist erfreulicherweise auf diesem zweiten Album nur noch zu erahnen. „Last Kiss, Goodbye“ oder so?

Abschließend möchte ich ich noch anmerken, dass ich für ein Sonntags-Internetverbot bin, um dem Empathieverlust entgegenzutreten, sowie eine Art Steuer von 25% auf alles was im Internet an Waren bestellt wird, statt vor Ort in ein Geschäft zu gehen. Versucht doch mal „geh Kacken“ dem Mensch gegenüber direkt ins Gesicht zu sagen, weil dir was nicht passt oder du pöbeln willst, weil du wieder gelangweiltfrustriert bist. Nein? Warum wohl nicht?

TWO MINDS COLLIDE wollen eine Plattform bieten für echte Emotionen und Selbstreflexion. Das schaffen Sie mit „Person X [A Unknown Identity]“ mühelos und in einer Intensität, die man so nur noch selten findet. (Andreas)


Bewertung:

Andreas9,0 9 / 10


Anzahl der Songs:  11
Spielzeit: 45:07 min
Label: Recordjet
Veröffentlichungstermin: 18.10.2019

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