Michael Schenker Fest - Revelation

michaelschenkerfest revelationMan soll die Feste feiern wie sie fallen! Das dachte sich auch der deutsche Gitarrenheld und lud nur eineinhalb Jahre nach dem Erstschlag erneut seine früheren Weggefährten ein, um ein weiteres Kapitel seiner Karriere zu feiern. Dabei war man in Zwischenzeit auch öfter auf Tour und musste den Tod von Drummer Ted McKenna verkraften. Dadurch ist das legendäre Rhythmusgespann, welches schon mit Alex Harvey zusammen arbeitete gesprengt worden. Als Ersatz wurde mit Bodo Schopf ein weiterer alter Bekannter für das MICHAEL SCHENKER FEST engagiert, womit das "Save Yourself"-Line-Up nach dreißig Jahren wieder fast komplett vereint ist. Ist nun "Revelation" die angekündigte Offenbarung, oder hat sich Michael Schenker kreativ verhoben?

Eines wird schon bei den ersten Tönen deutlich, die Herangehensweise an die Scheibe ist eine andere. War "Resurrection" stilistisch noch stark in der McAuley-Phase der späten Achtziger verortet, so geht es hier noch ein paar Jahre zurück in der Entwicklung. Dabei gelingt es die Scheibe homogener zu gestalten, hier standen neben UFO noch das Frühwerk von MSG Pate. Dem passt sich auch die Produktion von Michael Voss an, die den rauen, aber unaufdringlichen Charakter heraus schält und den Melodien Raum verschafft. Selbst der DoubleBass wurde nicht zu viel Volumen verpasst, sie tönt herrlich nach den Siebzigern, insgesamt ist das Klangbild sehr luftig.

Zwei Dinge, die so typisch für seinen Kompositionsstil sind, gibt es schon in den ersten beiden Titel zu hören. "Rock Steady" bringt diese Tempowechsel ins Spiel, für die schon seine britischen Kumpanen bekannt waren, die Unterschiede bei Strophe, Bridge oder Refrain sorgen für eine hohe Variabilität. Schon die Leads zu Beginn lassen an "I´m A Loser" denken, im hymnischen Chorus haut der neue Schlagwerker ein paar schöne Breaks rein, während Steve Mann diese mit der Orgel kontert.
Zum ersten Mal ertönen diese so prägenden Riffs beim folgenden flotten "Under A Blood Red Sky", welche der Hannoveraner einst schon in "Reasons Love" zelebrierte und bei "Assault Attack" zu voller Blüte reifen ließ. Auf "Revelation" geht er damit fast schon verschwenderisch um, kaum zieht die Geschwindigkeit etwas an, fällt er in diese herrlich verschwurbelten, leicht abgedrehten und dennoch so unaufhaltsam nach vorne rollenden Strukturen.

Doch für genug Abwechslung ist gesorgt, das starke "Lead You Astray" verfügt über großartige nach vorne laufende Melodien. Eingängig werden die Schenker-Signatur-Riffs auch in "Headed For The Sun" verarbeitet, in der Bridge flirrt das Piano elegisch, und über den Refrain hat man ein paar Keyboardteppiche gelegt. Analog zum Retrocharme hätte die Nummer auch getrost auf "Built To Destroy" Platz gefunden. Da wäre auch "Behind The Smile" bestens aufgehoben gewesen. Die Synthesizerschwaden heben die bretternden Akkorde noch mehr in die Höhe, dazu entfalten die Tempowechsel ihre volle Wirkung.

Nicht nur wegen dem Schwenk zur letzten Achtziger-Scheibe mit Gary Barden kommt das zweite Werk etwas kommerzieller rüber, was aber nicht schadet. Die Refrains fallen einfach melodischer aus, ohne die Songs weichzuspülen, wie "Sleeping With The Light On", welches ruhig beginnt um dann kraftvoll-heavy loszurocken. Ein paar Mal gibt sich Schenker richtig ursprünglich, "Crazy Daze" tönt fast rock´n´rollig, während bei "Old Man" der Blues gestreift wird. Cool wie sich hier Orgel und Gitarre duellieren und die Dynamik über die getragene Bridge zum ruhigen Chorus hin abfällt.

Neben den vier Vokalisten hat man mit Ronnie Romero von RAINBOW noch einen Gast am Start, welcher das von den Drums getriebene "We Are The Voice" veredelt. Sein Beitrag zeigt allerdings auch das Manko auf, dass die anderen Sänger heute nicht mehr ganz mit der Vitalität ihres Gitarristen Schritt halten können. Dennoch liefern sie genügend Qualität ab, um klar zu stellen, warum sie zum MICHAEL SCHENKER FEST eingeladen wurden und nicht die Frontmänner der 2000er.
Der Meister hingegen zeigt auf "Revelation" seine neu gewonnene Stärke ein ums andere Mal, gerade im Solobereich legt er diesen fließenden melodischen Ton vor, für den der Mann berühmt ist. Vor allem sind ihm hier durchweg starke Songs gelungen, während auf "Resurrection" nicht alles Gold war, was glänzte. Nach langen Jahren der Durchschnittlichkeit ist die Kreativität wieder zurück und Schenker tut gut daran, sie auszuleben, wenn jedes Mal etwas wie das Werk hier gelingt. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs:  13
Spielzeit: 53:05 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 20.09.2019

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