Alice Merton - Mint

alicemerton mintAls ich irgendwann Ende 2016 oder 2017 zum ersten Mal den Hit „No Roots“ gehört habe, hatte ich beim besten Willen nicht gedacht, dass ich sozusagen Jahre später einmal ein paar Worte zum Debütalbum der Sängerin ALICE MERTON schreiben würde. Und ich hatte ehrlich gesagt auch erst deutlich später herausgefunden, dass die Sängerin mehr oder weniger aus Deutschland stammt, wenngleich sie ihr bisheriges Leben in verschiedenen Ländern, vor allem in Kanada, verbracht hat. Von dieser Heimatlosigkeit handeln auch einige ihrer Songs. Der Name ALICE MERTON klingt nun auch nicht gerade nach einer deutschen Sängerin und ihre Musik klingt es in diesem Zusammenhang dann auch wahrlich nicht.

Das ist dann auch ganz klar als Kompliment zu verstehen, denn ihr über Jahre entstandenes und gewachsenes Debütalbum „Mint“ klingt von der Produktionsseite her wie das eines internationalen Superstars, wobei sie das vielleicht auch bereits ist, wenn man sich einmal die Charterfolge (Europa, USA, Großbritannien) anschaut.

Das interessante Element ist nun, dass das alles in Eigenregie entstanden ist, ohne dass hier ein großes Label die Finger im Spiel gehabt hat und ich wage zu behaupten, dass das einen positiven Einfluss auf dieses Album genommen hat, denn ALICE MERTON kann sich auf ihrem Debüt stilistisch so austoben wie sie es möchte. Natürlich ist es Popmusik und natürlich klingt für jemanden wie mich, der gerne einen natürlichen Sound hat, „Mint“ überproduziert und zu viel nach Technik, es hätte auf der anderen Seite aber alles auch noch viel schlimmer kommen können, wenn man mal betrachtet wie sich Popalben heutzutage meistens anhören, egal ob man jetzt P!NK, MILEY CYRUS oder ARIANA GRANDE zum Maßstab nimmt, das klingt alles furchtbar unecht und künstlerisch wertlos.
ALICE MERTON orientiert sich da eher an Künstlerinnen wie FLORENCE + THE MACHINE (Hauptreferenz), LANA DEL RAY (aber ohne diese dunkle Attitüde) oder LILY ALLEN und gerade die ersten beiden genannten Damen veröffentlichen regelmäßig künstlerisch ansprechende Musik.

Werfe ich den Blick wieder zurück zum „Mint“ Album, so fällt bereits beim ersten Hören auf, dass es sich hier nicht um ein One-Hit-Wonder Album handelt, denn „No Roots“ ist auf diesem Album nur ein guter Song von vielen, auch „Why So Serious“, das man aktuell überproportional häufig im Radio hören kann, ist ein astreiner Hit, gehört aber eher zu den vorhersehbaren Songs des Albums, das verbreitet gute Laune fördert, bei Songs wie „Homesick“, „Honeymoon Heartbreak“ und „Speak Your Mind“ aber auch etwas Trübsal oder Romantik zulässt.

Sucht man nach den besten Songs des Albums, dann findet man allen voran die Hymne „2Kids“ und auch "Learn To Live" ganz zu Beginn hat es mir besonders angetan. Neutrale Highlights sind sicherlich besagtes „Learn To Live“, das einen rockigen Touch hat, sowie „Lash Out“, das recht wild und ungezügelt wirkt. Das sind dann auch die beiden Songs, die am ehesten an die britische Sängerin/Band FLORENCE + THE MACHINE erinnern, deren Qualität ALICE MERTON auf Albumlänge noch nicht ganz erreicht, aber das kann in Zukunft ja noch werden.

Trotzdem kann man jetzt schon sagen, dass „Mint“ am Ende des Jahres eines der besten und prägenden Popalben des Jahres sein wird und es bleibt zu hoffen, dass sich ALICE MERTON diese stilistische Freiheit und Experimentierfreude beibehalten wird und wenn dann das nächste Album von einer richtigen Band eingespielt und nicht ganz so viel am Sound getüftelt wird, dann könnte ganz Großes entstehen. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 40:00 min
Label: Paper Plane Records
Veröffentlichungstermin: 18.01.2019

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