Konni Kass - Haphe

konnikass hapheAuf KONNI KASS wurde ich 2017 zum ersten Mal aufmerksam. Zu der Zeit begleitete sie EIVØR als Vorband auf deren Tour. Damals wirkte sie noch ziemlich schüchtern. Zudem waren es Akustikauftritte und ihre Band reduziert auf zwei Personen. Seinerzeit fand ich das zwar ganz nett, wirklich überzeugen konnte sie mich jedoch noch nicht. 2018 begleitete sie EIVØR noch einmal und dieses Mal wirkte sie schon deutlich gereifter. Auf dem G!-Festival auf den Färöern konnte ich sie dann endlich einmal in voller Bandbesetzung und elektronisch erleben. Und das ist dann doch noch einmal etwas ganz anderes.

Bereits 2016 ist ihr immer noch aktuelles Album „Haphe“ erschienen und das setzt Maßstäbe. Im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute verzichtet sie auf Texte in ihrer Muttersprache und singt ausschließlich Englisch. Schon daran merkt man, dass hier jemand Großes vor hat. Und das zu Recht. Nach EIVØR ist sie sicher die vielversprechendste Popmusikerin von den Färöern. Auf „Haphe“ taucht man ein in schönen, handgemachten Pop, wie man ihn heutzutage nur noch selten findet.

Dass KONNI KASS eine Ausbildung zur Jazzsängerin absolviert hat, das merkt man jedoch nur an wenigen Stellen. Zum Glück! Ich bin zwar in der Lage, die musikalische Klasse von Jazz zu erkennen, finde diese Musikstilrichtung als Zuhörer aber meist viel zu anstrengend. KONNI KASS hat diese Fähigkeiten jedoch zum positiven genutzt. Sei es jetzt der dezente Einsatz des Saxophons (das sie genau wie die Gitarre beherrscht) oder auch die ausgefeilt feinen Gesangslinien.

Auf „Haphe“ steht meist die Stimme von KONNI KASS im Vordergrund, während sich die Instrumentalfraktion sehr zurücknimmt. Einige Stücke, wie z.B. „Dear Friend“ oder „Time“ sind nur sehr sparsam instrumentiert, doch KONNIs Stimme alleine genügt schon, um den Raum zu füllen. Das zeigt sie schon im Opener „Rainbows“, das mit einer Länge von nicht einmal zwei Minuten eher ein Intro als ein eigenständiger Song ist. Doch schon hier kann man die Marschrichtung des Albums erkennen.

Wie bei vielen färöischen Alben schwingt auch hier immer ein Hauch Melancholie mit. Und dennoch ist „Haphe“ ein durchweg positives Album, das in allem Negativen immer auch das Gute sieht und die fröhlichen, hoffnungsvollen Melodien überwiegen. „I Lie“ ist ein schönes Beispiel hierfür. Ohne Unterbrechung geht „Rainbows“ in diesen Song über und die anfängliche Melancholie schlägt bald um eine flotte Popnummer mit sphärischem Gesang, die ein ganz klein wenig an EIVØR erinnert – auch wenn KONNI KASS natürlich alles andere als eine Kopie DER färöischen Sängerin, sondern absolut eigenständig ist.

Auch „Sounds“ ist ein schöner rhythmischer Song. KONNIs Gesang klingt fast schon unschuldig, in seinem Lauf wird das Stück jedoch immer lauter, immer mehr Instrumente setzen ein und fast scheint es, als würde auch die Sängerin reifen. Bei diesem Stück muss man sich einfach bewegen, es hat alles, was ein guter Popsong braucht und ist definitiv einer meiner Favoriten auf dem Album.

Dass sie aber auch ganz anders kann, das zeigt sie mit Songs wie „Make Me Forget“. Ruhig und getragen stehen hier vor allem der Gesang und die Rhythmusfraktion im Vordergrund; der Song baut ganz auf KONNIs Stimme auf. Und hier erkennt man dann auch ihre Klasse. Einen solchen Song zu singen, das muss man erst mal schaffen. Was sie stimmlich drauf hat, das beweist sie auch auf „Run“. Ganz ruhig, fast flüsternd geht es los und während das Stück selbst immer rhythmischer wird, wächst auch KONNIs Stimme immer weiter an. Mal haucht sie sanft dahin, dann singt sie wieder mit aller Kraft.

In „Surrender“ – ebenfalls einer meiner Favoriten auf dem Album – findet man dann das einzige Saxophonsolo auf der Scheibe. Und zumindest in meiner gefühlten Wirklichkeit wird das Instrument auf Platte seltener eingesetzt als es live zum Einsatz kommt. Das ist etwas schade, aber ich kann mich hier auch täuschen. Auch „Race“ konnte sich mit seinem Ohrwurmrefrain in mein Herz spielen. Einfach ein toller Song mit vielen Facetten.

Wie überhaupt das ganze Album viele Facetten hat. KONNI KASS einfach nur mit dem Label „handgemachter Pop“ zu beschreiben, wäre zu kurz gegriffen. Denn da sind immer wieder diese kleinen Ausflüge Richtung Soul oder Richtung Jazz, ab und zu geht es auch mal einen kleinen Schritt Richtung Folk. Synthiesounds, wie sie eigentlich typisch für Popmusik sind, findet man hier dann doch eher selten. Und aus all diesen Einflüssen formt KONNI KASS schon mit ihrem Debütalbum ihren ganz eigenen Stil. Da kann man jetzt schon gespannt sein, wie das nächste Album klingen wird. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:26 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 11.11.2016

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