Steve Hackett - At The Edge Of Light

stevehackett atheedgeoflightMit schöner Regelmäßigkeit verwöhnt uns der frühere GENESIS-Gitarrist mit neuen Werken, zu Beginn jedes zweiten Jahres erscheinen seine neuesten Ergüsse aus dem Studio. Dabei bedient er auf den letzten drei oder vier Alben wieder seine traditionelle Prog-Anhängerschaft, würzt aber die Kompositionen mit weltmusikalischen und klassischen Einflüssen. Darüber hinaus ist STEVE HACKETT aktiver als alle seine früheren Kollegen zusammen und ist auch oft live zu sehen. Neben Material von seinem neuen Album wird auch der Klassiker "Selling England By The Pound" bei der Tour im Mai vollständig aufgeführt. Doch was kann dieses "At The Edge Of Light", wird der zuletzt eingeschlagene Weg fortgesetzt?

Das könnte man so ausdrücken, denn viel verändert hat sich an der Herangehensweise nicht, auch wenn der Meister natürlich versucht hat, auch diesem Werk seine eigene Identität zu geben. Doch ein wenig eingefahren wirkt das schon, da war er zu Beginn des Jahrhunderts wesentlich spannender, wenn auch nicht ganz so songdienlich. Was sofort heraus sticht ist der fast symphonische Gitarrenton des Meisters, der auf dem Album sehr gut mit den orchestralen Parts harmoniert. Kein Wunder, dass er mit seinen ehemaligen Mitstreitern in den Siebzigern den Symphonic Prog aus der Taufe hob.
Schon beim einleitenden Instrumental "Fallen Walls And Pedestals" prallen diese beiden Welten gekonnt aufeinander, ein wenig mischen sich auch getragene orientalische Anklänge ein. Die finden sich hier vielleicht nicht mehr so oft wie auf den vorangegangenen Werken, aber "Shadows And Flames" gelingt es immer noch in 1001 Nacht zu entführen. Schwermütige Streicher, Digeridoo und Sitar beschwören eine interessante Stimmung herauf, die von verhalltem Gesang zusätzlich gefördert wird.

Den opulenten Höhepunkt bietet davor als Opus Magnum in der Mitte des Albums "Those Golden Wings", bei dem die Streicher schon zu Beginn auftrumpfen. Der Gesang, den Hackett wieder selbst übernommen hat wirkt wie über weite Strecken sehr sanft, später steigen klassische Chöre mit ein. So pendelt der Longtrack zwischen "Carmina Burana"-Anklängen und cineastischen Landschaften. Zwischendurch lässt der Mann sein Arbeitsgerät mit einem breiten Riff von der Kette, um es dann am Ende mit einem butterweichen Solo ausklingen zu lassen.
Großes Orchester gibt es auch beim eigentlichen Opener "Beast In Our Time", welches ebenso getragen rüber kommt und die Leadgitarre Hacketts in den Fokus stellt. Hier sorgt dann ein Saxophon von Rob Townsend neben seinem gesteigerten Anschlag an den sechs Saiten für ein paar Klangtupfer. Im zweiten Instrumental "Conflict" sind die Elemente dann ebenso vertreten, hier erscheinen die Drums etwas präsenter. Die sorgen auch in "Descent" für frischen Wind, die schweren Streicher werden mit einer Marschtrommel unterlegt. Chöre gibt es auch im abschließenden "Peace", welches fast Hippie-Feeling verströmt.

Überhaupt ist das Album nach "Those Golden Wings" eher von kurzen Stücken geprägt, der vom GENESIS-Debüt bekannte pastorale Folk tendiert in "Hungry Years" in Richtung Westcoast. Ebenso amerikanisch gibt sich der Brite in "Underground Railroad", wo er die Mundharmonika auspackt und atmosphärischen Americana serviert. Ein paar modern rockende Gitarren machen das Ding zum ungewöhnlichsten der Scheibe, bevor man mit der Orgel von Roger King zum Prog zurückkehrt.
Und beim zweitlängsten Song "Under The Eyes Of The Sun" schaut man sogar bei einem weiteren Vertreter des klassischen Prog Rock vorbei. Der knackige Bass erinnert direkt an Chris Squire, mit dem STEVE HACKETT auch schon ein Album aufgenommen hat, die Gesänge und die instrumentalen Abfahrten sind noch näher an YES. Dass sein Bruder Jon noch ein paar Flötentöne in verhallten Mittelpart beisteuert, gibt eine zusätzliche Würze.
Diese Könner, die an "At The Edge Of Light" beteiligt sind, holen mit ihrem Spiel auch einiges heraus. Denn insgesamt schmort der Meister hier zu sehr in seinem eigenen Saft, wagt nicht mehr die Experimente von früher. Das wäre nicht verkehrt, da er sich innerhalb seiner eigenen Grenzen zuletzt sehr gut bewegt hat und die Innovationen auch mal den Jüngeren überlassen kann. Nur brauchen hier die Lieder ein paar Durchläufe mehr, um wirklich beim Hörer anzukommen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 54:25 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 25.01.2019

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