Stephen Pearcy - View To A Thrill

stephenpearcy viewtoathrillUnd wieder weiß keiner woran man gerade im Hause RATT ist, dabei schien man doch auf einem guten Weg. Ein neues Album sollte in der Mache sein, und drei der vier noch lebenden Originalmitglieder tourten wieder. Doch schon der Auftritt beim SwedenRock im letzten Jahr zeigte, dass da keine Band auf der Bühne stand. Nun sollen Warren DeMartini und Juan Croucier wieder draußen sein, man bekommt fast Angst wieviel Inkarnationen der Hair Metaller irgendwann unterwegs sind, der ehemalige Drummer Bobby Blotzer will ja auch mitreden. Da sollten die Rechte an dem Namen derweil bei Sänger STEPHEN PEARCY liegen, doch was macht der? Veröffentlicht knapp zwei Jahre nach dem letzten einfach mal ein weiteres Soloalbum. Das letzte war eine gute Mischung zwischen LED ZEPPELIN-affinem Sleaze und Anleihen an seine Stammformation, was bringt uns "View To A Thrill"?

Zuerst mal die Erkenntnis, dass er hier womöglich einiges von dem Material verbraten hat, dass für ein weiteres RATT-Album gedacht war. Dafür spricht die kurze Zeitspanne und eben die stilistische Marschroute. "I´m A Ratt" singt der Mann, und in der Tat ist er eine, doch da gibt es noch ganz viele, die das ebenfalls von sich behaupten, wer nun die wahren sind, wird sich zeigen. Dabei ist ja die Ratte ein als Gruppentier sozialisiertes Wesen, doch diese ganz spezielle Gattung aus Los Angeles besteht eher aus Einzelkämpfern. Bleibt zu hoffen, dass es am Ende nicht noch Klagen wegen Verwendung von gemeinsam komponierten Songs gibt.

Jener angesprochene Rocker klingt nämlich sehr verdächtig danach, als hätte er auf dem geplanten Album landen können. Dieser typische Ratten-Groove stellt sich sofort ein, wenn er los rockt und dabei von ebenso evidenten Leads flankiert wird. Im Prinzip ist fast jeder Titel dieser Nager-Gattung zuzuweisen, schon das treibende "U Only Live Twice" ist biologisch klar zu verorten. Hier fallen vielleicht noch die von James Bond inspirierten Lyrics auf, die sich öfter auf dem Album finden und sich auch im Cover manifestieren.
Nur soll uns das gar nicht von Tieren ablenken, welche der Agent ihrer Majestät einst in "Diamonds Are Forever" ausführte. Im melodischen Chorus des Openers herrschen zwar klare Mainstreamtendenzen, doch die erinnern dann eben an Scheiben wie "Detonator", was im Gesamten ebenso für das ruhigere "Not Killin´ Me" gilt. "Sky Falling" hat nicht ganz das Tempo der genannten Stücke, doch die Gitarrenfills können ihre DNA ebenso wenig verleugnen wie "Double Shot".
Dieses Tierchen schleppt sich durch flächige Riffs, lässt dann aber mit aggressiven Breaks, die sich mit dem eher cheesy Refrain duellieren aufhorchen. Eine Ratte namens "Secrets To Tell" pumpt gleichfalls schwer, bringt aber mit seinem balladesken Mittelpart ein wenig Abwechslung in die allesamt sehr kurzen und direkten Tracks. Eine sehr interessante Unterart hört auf den Namen "From The Inside" und hat einen dezent metallischen Fell.

Mit dem kommt gegen Ende der Scheibe so etwas wie Überraschung rein, im Chorus wandelt sich die Nummer in Richtung Grunge, also genau die moderne Richtung, welche seiner Stammband einst so zusetzte. Im Anschluss geht es mit dem Rausschmeißer "Violator" in dem Stil weiter, nur um dann im Refrain plötzlich poppige Saiten aufzuziehen. Da wäre einfach im klassischen RATT-Modus zu bleiben die nachvollziehbarere Alternative gewesen. Dabei hält "View To A Thrill" doch die ein oder andere Abwechslung parat, "Malibu" kommt fast wie anzunehmen sonnig-beschwingt daher, der lockere Stampfrhythmus und die Keyboards lassen eher an LOVERBOY denken.

Was allerdings gar nicht stattfindet ist die Zep-Schlagseite des Vorgängers, hier muss man mit AEROSMITH als Einfluss zufrieden sein. Deren "Sick As A Dog" stand in der Strophe von "One In A Million" Pate, während die später auftauchende Punkattitüde eher an "Ratts In The Cellar" denken lässt, da waren sie wieder, unsere Nager. Der Songtitel erinnert eher an GUNS´N´ROSES, die sind bei dem Sound ohnehin nicht so weit weg, scheinen beim leicht bluesigen "Dangerous Thing" noch mehr durch. Dennoch überwiegen natürlich die Querverweise an alte Zeiten, auch wenn jene Qualität nie erreicht wird. Dazu fehlt auch dem Klangbild etwas die Durchschlagskraft, während die eingespielte Band ordentlich agiert. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer6,5 6,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 35:25 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 09.11.2018

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden