Holter - Vlad The Impaler

holter vladtheimpalerVor fast vier Jahren haute uns Jorn Lande mit seinem damaligen Gitarristen Trond Holter mit "Dracula (Swing Of Death)" einen Überhammer um die Ohren. Die opulente und dennoch rockige Version des bekannten Stoffes wusste die Kritiker zu überzeugen. Mittlerweile setzt Lande auf die Axtkünste von Alex Beyrodt, auch wenn er mit dem guten Trond sehr gut harmonierte. Der hingegen wollte nun seine Saga fortsetzen und holte sich mit Niels K. Rue einen weiteren Landsmann als Ersatz. Interessanterweise arbeitet der als Frontmann von PAGAN´S MIND mit Jorn Viggo Lofstad zusammen, der auch schon für JORN in die sechs Saiten griff. Hier schließt sich nun der Kreis, wobei sich die Frage stellt, ob "Vlad The Impaler" an die Klasse des Vorgängers anknüpfen kann.

Schon die ersten Töne machen klar, dass HOLTER hier schon stilistisch nicht ganz den Direktiven von "Dracula (Swing Of Death)" folgen. Da waren die Vorbilder Landes wie GARY MOORE oder DIO klar erkennbar. Hier sind die orchestralen Momente deutlich prominenter in den Vordergrund gestellt und die Riffs eine Etage tiefer gelegt worden. Dazu wurden mit Eva Iselin Erichsen der weiblichen Stimme deutlich mehr Freiräume gegeben, welche diese gekonnt zu nutzen weiß. Wer das Ganze im Verbund mit den daraus resultierenden Harmonien nun mit Formationen wie WITHIN TEMPTATION in Verbindung bringt, der liegt nicht so falsch.

Was sich nicht geändert hat, ist die forsche, rockige Gangart der meisten Stücke, immerhin war der Mastermind mit WIG WAM bei einer klar traditionell veranlagten Band beteiligt. Schon der Opener "Worlds On Fire" weiß ein Lied davon zu singen, vor allem der hymnische Refrain besticht und legt die Spur zur Vergangenheit. Doch die Riffs stellen sich breiter auf, brettern etwas moderner und auch im Solobereich bedient sich der Mann zeitgemäßer Anklänge. Das hat allerdings wenig Auswirkung auf das Händchen für schmissige Songs, denn auf "Vlad The Impaler" klingt fast alles griffig und geht direkt ins Ohr.

Bestes Beispiel ist "The Last Generation", von Erichsen alleine gesungen, die Harmonien aus Keyboard und Riffs sind großartig und die Tastenklänge treiben ebenso die Strophe an. Im eruptiven Refrain kommen die sechs Saiten wieder zur Geltung und lassen es so richtig krachen, der Basslauf in der Bridge nach dem Solo bringt zusätzliche Abwechslung ins Spiel. Im Gegensatz zu der etwas gewöhnlichen Ballade "Shadows Of Love verfährt "Under My Skin" nach dem gleichen Muster.
Der Kontrast zwischen Pianoklängen und dem explosiven Chorus wurde hier noch deutlicher gezeichnet, darüber hinaus klingen ein bisschen aktuelle US-Bands wie SIXX A.M. durch. Das sowohl von den Gitarren als auch von der Melodieführung her, was den Song etwas aus dem gewöhnlichen Bombast Metalklischee rückt. Diese Richtung strapaziert das stampfende "I´ll Die For You" mit seinen elektronischen Beats noch mehr, sicher das modernste Stück der Platte.

Rifftechnisch geht "Awakened" vergleichbare Wege, dass treibt mächtig nach vorne, bevor die Bridge cool vom Orchester ausgebremst wird, um sich im Chorus wieder in die Breite zu öffnen. Hier zieht HOLTER solotechnisch alle Register, erst Erling Henanger mit seinen Keyboardorchestrierungen, dann der Meister selbst und dann wieder Henanger mit dem Synthesizer. Im Anschluss macht man druckvoll weiter, wenn "Drums Of Doom" auch heavier daher kommt. Bei den Arrangements ist der Titel Programm, das Schlagzeug liefert hier ein paar Impulse, im Gesangsbereich lassen die mehrstimmigen Shouts aufhorchen.

Noch schwerfälliger präsentiert sich der instrumentale Titelsong, bei welchem sich die orchestralen Parts, Riffs und Leads tolle Duelle ausfechten. Und am Ende gibt es mit "Save Me Part II" ein großartiges Epos, bei dem die beiden Vokalisten gegeneinander ansingen. Modern-metallische Strophen treffen dabei auf eine süßliche Bridge und weite Refrains. In der Mitte spielen die klassischen Instrumente mit Chören auf, bevor am Ende ein traumhaftes Solo empor steigt.
Mit diesen Parametern kann das Projekt durchaus an das vorherige Überalbum anknüpfen, doch ganz erreicht es dessen Klasse nicht, wenn es auch weite Teile der Konkurrenz hinter sich lässt. Das liegt aber weniger in der runderneuerten stilistischen Ausrichtung begründet, denn die Hitdichte bleibt bestehen. Vielmehr macht sich die dezente Modernisierung auch im Klangbild bemerkbar, dass auf "Dracula (Swing Of Death)" differenzierter ausfiel. Hier geht man leider den Weg zu mehr Kompression, worunter die Dynamik leidet, sonst wäre noch mehr drin gewesen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 44:42 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 09.11.2018

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