Destinia - Metal Souls

destinia metalsoulsEnde der Achtziger war Japan ein der Hochburgen im klassischen Heavy Metal, neben LOUDNESS rückten auch Bands wie VOW WOW in den Fokus. Doch davon ist man heute weit entfernt, umso schöner ist es zu sehen, dass sich mit Nozomu Watai ein Talent anschickt dies zu ändern. Zwei Alben hat er mit DESTINIA bereits veröffentlicht, blieb da weitestgehend in seiner Heimat und konnte auch international keine Akzente setzen. Nun hat er personell mächtig aufgestockt und sich ein paar Größen der Metalszene ins Boot geholt, dazu steht mit Frontiers ein fähiges Label hinter dem Saitenhexer, kann mit „Metal Souls“ der große Wurf gelingen?

Das Line-Up liest sich wie ein „Who Is Who“ der Rockgeschichte, wobei die Historie von RAINBOW-Shouter Ronnie Romero noch etwas jünger ist. Doch mit den früheren WHITESNAKE-Recken Marco Mendoza und Tommy Aldridge hat sich Watai eine der fähigsten Rhythmustruppen geangelt, zumal beide auch schon bei anderen Legenden tätig waren. Obendrein wurde das Album von Fredrik Nordström in dessen Fredman Studios gemischt und von Jens Bogren in seinen Fascination Street Studios gemastert. Natürlich schwebt da auch gerne der Begriff Namedropping im Raum, doch den Vorwurf weiß man zu entkräften.

Schon das schnelle, eröffnende Titelstück hat genug Kraft dahinter, um da schnell alle Fronten zu klären. An der Schnittstelle aus traditionellem Stahl und europäischem Power Metal geht es rasant zur Sache und der Bandleader lässt die Arpeggien von Stapel, ein wenig Guitar Hero darf man da gerne mal raushängen lassen. Geschwindigkeit ist Trumpf, vor allem in den Refrains, die immer wieder Power Metal-Vibes atmen, „The End Of Love“ tritt das Gaspedal die ganze Zeit durch.
Doch auch im epischen „Promised Land“ mit seinen wuchtigen Drums oder dem atmosphärisch rockenden „Metamorphoses“ zieht das Tempo zum Chorus hin an. In beiden Nummern kann sich Mendoza mit seinem pumpenden Viersaiter dazu gut in Szene setzen. Am auffälligsten agiert natürlich der Mann an den sechs Saiten, der nicht nur knackige Riffs am Start hat, sondern vor allem immer wieder solotechnisch zu glänzen vermag, ohne den Song dabei aus dem Auge zu verlieren.

Wenn dann der Speed etwas gedrosselt wird, kann die Formation sogar noch mehr aus sich heraus holen. Von sphärischen Keyboardschwaden, die der gute Nozomu ebenfalls eingespielt hat, eingeleitet erinnert das rockige „Rain“ deutlich an Romeros populäreren Arbeitgeber und kann den Vergleichen durchaus Stand halten. Noch rockiger kommt „Raise Your Fist“ daher, das „OhOh“-Chöre und Keyboardfanfaren einleiten, bevor die Strophe nach vorne treibt und in die knallige Bridge mündet.
Richtiges Mainstreamfeeling verbreitet der lässige Rocker „Take Me Home“, der ruhigste Track von „Metal Souls“, ohne aber auch annähernd als Ballade durchzugehen. Wenn mich nicht alles täuscht ist der starke Bonustrack „Fight For Rock“ eine Coverversion, leider gibt das Booklet keine Informationen dazu her. Denn so ganz trägt dieser nicht die Handschrift des Japaners und ist mit seinen Hair Metalanleihen auch stilistisch etwas weiter draußen. Zuvor serviert man mit „Judgement Day“ noch den schwermütigsten Titel des Werks.

Neben Watai selbst, dessen Gitarren und Tasten immer wieder schöne Harmonien ergeben, präsentiert sich vor allem der Sänger in Topform. Romero wirft sich in jeden hymnischen Refrain und holt bei den Phrasierungen jede letzte Nuance heraus. Auch die Rhythmsection wird ihrem Ruf gerecht, Aldridge garniert die Arrangements mit knalligen Breaks und lockert so die Stücke auf, die manchmal zu sehr den Weg nach vorne suchen. Allerdings wurden seine Beiträge nicht so in Szene gesetzt, wie bei den beiden Assen zu erwarten gewesen wäre.
Obwohl das alles sauber klingt und den nötigen Druck hat, tönt es ein wenig hölzern. Da ja alles von Watai aufgenommen wurde, ist es möglich, dass sein Talent als Songwriter und Instrumentalist auch seine Grenzen hat, wenn es an die Produktion geht. Da können auch solche Koryphäen nicht mehr alles retten, sondern nur noch korrigieren. Hätte einer der beiden Toningenieure die gesamten Aufnahmen betreut, wäre sicherlich ein Hammeralbum heraus gekommen, für ein dickes Ausrufezeichen reicht es allemal. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 54:32 min
Label: Frontiers Music
Veröffentlichungstermin: 13.07.2018

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