The Hu + Tau And The Drones Of Praise (05.07.2023, Luxemburg)

TheHuAm heutigen Abend sollte der lang erwartete Eroberungszug stattfinden. Nicht Dschingis Khan persönlich aber die Krieger aus der Mongolei würden in das kleine Luxemburg mit erhobener Faust und ihrem Kampfgeschrei Hu! Hu! Hu! (Kurzwort für Mensch) einfallen und es sich untertan machen. Ob ihnen das gelungen ist, wird sich im Laufe des Berichtes feststellen lassen.

 

 

 

 

TAU AND THE DRONES OF PRAISE

Der kleine Saal der Rockhal war bereits gegen 20:15 Uhr gut gefüllt und zum Auftritt des Haupt-Acts eine Stunde später, platzte die Halle vor der Bühne und auf der Empore aus allen Nähten. Den Support machte eine für mich eher seltsame Band, die allerdings in der internationalen Presse hochgelobt wird. Das sympathische Trio aus Irland nennt sich TAU & The DRONES Of PRAISE und spielt laut Sänger und Gitarrist Sean Mulrooney aus Dublin, „Folk-Psych“, der die natürliche Welt und die lebendigen Vorfahren durch freudige Experimente und tief verwurzelte Klänge voll einbezieht. Eine inspirierte Klanglandschaft, die eklektische und exzentrische Atmosphären widerspiegelt: traditionellen irischen/keltischen Folk, Outsider-Pop, globale sakrale Musik und Drone-Rock“. Die Beschreibung des Musikstils ist ziemlich abgefahren und muss auch ein wenig von Phantasie beflügelt sein, aber in den fünf Songs, die hier präsentiert wurden, kann man sagen, dass Sean Mulrooney und seine beiden Mitstreiter die irische Folk-Rock Tradition in englischer und irischer Sprache fortführen und aufgrund der exponierten Außenseiterstellung passend zum Hauptact gut gewählt erscheint. Oder wie unser Fotograf Alex zu mir sagte:“ Ich glaube, der muss gleich einen Baum umarmen.“

Tatsächlich erklärt der irische Storyteller dann kurz darauf den Anwesenden, welche Ehre es ist, in Luxemburg zu sein und dass Luxemburg wunderschöne alte Bäume besitzt, und er Bäume liebt. Auch will die Band ihre spirituelle Energie auf das Publikum überfließen lassen, was ihnen zumindest teilweise gelingt, da es sich um eine sehr aufgeschlossene Menschenmenge handelt, und man den netten Frontmann nicht ohne geforderten Publikumschor singen lassen kann. Man kann die Musik nicht klar definieren; klar ist es Folkmusik aber man hört auch Anleihen von einer Syd Barret geprägten PINK FLOYD-Frühphase oder zieht Reminiszenzen zu Outlaw-Musik. Der Sänger jedenfalls zeigt sich zutiefst gerührt von der Teilnahme und verabschiedet sich mit einem Folksong, der gegen Ende schon in ein psychedelisches, alternatives Rockgewitter mit verzerrter Gitarre mündet. Ich denke, dass der Support hier gut als Anheizer gewählt wurde, wenn das Genre auch nicht gerade meine musikalischen Vorlieben bedient. Aber nun konnte es endlich losgehen.

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THE HU

Pünktlich um 21:15 Uhr stehen im mysteriösen blauen Licht die acht Krieger aus der Mongolei, teils traditionell gekleidet, teils im schwarzen Metal-Outfit, um im Rahmen ihrer „Rumble Of Thunder“-Tour, die weltweit stetig wachsende Fangemeinde, mit ihrer genialen Fusion aus traditioneller mongolischer Musik und Heavy Metal zu beeindrucken; der Musikstil, den „THE HU selbst „Hunnu Rock“ nennen. Und dass gelingt den Jungs ab der ersten Minute mit dem Opener „Hohochu Zairan“.

Hier passt alles; der großartige gutturale Kehlgesang (Khöömei), der Einsatz von Tsuur Flöten und vor allem die Pferdekopfgeige bilden in Verbindung mit zwei meist elektrischen Gitarren, Bass Schlagzeug und zusätzlicher Percussion einen erhabenen und voluminösen Sound, dem man sich nicht entziehen kann. Und ich dachte noch, dass zwei Stunden mit Gesang in einer derart fremden Sprache vielleicht etwas langweilig werden könnte. Von wegen; so ähnlich muss sich die Begeisterung von Amerikanern oder Franzosen für RAMMSTEIN zu erklären lassen, wenn sie den Madison Square Garden oder den Stade de France zigmal hintereinander ausverkaufen.

 

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Die Jungs aus der Mongolei lassen es mit martialischem Auftreten richtig krachen, egal ob mit dem schon drei Jahre alten „Gereg“ oder den neueren Songs wie „Shihi Hutu“. Stolz sind sie auch darauf, dass ihre Musik für das neuste Computerspiel „Star Wars-Jedi Fallen“, verwandt wurde. Das können sie auch sein, denn die Truppe zeigt eindrucksvoll, wie man Menschen in ihren Bann zieht, ohne ein Wort verstehen zu können; eine Energie, die nur durch die Musik überspringt. Allein die beiden Videos „Yuve Yuve“ und „Wolf Totem“, die natürlich nicht fehlten, wurden millionenfach geklickt; kein Wunder also, dass die Band als Friedensbotschafter der dünn besiedelten Mongolei auserkoren wurde.

Nur fürs Protokoll besteht die Band aus TS. Galbadrakh (Gala) und B. Enkhsaikhan (Enkush), welche die Pferdekopfgeige spielen, aus Frontmann G. Nyamjantsan (Jaya), der Flöte und Maultrommel spielt und N. Temuulen (Temka) an der dreisaitigen Laute Tovshuur, auch als mongolische Gitarre bezeichnet. Für den Oberton- und Kehlkopfgesang sind Jaya, Gala und Temka verantwortlich. Um den Metal einfließen zu lassen sind auf Tour Gitarrist A. Jambaldorj, Bassist B. Nyamdavaa, Drummer G. Odbayar und Perkussionist M. Unumunkh dabei und vervollständigen das Oktett. Im Interview erklärte Gala zu den doch martialischen Texten: „In unseren Songs geht es unter anderem darum, stark zu sein und für sich selbst einzustehen. Sie stehen für das Gute im Menschen. Dschingis Khan war natürlich ein Krieger und Sieger. Aber wir wollen aufzeigen, dass er auch viel für die Menschheit getan hat“. Jaya fügte hinzu: „Wir wollen den Menschen außerhalb der Mongolei nicht nur unsere Kultur, Geschichte und traditionellen Instrumente vorstellen, wir wollen die junge Generation auch dazu inspirieren, zusammenzuhalten und sich gegen die negativen Dinge in der Welt zur Wehr zu setzen. Unsere Botschaft lautet: Seid stark! Seid mutig!“. Und das ist doch eine gute und klare Aussage in einer medialen Hass-orientierten Welt, in der man kaum noch weiß was richtig und falsch ist.

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Da fliegen die langen Haare permanent, der Vorwärtsdrive der Jungs aus Ulaanbaatar ist gnadenlos; die Besucher tanzen, feuern die Band permanent mit Hu! Hu! Hu!-Gesängen an und schaffen einen beeindruckenden Geräuschpegel. Der ständigen Aufforderung“ Luxemburg…Make Some Noise“ kommt der Saal unverzüglich nach. So erscheinen die Musiker tatsächlich wie Nachfahren des berühmten Eroberers, nur dass die Pferde wohl durch Harley Davidson-Motorräder ersetzt wurden, wenn sie durch die endlosen Steppen und Wüsten reiten. Der Einklang zwischen Tradition und Moderne ist jedenfalls restlos stimmig und so verfliegt die Zeit und das Konzert ist derart kurzweilig, dass man noch stundenlang dieser beeindruckenden Band zuhören könnte. Und fest steht auch, das „THE HU“ eine Live-Band sind und hier ihr ganzes Können brachial zum Ausdruck kommt.

Im Endspurt spielen sie dann die Millionen-fach geklickten Kracher, die auch durch die visuelle Umsetzung im Internet so berühmt wurden wie „Black Thunder“, „Wolf Totem“, „This Is Mongol“ und beenden ein faszinierendes Konzert mit ihrer Version von METALLICAs „Through The Never“. (Bernd Eberlein)

 

Setlist THE HU:

Huhchu Zairan
The Gereg
Shoog shoog
Shihi Hutu
Bii Biyelgee
Mother Swan
Mother Nature
Eseerin Vasahina
Tatar Warrior
Upright Destined Mongol
Black Thunder
Yuve Yuve Yu
Wolf Totem
This Is Mongol
Encore:
Through the Never (Metallica cover)

(Fotos: Alex)

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