Rock'n'Eat: Godslave + Surrender The Crown (25.09.2020, Saarbrücken)

live 20200925 0001Lange mussten wir warten, bis es mit Konzerten wieder los ging. Aber so langsam entwickeln Veranstalter und Bands mehr oder weniger notgedrungen immer neuere Konzepte, wie man Konzerte trotz der Corona-Schutzmaßnahmen durchführen kann. Die Garage in Saarbrücken hat nun das Konzept „Rock’n’Eat“ (und parallel dazu für die, die es nicht so hart mögen, „Pop’n’Eat“) vorgestellt. Essen und gleichzeitig Rock bzw. Metal gucken klingt zunächst einmal wenig passend. Andererseits haut man sich auf dem Festival ja auch oft während eine Band spielt, was zu essen rein. Und testen muss man das ja allemal. Als erstes Konzert dieser Reihe findet am Freitag, den 26.09.2020 die Show mit GODSLAVE und SURRENDER THE CROWN statt. Wir von Neckbreaker haben uns das natürlich mal angesehen.

In der Garage hat man eine beeindruckende Szenerie aufgebaut, die sich bei der Architektur der Garage aber auch einfach anbietet. In der Mitte der Halle steht eine Bühne, die von allen Seiten einsehbar ist und drumherum sind Tische und Stühle angeordnet. Die Tische gibt es für verschiedene Gruppengrößen und man sitzt so zusammen, wie man auch die Tickets zusammen bestellt hat. Insgesamt also eine recht gesellige Sache, auch wenn man getrennt ist und nur mit Mundschutz von Tisch zu Tisch oder zur Toilette oder der Bar darf. Aber das macht zumindest optisch schon mal einiges daher.

SURRENDER THE CROWN
Den Anheizer machen SURRENDER THE CROWN, die anscheinend auch viele Fans mitgebracht haben, so wie sie von Beginn an bejubelt werden. Die Band macht aber auch einfach Spaß heute. Man merkt dem Publikum und Band an, dass sich viele nach einem Konzert gesehnt haben, und willig wird von den Zuschauern alles mitgemacht, was Sänger Matthias Braun fordert. Sei es nun, dass alle aufstehen sollen (denn das darf man ja – man darf nur nicht in der Halle rumlaufen), oder dass man den Circle Pit einfach im Kopf haben soll. Die Saarbrücker heizen das Publikum gut an, sind sehr engagiert bei der Sache und suchen immer wieder den Kontakt mit dem Publikum – natürlich auf Distanz, denn direkter Kontakt ist ja nicht. Viele Zuschauer stehen fast den gesamten Auftritt über, fleißig werden die Haare geschüttelt, applaudiert und die Hände in die Höhe gereckt, obwohl sich das doch alles so mit Abstand etwas seltsam anfühlt. Aber egal, endlich wieder ein Konzert! Leider kenne ich von der Band viel zu wenig und ich stelle fest, dass ich das dringend mal ändern sollte. Auch der Rest in der Garage ist davon so begeistert, dass man direkt mal eine Zugabe fordert, die die Band auch prompt gibt. Also soweit alles richtig gemacht. Außer, dass man jetzt echt Kohldampf hat.

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Nach SURRENDER THE CROWN beginnt dann der kulinarische Teil von Rock’n’Eat und die Hauptspeise wird serviert. Es gibt Geschnetzeltes in Currysoße (es gibt auch eine vegetarische Variante) mit Wedges und Salat. Die Meinungen an unserem Tisch gehen hierzu von „echt lecker“ bis „schmeckt gar nicht“ auseinander. Ich sage mal diplomatisch: Ich hab‘ schon besser gegessen, aber auch schon schlechter. Ich bin ja meistens dankbar, wenn es überhaupt eine vegetarische Variante gibt.

SVEN HIERONYMUS
Nach dem Essen, als alle noch etwas vollgefressen und daher wehrlos sind, da steht er auf einmal vor uns: Sven Hieronymus, der Rocker vom Hocker, der sich zunächst über sein hässliches Gesicht auslässt. Dabei ist das gar nicht so hässlich – aber die Hose! Die Hose! Hölle… Naja, auf jeden Fall legt der gute Mann dann los und auch wenn immer mal wieder der ein oder andere witzige Spruch dabei ist, ist er im Allgemeinen einfach nicht wirklich lustig. Aber er freut sich halt so, hier zu sein. „Jetzt kann ich mol e Dreivierdelstunn babbele!“ und aus dem Publikum kommt die entsetzte Antwort, die wohl vielen aus der Seele spricht: „So lang??“. Ja, man muss ab und zu schmunzeln. Aber ansonsten sind die Witze halt teilweise schon 10 Jahre alt – und waren damals schon nicht lustig. Und sich über die Texte andere Genres lustig zu machen ist jetzt irgendwie auch eher tröge, gerade wenn man sich den ein oder anderen Powermetalsongtext mal so reinzieht. Und mit den Texten der Beatles hat sich der Gute wohl auch noch nie so eingehend beschäftigt. So wirklich gebraucht hätte ich den Kerl nun nicht. Ich verstehe auch die ganze Idee dahinter nicht. Da hätte ich lieber noch eine zusätzliche Band gesehen. Aber egal. Irgendwann ist auch diese Dreiviertelstunde zu Ende und es gibt den Nachtisch, der ziemlich lecker ist. Nachteil: Jetzt ist man wirklich vollgefressen.

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GODSLAVE:
Nun ist es Zeit für den Headliner. Die Band beginnt ihren Auftritt mit einem großen Knall und wunderschöne Luftschlangen ergießen sich zu „Full Force Forward“ über das Publikum. Da ist der Name Programm. Und auch „Here Comes The Crew“ ist ein Song, zu dem man am liebsten in der Menge bangen würde – alleine, man sitzt ja doof am Tisch. Sänger Thommy fordert die Leute immer wieder zum Aufstehen auf, so wie das schon SURRENDER THE CROWN gemacht haben, aber so enthusiastisch, wie die Zuschauer noch bei der Vorband waren, sind sie jetzt irgendwie nicht mehr. Dabei gibt sich der Fünfer alle Mühe, es wird gepost, was das Zeug hält, die einzelnen Bandmitglieder wechseln immer mal wieder ihre Positionen und nutzen die runde Bühne voll aus, so dass jeder im Publikum auch jedes Mitglied mal vor sich sieht. Und so schlecht ist so eine coole runde Bühne ja nun auch wieder nicht. Ohne Corona hätte es die wohl nicht gegeben und so hat auch die verdammte Seuche etwas Gutes. Was aber nicht bedeutet, dass man Covid-19 nicht auch mal den fetten Mittelfinger zeigen sollte. Mit „Green Zone“ machen GODSLAVE genau das, und fordern das Publikum mit dem Slogan „One finger, two words“ dazu auf, es ihnen gleichzutun. Das funktioniert erstaunlich gut, wahrscheinlich weil das verdammte Corona mittlerweile jedem auf die Nüsse geht, egal ob man nun auch finanziell davon betroffen ist oder nicht. Leider ist das Publikum ansonsten aber für eine GODSLAVE-Show ungewohnt träge. Viele Leute dämmern im Fresskoma vor sich hin und es stellt sich die Frage, ob das Konzept „Rock’n’Eat“ in dieser Hinsicht so durchdacht ist. Wie auch immer, der Fünfer nutzt diese Show als Release-Party für den Re-Release der beiden Scheiben „Out Of The Ashes“ und „Into The Black“, die bereits seit längerem vergriffen und nun wieder erhältlich sind (also, wer die Scheiben noch nicht hat: Jetzt heißt es zugreifen!). Dass Gitarrist Bernie Lorig ein großer Fan von STATUS QUO ist, ist ja auch nicht mehr unbekannt, entsprechend gibt es nun auch noch eine QUO-Gedächtnis-Nummer, zu der uns Thommy mitteilt: „Das ist alles zusammengeklaut von QUO-Songs! Da ist nichts Eigenes dabei. Versprochen!“ Was da auch gut passt ist das Wedeln mit den auf den Tischen stehenden LED-Kerzen. Sieht immerhin besser aus als mit Handys und ist ungefährlicher als echte Feuerzeuge – vielleicht werden LED-Kerzen ja das neue Konzert-Gadget? Es passt zumindest zu der trägen Stimmung bei GODSLAVE, die im Publikum vorherrschte, obwohl die Band sich nun wirklich alle Mühe gegeben hat und die meisten Leute wohl auch wegen GODSLAVE vor Ort waren.

Setlist GODSLAVE:
Full Force Forward
Here Comes The Crew
10/10
Demon
Burn You All
To The Flame
Green Zone
God Slave The Queen
Bloodbound Pack
Releaseparty zu out oft he ashes und …
Slaves to the black
Saar brü keeeeeen
Rock On, Man
I Am Legion
Scholar Eclipse

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Hier zeigte sich wohl wirklich der größte Nachteil von Rock’n’Eat. Die Leute sind nach dem Essen einfach zu vollgefressen und träge, um noch aufstehen und mitmachen zu wollen. Oder zu können. Da sollte man das Prinzip vielleicht nochmal überdenken und entweder weniger harte Bands buchen (vielleicht mal was proggiges?) oder etwas leichtere Küche anbieten, die nicht ganz so schwer im Magen liegt. Oder vielleicht den Hauptgang später servieren? Aber dann stirbt ja die Hälfte des Publikums vor Hunger und kann dann vor lauter Entkräftung wieder nicht mitmachen. Schwieriges Thema. Aber mal sehen, wie sich das Konzept weiter entwickelt, denn nach dem erfolgreichen Auftakt hat die Garage mittlerweile noch weitere Events dieser Art angekündigt. Und ich werde auch gerne wieder kommen, denn alles in allem hat der Abend richtig Spaß gemacht. (Anne)

Fotos: Klaus

 

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