RPWL + Aaron Brooks (26.04.2019, Aschaffenburg)

rwpl tourflyerNur ein paar Tage nach Veröffentlichung ihres achten Studioalbums "Tales From Outer Space" ging es für die Freisinger zu dem Thema auf Tour. Da man hier kein allzu starres Konzept vertonte, könnten RPWL nach dem "A New Dawn"-Zyklus wieder etwas befreiter musizieren. Die bislang beste Chartplatzierung hierzulande dürfte der Formation zusätzlichen Auftrieb gegeben haben. Für den ausgestiegenen Werner Taus stand bei der Konzertreise Sebastian Harnack (SYLVAN, BLIND EGO) mit dem Langholz auf der Bühne. Für das Vorprogramm wurde ebenfalls ein guter Bekannter verpflichtet, AARON BROOKS sang bei den mittlerweile aufgelösten SIMEON SOUL CHARGER, nun ist er solo immer noch beim Label des Hauptacts unter Vertrag. NECKBREAKER war für Euch im wunderbaren Colos-Saal um den Erzählungen aus dem All zu lauschen.

AARON BROOKS
Obwohl er auf Platte viele Musiker versammelt hatte, welche "Humunculus" zu einem farbenfrohen Exkurs hatten werden lassen, wählte der in Deutschland gestrandete US-Amerikaner den reduziertesten aller Wege. Nur mit seiner Klampfe bewaffnet trat er auf die Bühne, um seine Stücke zum Besten zu geben. Sonst nichts, nicht einmal ein Schellenkranz oder andere percussive Hilfsmittel. Ein mutiger Schritt, da der ganze Fokus auf dem Protagonisten liegt, der seine Kompositionen auch nicht in der Art und Weise vortragen kann, welche seine Fans gewohnt sind. Charisma ist etwas was einem in der Situation hilft und darüber verfügt der viel gereiste reichlich.

Schon das Auftreten versprühte eine gewisse Lockerheit, ja Sorglosigkeit, mit der man sich dem Publikum stellen kann. Cowboy-Boots und zerschlissene, eher enge Jeans verströmten einen Hauch von Achtziger-Rockstar, oberhalb des auffälligen Gürtels kehrten buntes Hemd, Jäckchen und Hut den Hippie heraus. So nahm er dann die Aufgabe ganz alleine den Saal aufzuwärmen auch ganz selbstverständlich. Man merkte ihm seine Bühnenerfahrung schon an, er wusste das Publikum zu nehmen, seine ausdrucksstarke Stimme war dabei sicherlich nicht hinderlich. Immer wieder kamen launige Ansagen, bei denen er aus dem Leben plauderte oder die Hintergründe zu den Songs erklärte.

Sein Set startete er mit dem SIMEON SOUL CHARGER-Stück "Heavy", um dem Publikum etwas Bekanntes zu präsentieren. Meist hielt er sich in ruhigen Klangfarben wie in "Pain Is What Makes Us" auf, nur selten wechselte er in den Country Boogie-Ryhthmus, doch die eindringliche Erzählweise sorgte für eine hohe Aufmerksamkeit. Natürlich fehlte die ganze ursprüngliche Begleitung, weswegen Brooks dem Publikum riet, sich diese einfach vorzustellen. Das funktionierte sogar, bei "I´m Afraid" kamen bunte, beatleske Psychklänge im Kopf des Autors auf.
Leichter war es hingegen sich den Blues in "Nobody Knows What It´s Like To Be Someone Else" vorzustellen, obwohl es da ja um unmögliche Vorstellungskraft dreht. Doch mit dem tollen  LEAD BELLY-Cover "Where Did You Sleep Last Night" lieferte er die geistige Vorlage dazu. Das blieb nicht die einzige Fremdkomposition, "Space Oddity" von DAVID BOWIE passte vorzüglich ins Programm und öffnete die Tür für das Konzept vom Headliner des Abends. Witzigerweise war es dann eine alte Bekannte von ihm unter den Zuschauern, die ihn bei seinem souveränen Vortrag einmal aus dem Konzept brachte.

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RPWL
Nach ein paar kruden Coverversionen vom Band, gab es von dort ein Sammelsurium an Titelmelodien von Science-Fiction-Filmen und Serien zu hören. Nach und nach dämmerte es den Zuschauern, dass sie sich schon mitten in der Show befanden, bevor auch nur ein Musiker die Bühne geentert hatte. Das war neben einem Alien, das die ganze Zeit schon vorm Keyboard von Yogi Lang hing die Einstimmung auf das Thema, welches die Show doch sehr prägen sollte. Der Headliner startete nämlich mit der kompletten Aufführung des aktuellen Langeisens in die Show und nahm die Anwesenden mithilfe von Videos im Hintergrund auf eine Reise mit, die Außerirdische auf unseren Planeten führte. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen wurde das Publikum, nachdem die Bandmitglieder ihre Positionen innehatten, in bester "Men In Black"-Manier geblitzdingst.

Und schon wogte sich Kalle Wallner in die breiten, flächigen Riffs des Openers, die markant die Basis für die vielen Spielereien seiner Kollegen legte. Er war es auch, der die Show immer wieder an sich riss, ganz vorne an der Rampe auftauchte, seine Gitarre präsentierte und die Zuschauer animierte. Doch am stärksten war der Mann wenn er ganz bei sich und seinem Instrument war, sich voll und ganz in seinen feinen Leads und Soli vergrub, dabei oft die Augen schloss und den Colos-Saal wirklich Raumschiff-mäßig abheben ließ. Sein Spiel hat so eine Wärme, so eine Lyrik wie es nur ganz wenige neben ihm hinzuzaubern vermögen, sein offensichtliches Vorbild David Gilmour vielleicht oder der viel zu früh verstorbene Pjotr Grudzinski. Neben seiner Agilität war es auch noch Harnack, der viel unterwegs war, immer wieder die Seiten tauschte und der Band einen offensichtlichen Kick geben wollte.

Dahingegen blieb Sänger Yogi Lang eher blass, er scheint die Frontrolle immer noch nicht so richtig angenommen zu haben, fühlte sich im Schutz seines Keyboards deutlich wohler. Das war dieses Mal etwas weiter vorne platziert, so dass er nicht immer zu seinem Kollegen Markus Jehle auf den Riser musste. Mittlerweile überlässt er diesem auch einen Großteil der Soli, vor allem den Moog betätigte er früher gerne selbst. Doch Jehle hat sich zu einem großartigen Tastenmann entwickelt, der auch mehrere Klangschichten wie die von Orgel und blubbernden Synthesizern übereinander schichten kann. Wie viele seiner Kollegen setzt auch er auf die riesige Soundbibliothek der Nord-Instrumente, die es ihm erlauben alles originalgetreu rüber zu bringen, ohne gleich einen zweiten LKW für die Tour mieten zu müssen.
Lang lieferte ihm da oft nur atmosphärische Unterstützung, wobei ihm bei den Shows zum neuen Album eben dies keine Unterstützung mit theatralischen Elementen gab. Zwar flimmerten durchweg Science-Fiction - oder apokalyptische Bilder und Installationen über den Bildschirm, ihm blieb mit seinem warmen Timbre nur die Rolle des Erzählers. So konnte er sich nicht in all die Rollen des "New Dawn"-Zyklus flüchten, von dem im Set auch nur ein Song auftauchte. Hinter all den Masken und Verkleidungen ging er mehr auf, wobei ich erwartet hätte, dass er irgendwann die Alien-Maske aufsetzt. Gesanglich überzeugend war so sein Auftreten ähnlich bieder wie sein Anzug, die Ansagen gerieten erklärend aber etwas trocken.

Ihm gelang es aber dem neuen Konzept mehr Leben einzuhauchen als auf der Platte, sie mehr zu einem Gesamtwerk zu bündeln. Auch klanglich profitierten diese von der Live-Situation und kamen druckvoller rüber, was vielen Details wie den Drumbreaks mehr Platz einräumte. Hier konnten sich die Stärken der Songs entfalten, zusammen mit den Installationen entwarfen sie ein Bild vom Zustand der Welt, den Lang ausdrucksvoll besang. Mit der kürzeren Laufzeit blieben danach mehr Gelegenheiten für die Klassiker der Band, wobei die Auswahl erwartungsgemäß ausfiel. Mit dem Bob Dylan-Cover konnte man aber eine Überraschung mit rein packen, die sehr gut beim Publikum ankam.
Noch besser kam natürlich die obligatorische Hymne vom "World Through My Eyes"-Opus am Ende des regulären Sets, die von vielen Zuschauern mitgesungen wurde. Ebenso unverzichtbar natürlich eine PINK FLOYD-Hommage in der Zugabe, welche sich RPWL sehr zu Eigen gemacht und an dem Abend auf epische Länge gestreckt haben. Zwei Stunden Spielzeit wurden mit der zweiten Zugabe überschritten, bei der die Fans noch einmal alles gaben und danach immer noch nicht genug hatten. Bei der Verabschiedung streckte der Fünfer die Köpfe kurz zusammen, schnappte sich das Handwerkzeug und setzte noch einen obendrauf, um dem wunderbaren Klangerlebnis die Krone aufzusetzen und den Colos-Saal in den Nachthimmel entschweben zu lassen. (Pfälzer)

Setlist RPWL:
A New World
Welcome To The Freak Show
Light Of The World
Not Our Place To Be
What I Really Need
Give Birth To The Sun
Far Away From Home
Hole In The Sky
Sleep
Masters Of War
Trying To Kiss The Sun
Roses
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Cymbaline
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Unchain The Earth
Breathe In, Breathe Out

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