Amorphis - Halo

amorphis halonb mehrfachwertungEin neues Album von AMORPHIS. Ich kann jetzt nicht gerade behaupten, dass ich sehnsüchtig drauf gewartet hätte. Obwohl ich die Finnen eigentlich sehr mag. Aber irgendwie war mir nach dem letzten Album auch ein wenig die Lust vergangen, hatte ich mich etwas sattgehört. Andererseits waren AMORPHIS noch nie auch nur annähernd schlecht und mir haben alle ihre Alben immer mehr oder weniger gut gefallen. „Queen Of Time“ eher weniger gut. Die Scheibe war einfach zu gewöhnlich, zu glattgebügelt, zu überfrachtet, in Teilen dann aber auch zu experimentell. Man hatte den Eindruck, dass überall, wo noch was reinpasste, irgendein Effekt, ein besonderes Instrument oder sonst was reingepresst werden musste. Das war einfach zu viel und auch die Produktion hat mir nicht gefallen. Insofern hatte ich dann fast schon etwas Angst vor der neuen Platte.

Zumal hier ja auch wieder Jens Bogren an den Reglern saß. Aber ich war ja nicht der einzige, dem es mit „Queen Of Time“ so ging, und vielleicht hat sich Jens Bogren diese Kritik auch zu Herzen genommen. Denn so viel sei vorweg gesagt: Ich war gleich beim ersten Hören angenehm überrascht. Man verliert sich nicht mehr in endlosen Spielereien, sondern kommt direkt auf den Punkt. Ohne jedoch auf das eine oder andere schmückende Element zu verzichten. Oder auf die typischen AMORPHIS-Trademarks. Ob das jetzt positiv oder negativ ist, das muss wohl jeder für sich selbst bewerten. Ich bin da auch etwas hin- und hergerissen.

Auf der einen Seite bin ich etwas genervt, dass sich viele AMORPHIS-Alben so sehr ähneln. Auf der anderen Seite haben sie natürlich ihren ureigenen, unverkennbaren Sound geschaffen und perfektioniert, warum sollten sie also davon abweichen? Einiges von dem, was man auf „Queen Of Time“ im Übermaß verwendet hat, setzt man nun auf „Halo“ deutlich pointierter ein. Seien es jetzt die Backgroundchöre, der weibliche Gesang oder die orientalisch anmutenden Elemente.

Beim ersten Hören dachte ich, dass das Album härter als sein Vorgänger ist, aber das stimmt nicht wirklich. Im Grunde gehen die härteren Parts nur nicht so im Soundbrei unter, der mich bei „Queen Of Time“ gestört hat. Tatsächlich sind die Songs vielleicht sogar noch ruhiger, oder zumindest sprechen mich die ruhigeren Songs hier mehr an. Da ist z.B. „The Moon“, bei dessen ersten Takten man auch an DARK TRANQUILLITY denken könnte und das gerade mit seinen schönen ruhigen, getragenen Melodien begeistern kann, bevor das Stück doch noch eine angenehme Härte entwickelt.

Manche starten auch eher vertrackt, entwickeln sich dann aber doch noch zum Ohrwurm, wie „Windmane“, dessen zweite Hälfte einfach unwiderstehlich ist. „When The Gods Came“ erinnert mit seinem markanten Intro an „Rain“ von Warrel Dane – das Element wurde davor aber schon bei BARREN EARTHs „On Lonely Towers“ verwendet – und ich behaupte mal, dass es eher daher kommt. Dass „Seven Roads Come Together“ der siebte Song auf dem Album ist, befriedigt meinen inneren Monk ungemein. Das möchte ich an dieser Stelle mal festhalten.

Und dann gibt es ja auch noch die Songs, die einfach sofort ins Ohr gehen. „A New Land“ zum Beispiel, das schon mit einer Ohrwurmmelodie startet und einfach ein richtig guter Song ist, der von Anfang bis Ende Spaß macht. Meiner Meinung nach einer der besten des Albums. Auch der Titelsong „Halo“ gehört zu den besten, die dieses Album zu bieten hat. Hier findet man nahezu alle Elemente, die leisen, stillen Töne, eine angenehme Härte und wunderschönen weiblichen Gesang, der Tomis Stimme perfekt ergänzt.

Mein Favorit ist jedoch der letzte Song des Albums, und obwohl mir AMORPHIS in ihren härteren Phasen eigentlich besser gefallen hat es mir „My Name Is Night“ besonders angetan. Ein sanfter und zarter Song, der mit Akustikgitarren eingeleitet wird und auf dem man wieder das perfekte Zusammenspiel von männlichem und weiblichem Gesang hören kann. Vielleicht die Quotenballade, vielleicht aber auch einfach ein verdammt toller, für die Finnen eher ungewöhnlicher Song, der stellenweise auch an die letzte SWALLOW THE SUN erinnert.

Am Ende ist „Halo“ im Grunde wieder ein typisches AMORPHIS-Album geworden, man setzt auf die bekannten Trademarks der Band, der stete Wechsel zwischen Cleangesang und Growls verleiht den Songs eine gewisse Spannung – aber das kennt man als Fan ja alles schon. Wirklich neu ist das hier nicht, aber das erwartet ja auch keiner. Und will vermutlich auch kaum jemand. Was auf „Queen Of Time“ noch gestört hat, wurde deutlich reduziert und von daher kann man eigentlich nur sagen, dass die Finnen mit ihrem neuesten Album alles richtig gemacht haben. (Anne)


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 55:36 min
Label: Atomic Fire Records
Veröffentlichungstermin: 11.02.2022

 

Bewertung:

 

Anne8,0 8 / 10

 


Andreas 6,5 6,5 / 10

Maik8,0 8 / 10

Matthias9,5 9,5 / 10

 Jochen7,07 / 10


amorphis halo groß

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