Michael Jackson ist mit einem neuen Album zurück!
Nein, Kommando zurück – der dunkelhaarige, grellweiß angestrahlte Herr auf dem Cover, dem eine geltriefende Haarsträhne vor den Augen baumelt und dessen grazile Gesichtszüge ein wenig an den ehemaligen „King of Pop“ erinnern – ist lediglich ex-POISON- / ex-MR. BIG-Gitarrist und Solokünstler Richie Kotzen.
2002 bis 2004 hat Richie im Jahresrhythmus veröffentlicht – zum neuen „Into The Black“ hat es dann jetzt gut doppelt so lange gedauert – und wieder ist es ein Soloalbum im wahren Wortsinn geworden – Richie hat die Songs nicht nur selbst geschrieben, sondern auch alle (!) Instrumente persönlich eingespielt und das Scheibchen dann auch noch produziert.
Ob er die CD-Rohlinge auch noch eigenhändig ins Presswerk legt, wird nicht erwähnt – aber dafür prangt in großen Lettern „parental advisory“ auf dem Cover…
…der bislang bestenfalls im Midtempobereich rockende Mr Kotzen wird doch nicht etwa urplötzlich den ultrabrutalen Rebellen heraushängen lassen wollen? Bereits der Refrain des angenehm daherrockenden Openers You Can´t Save Me erklärt den parental advisory-Stempel die Anzahl an Kombinationen mit dem Wort fuck ist schon fast rekordverdächtig.
Abgesehen davon weiß die Nummer sehr zu gefallen Richie spielt gekonnt mit den Wechseln zwischen ruhigen und explosiven Passagen und liefert ebenfalls eine ansehnliche stimmliche Performance ab.
Ach ja diese fuck-Eskapaden sind denn wohl auch der einzige Grund für den ansonsten überflüssigen Aufkleber die übrigen Texte sind nämlich deutlich harmloser und gehen sogar eher als deutlicher Pluspunkt für die Scheibe durch
Der Opener hat ebenfalls direkt die Grundstimmung festgezurrt die neun übrigen Tracks weisen keine größeren Überraschungen mehr auf das Erfreulichste daran ist, dass es hier keinen Ausrutscher in schnulzige Balladen gibt zwar ist das Material über weite Strecken eher gemäßigt und Richie Kotzen stößt ebenso wenig in gehobene Geschwindigkeitsregionen vor aber immer ist genügend Drive vorhanden allen voran beim flott rockenden Misunderstood.
Schon mit dem 2004er-Werk Get Up tönte Richie bisweilen nach GLENN HUGHES und Into The Black setzt den Trend in Richtung Bluesrock vehement fort.
Von der Instrumentalseite kann man an keiner Stelle etwas bemängeln aber gesanglich müht sich Richie an manchen Stellen etwas zu sehr ab oder klingt wie bei Fear oder dem für fünf Minuten Spielzeit doch etwas langatmigen Doin´ What The Devil Says To Do passagenweise einfach nur nölend.
Demgegenüber stehen aber auch gesanglich herausragende Nummern wie The Shadow als definitiver Höhepunkt des Albums oder auch das mit genialen Gitarrenlicks versehene Till You Put Me Down.
Für Richies Verhältnisse richtig hoch her geht es bei Sacred Ground und Your Lies wobei mich Letzterer durchgängig irgendwie immer an ein AC/DC-Riff erinnert
Dafür ist dann bei Livin´ In Blues der Name Programm und My Angel bildet stilistisch ähnlich einen würdigen Abschluss.
Richie Kotzen ist meinem Wunsch im Review zur letzten Scheibe gefolgt und hat sich ein paar Monate mehr Zeit genommen, um Into The Black einzuspielen.
Und in der Tat: Auf dem Album gibt es keinen wirklichen Ausrutscher mehr zu beklagen
allerdings leider auch keinen wirklichen Killertrack.
So bleibt Into The Black doch wieder nur technisch einwandfreier Bluesrock im gehobenen Mittelfeld.
Note: 7,5 / 10
Anspieltipps: You Can´t Save Me, The Shadow, Till You Put Me Down
VÖ: 08.12.2006
Spielzeit: 44:41 min
Titel: 10
Label: Frontiers Records
(Naglagor)