Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger durfte quasi jeder Musik der härteren Art machen, Thrash- und Death-Metal-Bands sprossen überall hervor, und der Erfolg ließ auch meist nicht lange auf sich warten...zumindest wenn man aus dem populärsten Teil des amerikanischen Kontinents kam. Doch eine Band versuchte zu dieser Zeit, die damaligen Throninhaber SLAYER von ihrem Platz zu schicken, und diese Band kam auch noch aus Brasilien, einem Land, das genug Futter bekommt für gesellschaftskritische und brutale Musik. SEPULTURA machten den südamerikanischen zum Augenmerk der hartemetallischen Front, und so kamen auch nach und nach andere Bands aus dem Dschungel in die Großstädten. Eine davon hörte auf den Namen SARCOFAGO und war irgendwie ein Ableger der südamerikanischen Pioniere.
Wenn man heutzutage eine Platte wie „Morbid Visions“ oder auch „Schizophrenia“ anhört, kann man kaum glauben, welch schneller und großer Erfolg diese Alben für SEPULTURA hatten. Gerade soundtechnisch wird so etwas heutzutage direkt durchgewunken, aber damals zählte eben noch mehr zur Erfolgsgeschichte – Selbstdarstellung, spielerische Finessen und Ausloten von Extremen. All das hatten SARCOFAGO auch beherzigt, auch wenn das Bandfoto von damals eher für Lacher sorgt als ernstzunehmen ist.
Diese drei jungen Burschen machten das Beste aus ihren Instrumenten und nahmen fleißig Songs auf, die sich meist mit der Verachtung des Leibhaftigen beschäftigte, wie man dem Cover von „Rotting“ schon andeutungsweise entnehmen kann. Das fast als EP durchgehende Album machte im Underground ganz schön die Runde und verhalf dem Trio zu einem ungeahnten Ansehen in der Metal Community. Ihre extreme und kompromisslose Art begeisterte über den Kontinent hinaus und bereitete den Weg für weitere Alben. Der Kultfaktor und das Kielwasser ihrer Landsmänner ließen SARCOFAGO zum Geheimtipp werden. Wenn auch die Erfolgswelle nie sehr hoch schwappte und recht schnell wieder abebbte, so sind ihre Scheiben dennoch bis heute ein gut gehüteter Schatz in der Sammlung vieler Fans.
Mit diesem Re-Release wird der Band im heutigen Zeitalter erneut gehuldigt, und die Nostalgiewelle macht somit auch nicht vor der extremen Untergrundmusik halt. Wenn auch der Nachfolger „The Laws Of Scourge“ technisch und musikalisch deutlich reifer war, so ist doch diese kurze LP sehr unterhaltsam und hörenswert. Am miesen Sound wurde auch nichts mehr weiter geschraubt, Bonusmaterial gibt es auch nicht, aber als Fan der ersten Stunde sollte man sich diese Scheibe schon jetzt zulegen, zumal das alte Label schon lange die Schotten dicht gemacht hat. Der Konflikt mit SEPULTURA führte somit zu guter Letzt doch noch zu etwas Gutem, nämlich der Popularität brasilianischer Metalbands. Eine Reunion wird es dennoch nicht geben...nicht noch einmal. (Jochen)
Bewertung:
- / -
Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 32:34 min
Label: Greyhaze Records
Veröffentlichungstermin: 02.09.2016
