Richie Sambora - Aftermath Of The Lowdown

richie-sambora-aftermath-lowdown-3465Selbst die ganz großen unter den Rockstars sind vor persönlichen Schicksalsschlägen nicht gefeit. Auch sie sind trotz aller Vergötterung des Publikums nur Menschen. Ein ganz gutes Beispiel dafür ist sicherlich RICHIE SAMOBORA, der in den letzten Jahren mehr in der Klatschpresse als musikalisch von sich reden machte. Damit soll nun Schluss sein, die Probleme hat er mittlerweile im Griff und schaut wieder nach vorne. Weil seine Stammformation BON JOVI sich gerade eine Pause gönnt, nahm er nach 14 Jahren wieder ein Solo-Album in Angriff. Auf "Aftermath Of The Lowdown" thematisiert er die zurückliegenden Ereignisse, quasi als eine Art Katharsis.

Waren die ersten beiden Soloausflüge "Stranger In This Town" und "Undiscovered Soul" eher klassische Gitarristen-Alben, so zeigt sich das dritte zu Beginn deutlich songorientierter. "Burn That Candle Down" rockt mit starkem Funk-Einschlag recht locker drauf los. Diese groovigen Klänge kennt man von dem Axtmann am ehesten aus der "Keep The Faith"-Phase. Hier werden allerdings sowohl die Stimme als auch die Gitarre ziemlich stark verzerrt, was die Nummer ein wenig unzugänglich macht. Dabei knallen die Arrangements im Refrain richtig gut.
Dass sich RICHIE SAMBORA hier austoben will, deutet er beim folgenden "Every Road Leads To You" schon ein Sück weit an. Bombastische Streicher- und Pianoklänge, die man eher diesseits des Atlantiks bei MUSE oder U2 vermuten könnte. Am ehesten an seine bisherigen Solowerke erinnert "Taking A Chance On The World", das wieder diesen leichten Blues-Einschlag hat. Der lockere Akusitk-Auftakt steigert sich im Refrain und eine Orgel sorgt für wohlige Wärme. Ähnlich bluesbasiert präsentieren sich noch das ebenfalls groovende "Sugar Daddy" und die melancholische Ballade "Weathering The Storm".

 

Hier fällt das Geschick des Multimillionärs für sich toll steigernde Dynamikbogen auf, die in den Refrains explodieren. Alle Melodien können da freilich nicht mithalten, vor allem der Alternative-Pop-Track "Nowadays" ist doch arg belanglos. Auch ein wenig Drive lassen Titel wie "Always Walk Beside You" und "You Can Only Get So High" vermissen, die dem Singer/Songwriter-Material seines Kompagnon ein wenig zu ähnlich sind. Sicherlich gute Kompositionen, aber bei einem Soloalbum sollte man ja ein wenig auf eigenen Pfaden wandeln. Überhaupt stehen die Melodien auch hier sehr im Vordergrund.

Dass er es auch anders kann, beweist RICHIE SAMBORA beim kernigen Hardrocker "Learning To Fly With A Broken Wing", wo er seine Axt schön rauchen lässt. Gerade bei seinen Soli läuft er zu Hochtouren auf und zeigt, dass er ein echter Könner ist. Bei mancher Länge in den Songs kommt man sich ein wenig vor wie Steve Vai auf der WHITESNAKE-Bühne. Aber wenn, dann kommt er richtig, sowie in "Seven Years Gone", einem Kracher, auf den man von BON JOVI schon seit 20 Jahren wartet. Auch wieder ein sehr ruhiger Beginn, der immer mehr anzieht und am Ende so richtig loskracht, wenn die Saiten unter den flinken Fingern losjaulen.

"Aftermath Of The Lowdown" ist ein durchaus gelungener Dreher, der vor allem die Zielgruppe ansprechen dürfte. Gitarren-Nerds kommen phasenweise auch auf ihre Kosten, nur für die Bluesfans bot "Stranger In This Town" ein wenig mehr. Auch der Mix wirkt ein bisschen zu steril und auf Airplay getrimmt. Das bekommt er damit wohl kaum noch im Übermaß, vor allem, weil es die am weitesten vom Mainstream weg tendierenden Stücke sind, die überzeugen können. Mal sehen, ob er von den Riffs sich noch ein paar für das nächste Album seiner Stammband aufgehoben hat.

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 51:25 min
Label: Warner Music
Veröffentlichungstermin: 17.09.2012

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